Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Triana
Vom Netzwerk:
Nach Yoli suchen. Mit jemanden reden, der halbwegs zurechnungsfähig war.
    »Wie auch immer, ich mach es natürlich nicht«, sagte sie und reckte ihren langen Körper. »Auch wenn das Angebot steht. Ich wollte euch nur mal erzählen, was die Jungs so drauf haben.«
    »Sie klingen ja wirklich reizend«, sagte Alma mit ihrer Alte-Dame-Stimme. »Einfach hinreißend.«
    Na gut. Ich war ein bisschen enttäuscht. Ich konnte mir Killian, die interessant genug für einen soliden Hollywoodfilm war, in so einem Mist nicht vorstellen, und wenn es auch nur aus dem Wunsch geschah, mal spontan zu sein. Warum sie den Drang verspürte, zu rebellieren, war mir schleierhaft. Ich weiß, dass ihre Eltern vielleicht nicht ständig da waren, aber sie vernachlässigten sie doch auch nicht. Na ja … ein bisschen schon. Egal. Das Verrückteste, das ich mir für diese Kreuzfahrt vorstellen konnte, war vielleicht, einen anderen zu küssen.
    Pfui, Fiona! Warum denkst du denn so was?
    Plötzlich hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil mir Lorenzo so gar nicht fehlte. Während der gesamten Fahrt über die kurvigen Bergstraßen versuchte ich diesen Gedanken zu verdrängen. Aber ständig spielte ich mit meinem Armband.
    Vom Körper weg: Herz zu haben.
    Zum Körper hin: Herz vergeben.
    Weg.
    Hin.

    Weg.
    Hin.
    Ganz kurz ließ ich es bei »weg«. Nur um zu sehen, wie das aussah.

Tag 4, 18.28 Uhr
    Auf See
    Es zog mich mit aller Macht in die Kissen zurück, aber ich war schließlich nicht auf dieser Kreuzfahrt, um zu schlafen. Deshalb zwang ich mich, aufzustehen und mich in der Kabine umzusehen. Ob ich wollte oder nicht, ich musste wieder hinaus und nach Yoli suchen oder allein einen Film ansehen. Der Tag war zu seltsam gelaufen, um ihn einfach abzuhaken. Und schlimmer konnte es ja wohl nicht werden, oder?
    Streicht das.
    Ich duschte kühl in dem winzigen Bad, dann rieb ich mir den ganzen Körper mit Aloe Vera-Lotion ein. Hallo, Spiegel. Hmm, die hammermäßige Bräune musste in einem hammermäßigen Outfit präsentiert werden. Ich durchwühlte Yolis Fächer und warf mich in ihr leuchtend grünes Minikleid mit den winzigen Blüten um den Saum. An mir war es ein bisschen kürzer als an ihr, weil ich zehn Zentimeter größer bin als sie, aber es betonte die frische olivbraune Farbe meiner Haut. Wenn mich Lorenzo darin sehen würde, würde er ausrasten.
    Lorenzo. Ich dachte an mein Armband und drehte den Haken so, dass er zum Körper hin zeigte. Auch wenn Lorenzo manchmal ein Idiot ist.

    Die Temptress ließ Tortola hinter sich. Ich bedauerte, dass die Insel verschwand und immer kleiner wurde, während wir aufs Meer hinausfuhren. Auf dem oberen Deck waren Unmengen von Menschen, die hinübersahen, als würde ihnen die Insel auch schon fehlen. Als ich einen besseren Ausblick hatte, bemerkte ich jedoch, dass sie den Sonnenuntergang beobachteten: einen feurigen orangefarbenen Ball, der hinter den Bergen verschwand. Der Himmel rot und lila, und dunkelrot im Osten. Bilder einer Ausstellung am Himmel.
    »Hast du schon mal so was Schönes gesehen?«
    Erschrocken drehte ich mich um.
    Raul.
    Er stand da, die Hände in den Taschen, und lachte. »Entschuldige. Das klang viel abgedroschener als beabsichtigt.« Er wandte sich wieder dem Sonnenuntergang zu, und sein Gesicht und sein weißes Hemd, das sich im Wind bauschte, glühten im orangefarbenen Licht. Ich versuchte, ihn nicht als den gut gebauten Kerl mit adeligem Blut auf dem bunten Bild eines Kitschromans zu sehen.
    »Stimmt, schon ein bisschen.« Für ein Mädchen mit festem Freund lachte ich ihn viel zu breit an.
    »Ich nehm’s zurück.« Er sah zu Boden, dann wieder zum Sonnenuntergang. »Aber es ist doch so, oder?«
    Ich sah nur strahlende Zähne, Grübchen und wahnsinnig tolle honigbraune Augen. »Was ist wie?«, fragte ich, weil Trottel auch bei einfachen Gesprächen den Faden verlieren.
    »Der Sonnenuntergang.« Seine Augen flimmerten. Ich wusste gar nicht, dass Augen flimmern konnten. Ich hatte das Gefühl, dass mir jemand mit einem Buch auf den Kopf gehauen hätte. Reiß dich zusammen, Fee.
    »Ja, ganz unglaublich.« Durfte ich weiter mit ihm reden? Oder würde ich Lorenzo damit hintergehen? O Gott, das
klang selbst in meinem Kopf total dämlich. So ein Blödsinn. Ich kann doch mit dem Typen reden.
    »Wo sind denn deine Freundinnen?«, fragte er.
    »Ach, äh, ich weiß nicht so genau.« Ich sah mich um, in der Hoffnung, vielleicht eine von ihnen zu sehen. Ich befand mich in einer Situation, die sie

Weitere Kostenlose Bücher