Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
der Atem ausgegangen. Teresa schlug einen Spaziergang auf der Promenade vor, die den Hyde Park mit dem Palast im Kensington Village verband, und die anderen stimmten zu. Alexander bot Teresa den Arm, und sie nahm ihn mit einem dankbaren Lächeln.
Als Arabella und Lord Petre die Ringbahn erreichten, drängten sich dort Kutschen und Equipagen aller Art. Wappenschilder glänzten auf den hellen Täfelungen der Türen; livrierte Diener nahmen Haltung an und nickten Lakaien anderer Kutschen hochmütig zu. Türen gingen auf und entluden ihre mondäne Fracht in einem lichten Schimmer aus Federn und Seide.
Und mitten hinein in all diese Pracht ritten Arabella und ihr Ritter. Sie taten es mit einer Selbstsicherheit, die ihrer absoluten Gewissheit entsprang, das ansehnlichste und beneidenswerteste Paar der hier versammelten Gesellschaft zu sein. Lord Petre wandte sich zu ihr um, sagte ihr etwas Heiteres und neigte dabei seinen Kopf so dicht zu ihr, dass an ihrer Intimität kein Zweifel mehr bleiben konnte. Arabella konstatierte es mit größtem Vergnügen, doch – wohl wissend, dass sie unablässig beobachtet wurde – trug sie genau die Portion Selbstwertgefühl zur Schau, die notwendig war, ihre Gleichgültigkeit gegenüber der öffentlichen Aufmerksamkeit zu demonstrieren.
Nach ein paar Runden über die Ringbahn stiegen sie ab, um Freunde zu begrüßen. Lady Salisbury und Henriette Oldmixon begrüßten sie mit herzhaftem Gelächter von ihren glänzend gestriegelten Pferden herab, und der Duke of Beaufort und Lord Salisbury gesellten sich mit anderen Bekannten, denen sie beim Reiten begegnet waren, zu Fuß dazu. Alle redeten fröhlich durcheinander, als Lord Petre Arabella am Ellbogen berührte.
»Entschuldigst du mich einen Moment?«, bat er leise. »Ich sehe da drüben auf der anderen Seite vom Ring meinen Freund James Douglass.«
Arabella folgte seinem Blick hinüber zu Douglass und sah, dass er sie eindringlich beobachtete.
»Natürlich!«, sagte sie, obwohl ihr Douglass’ starrer, bohrender Blick unbehaglich war. Sie vermutete, das Treffen musste etwas mit Lord Petres Plan zu tun haben, über den sie an jenem denkwürdigen Tag in seiner Wohnung gesprochen hatten, und sie wandte sich betont selbstbewusst den anderen zu in der Erwartung, sie würden fragen, weshalb Lord Petre denn fortgegangen sei. Aber die waren durch die Freunde des Duke of Beaufort abgelenkt und hatten es gar nicht bemerkt.
Lord Petre hatte gewusst, dass Douglass an diesem Nachmittag hier am Ring sein würde. Sie waren verabredet. Jedes Mal, wenn er mit Arabella auf seiner Runde zu ihm hinblickte, hatte Douglass den Blick diskret nickend erwidert, sodass lediglich Lord Petre es bemerkte. Zum ersten Mal widerstrebte es Lord Petre, sich mit ihm zu treffen. Er trennte sich höchst ungern von Arabella, denn plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sie, indem er sie zu diesem Geheimtreffen mitnahm, unwissentlich in Gefahr brachte. Aber er musste sich Douglass’ Neuigkeiten anhören.
Als Lord Petre angeritten kam, meinte Douglass: »Welch hübscher Beritt heute, Mylord.«
Lord Petre überhörte seinen anzüglichen Ton. »Warten Sie schon lange?«
»Seit der Zeit, die wir vereinbart hatten«, antwortete Douglass. »Aber ich habe mir die Zeit mit Zärtlichkeiten für Mylady Sandwich vertrieben. Da sie jedoch nie in ihrem Leben länger als zehn Minuten Aufmerksamkeiten von einem Mann erfahren hat, könnte ich mir vorstellen, dass sie die Ernsthaftigkeit meiner Avancen bezweifelte.« Er lachte. Wie schäbig das klang! »Mir schien, Miss Fermor konnte gar nicht genug bekommen, auf dem Rumpf Ihres Pferdes zu sitzen und in die Menge zu lächeln«, setzte Douglass noch hinzu.
Aber dann veränderte sich seine Stimmung abrupt. »Ich habe heute eine Nachricht aus Lancashire bekommen«, sagte er ruhig.
Der Baron wurde augenblicklich ernst. »Gibt es Neuigkeiten aus Frankreich?«
Douglass schien gerade antworten zu wollen, da verdüsterte sich sein Gesicht; über Lord Petres Schulter hinweg hatte er jemanden erblickt. »Ich treffe Sie heute Abend«, sagte er hastig. »Das ›Pen and Hand‹ in Shoreditch. Um neun Uhr.« Und weg war er.
Als Lord Petre sich umdrehte, sah er Lady Castlecomber, die darauf wartete, seinen Arm zu nehmen.
»Du warst ja vorhin mächtig in Stimmung, Mylord«, sagte sie.
»Hallo, Charlotte«, erwiderte er, verwirrt durch ihr plötzliches Auftauchen. »Ich hatte gar nicht gesehen, dass du hier bist.« Er fragte sich, ob sie wohl
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