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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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Alexander, »dann hätte er sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, dich zu bitten, es noch einmal vorzuführen.«
    »Du bist sehr freundlich, Alexander«, erwiderte sie ernsthaft. Sie schwieg eine Weile, fuhr dann fort mit einer verhaltenen Stimme, die sehr anders war als der Ton, an den er sonst gewöhnt war: »Ja, ich reite gut, und es freut mich, dass du das sagst. Aber ich habe das Gefühl, es ist unmöglich, das kleinste Quäntchen Aufmerksamkeit zu bekommen,wenn meine Cousine Bell dabei ist. Sie lässt das ganz einfach nicht zu.« Wieder zögerte sie. »Aber Arabella ist ja auch so wunderhübsch, und immer so lebhaft. So brillant im Umgang.«
    Alexander begriff, welche Überwindung es sie gekostet hatte, das zu sagen, und um ihre Gefühle zu schonen, meinte er leichthin: »Die Feuer von Miss Fermors Schönheit brennen zu heiß für meine Konstitution. Käme ich ihr nur irgendwie näher, ich wäre in Gefahr, zu Asche zu verbrennen. Außerdem finde ich, sie hat zu viel Haar«, fügte er hinzu.
    Endlich lächelte Teresa, doch sie sagte: »Ihr Haar gilt allgemein als besonders schön.«
    »Weder Miss Fermors Haar noch sonst einer ihrer Bestandteile hat für mich auch nur ein Zehntel des Zaubers deiner eigenen Person, Madam«, erwiderte Alexander.
    Teresa konnte fast hören, wie er den Atem anhielt. Verlegen sagte sie: »Ich danke dir, dass du das sagst, Alexander.«
    »Dabei ist es ein sehr hinterhältiges Kompliment«, meinte er und blickte sie direkt an. »Ich bin wie ein armer Schlucker, der seinem reichen Herrn ein schäbiges, wertloses Geschenk macht in der Hoffnung, als Gegengabe ein weit wertvolleres zu erhalten.«
    Sie zauderte, wusste nicht, was sie sagen sollte, und antwortete schließlich: »Dein Geschenk ist mir sehr wertvoll.«
    Sie waren während des Gesprächs stehen geblieben und sahen jetzt, wie weit Martha und Jervas hinter ihnen zurückgeblieben waren. Es war in der Tat eine beträchtliche Entfernung, denn die beiden hatten sich auf einer niedrigen Bank am Eingang des Rundgangs niedergelassen. Teresa blickte Alexander an. Beim Anblick seiner vertrauten Gestalt und bei ihrem dringenden Bedürfnis, bewundert zu werden, saß ihr plötzlich ein Kloß im Hals. Aber wie komplex, wie widersprüchlich waren die Gefühle, die ihr die Tränen in die Augen steigen ließen.
    Es waren, gestand sie sich ein,Tränen der Dankbarkeit – dass er sie nicht alleingelassen hatte trotz all ihrer Provokationen. Aber es waren auch Tränen des Mitleids. War denn nicht etwas Bemitleidenswertes an so einer Kreatur, die anhänglich blieb wie Alexander, nachdem man sie geprügelt und missbraucht hatte? Da stand er jetzt neben ihr, entwürdigend abhängig und zugleich auftrumpfend, stolz wie ein frühreifes Kind. Und sie weinte vor Enttäuschung: über sich selbst genauso wie über ihn. Sie wusste, sie müsste ihn lieben trotz seiner körperlichen Gebrechlichkeit; ja, dass sie ihn sogar deswegen lieben müsste. Aber sie schauderte vor ihm zurück. Sie konnte sich kaum überwinden, es zu denken: Sein verkrüppelter Körper stieß sie ab, und der Gedanke an seine Umarmung ließ sie kalt werden.
    »Oh, die anderen sind ja nirgends in der Nähe«, rief sie erschrocken.
    Alexander sah sie ruhig an. Als er heute die Veränderung in Teresas Verhalten bemerkt hatte, da war die Flamme der Hoffnung in ihm wieder aufgelodert, fast gegen seinen Willen. Jetzt fürchtete er, dass er sich wie immer vergeblich Hoffnungen gemacht hatte. Aber er konnte an dem Gefühl nichts ändern.
    »Ich sehe schon, du wirst mich nicht fragen, welches Gegengeschenk du mir machen könntest«, sagte er.
    Sie wurde rot – schon bedauerte sie, dass sie das Gespräch so weit hatte kommen lassen. Also griff sie auf ihren alten spöttischen Ton zurück. »Ich habe längst gelernt, dass dein Esprit nicht dazu da ist, beantwortet zu werden, Alexander«, sagte sie. »Du bietest ihn dar, wie ein Sammler einen Schmetterling oder ein in Bernstein gefangenes Insekt herzeigt. Wie ein Juwel, das nach Bewunderung heischt. Es würde deine Darbietung verderben, wollte ich etwas Eigenes dagegenhalten.«
    Zu ihrer Erleichterung schien ihn diese Antwort von seinen romantischen Gedanken abzulenken. Er sann eine Weile über das nach, was sie gesagt hatte, und meinte dann: »Die Bemerkung vom Insekt, gefangen im Bernstein, ist klug. Und du hast recht, es entspricht meinem Geist genau. Weder kostbar noch rar – und nur Verwirrung stiftend, wie er wohl zustande gekommen ist.«

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