Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
fast nichts, wenn ich dagegen bedenke, was es kostet, das Anwesen in England zu unterhalten.«
»Aber es heißt doch, Sklaven seien ganz schön teuer?«, fragte Lord Petre vertraulich. »›Schwarzes Elfenbein‹, nicht wahr?« Er war froh, sich den Ausdruck, den Douglass benutzt hatte, gemerkt zu haben.
Der Anklang von Kritik in Lord Petres Frage ließ Lord Salisbury misstrauisch dreinblicken. »Es kommt nur darauf an, den richtigen Händler zu haben«, antwortete er, und er klang verstimmt. »Edward Fairfax hat mich da draußen in so ein Projekt eingefädelt. Wir bezahlen den Händler, und der liefert uns die Sklaven direkt, ohne habgierige Mittelsmänner, die uns von A bis Z betrügen. Fairfax sagt, das sei der Knackpunkt.«
Lady Mary Pierrepont, die in ihrer Nähe gestanden und die Unterhaltung mit angehört hatte, fragte: »Aber was ist, wenn der Fracht etwas zustößt?« Lord Salisbury warf ihr einen feindseligen Blick zu, aber Lady Mary ignorierte es, herzlich unbekümmert um seine Meinung.
»Der Fracht stößt nichts zu«, sagte Lord Salisbury gereizt. »Wir bezahlen ihn für dreihundert Sklaven, und er liefert sie uns. Na ja, am Ende liefert er uns um die zweihundertfünfzig; ein paar verlieren wir meist unterwegs.«
»Sie verlieren ein paar Sklaven?«, wiederholte Lady Mary lachend. »Wo gehen die denn verloren zwischen Afrika und Barbados?«
»Ein paar sterben eben während der Überfahrt«, erwiderte Lord Salisbury. Aber er drückte es etwas vage aus, fand Lord Petre. Er fragte sich, ob schon je zuvor jemand Lord Salisbury nach den Arrangements befragt hatte. »Ich nehme mal an, die sind schon krank, bevor das Schiff von Afrika abfährt«, fügte er hinzu. »Aber der Kapitän wirft jeden toten Sklaven gleich über Bord, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.«
Lord Petre und Lady Mary nickten beide. »Das klingt ja nach einem großartigen Projekt. Aber da gibt es ein Detail in Ihrem Konzept, das macht mich stutzig. Wie können dreihundert Männer in einen Kahn von den Ausmaßen eines Sklavenschiffes passen? Mir scheint das unmöglich.«
»Oh, die stehen in Reihen – wie Bücher im Regal«, erwiderte Lord Salisbury leichthin. »Die brauchen nicht viel Platz. Natürlich sind sie aneinandergekettet, denn sonst würden sie versuchen, Ärger zu machen. Die Schiffsmannschaft hat Hängematten, nehme ich an, wahrscheinlich an den Spanten aufgehängt oder irgendwie so.«
»Großer Gott«, sagte Lady Mary, »dreihundert Mann, Rücken an Rücken, und fünfzig davon an der Schwelle des Todes. Der Gestank muss infernalisch sein.«
»Na ja, die Händler werden dabei doch auch ganz schön reich«, meinte Lord Salisbury abwehrend. »Wir bezahlen sie ja reichlich für ihren Aufwand.«
Lord Petre wollte ihn gerade fragen, wie das mit der Behauptung übereinstimme, dass die Unterhaltung der Plantage rein gar nichts koste, da wurde er unterbrochen von Henrietta Oldmixon, die schwungvoll aufsprang und sich an den Duke wandte.
»Der Champagner macht mich ganz kribbelig«, erklärte sie, »und Euer Hoheit haben mir einen Ausritt versprochen. Geleiten Sie mich zur Ringbahn?«
»Auf jeden Fall, Madam«, erwiderte der Duke mit einer Verbeugung. Und führte sie fort.
Sogleich bot auch Lord Salisbury seiner Frau den Arm, und sie gingen fort, um ihre eigenen Pferde zu besteigen; denn natürlich war ein zusätzliches Pferd für Lady Salisbury mitgeführt worden. Übrig blieben nur Arabella und Lord Petre, auf die sich nun alle Augen der Gäste richteten. Alexander sah, dass Lady Mary sich bereits zu ihrer in der Nähe stehenden Kutsche zurückgezogen hatte.
»Ich weiß, Ihnen darf ich kein Pferd anbieten, Miss Fermor«, deklamierte Lord Petre, »Ihre Weigerung, zu reiten, wenn Sie in der Stadt sind, ist ja bekannt. Aber ich würde mich Ihnen gerne als Ihr Ritter anbieten und Sie einladen, im Soziussitz mit mir zu reiten.«
Selbst jetzt noch hoffte Teresa, Lord Petre würde sich erinnern, dass genau in der Unterhaltung, auf die er jetzt anspielte, ihre eigenen Reitkünste erwähnt worden waren. Aber entweder erinnerte Lord Petre sich nicht, oder er wünschte Teresas Fähigkeiten nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Die drei Paare ritten fort in Richtung Ringbahn, und Jervas, Alexander, Martha und Teresa blieben unter den Bäumen zurück zwischen einem halben Dutzend leerer Champagnerflaschen und einer ausgedünnten Gästeschar. Jervas tat sein Bestes, die Mädchen aufzuheitern, aber der Heiterkeit des Morgens war
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