Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Mylord.«
Petre sprang auf. »Aber du weißt doch, dass das nicht so ist, Jenkins! Unsere Intimität war schon zu lange beendet. Warum hast du bisher nichts gesagt? Du weißt es doch besser als alle anderen. Du musst mich verteidigen!«
»Ich bin hier, meine Schwester zu verteidigen, Mylord«, sagte Jenkins.
»Aber deine Schwester lügt!«, rief Lord Petre und sah einen Anflug besitzgierigen Zorns im Auge seines Dieners aufblitzen. In beherrschterem Ton sagte er: »Ich habe Miss Walker seit August nicht mehr gesehen«, und setzte sich wieder hin.
»Molly sagt, das Kind ist Ihres, Mylord«, wiederholte Jenkins kühl. »Sie bittet, dass Sie es unterstützen.« Als Lord Petre Jenkins betrachtete, dämmerte ihm ein Verdacht. Hatten Molly und ihr Bruder von vornherein geplant, ihn in die Falle zu locken?
Aber er war entschlossen, bei diesem Gespräch die Oberhand zu behalten. »Das kann ich nicht tun, Jenkins«, sagte er entschieden. »Es tut mir leid für den Zustand deiner Schwester, aber das Kind ist nicht von mir.« Er hatte von Situationen wie dieser schon gehört: Dirnen, die adlige Väter für ihre Kinder in Anspruch nahmen – aber er hätte nie gedacht, dass ihm selbst das einmal passieren könnte.
»Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass du und deine Schwester versuchen, deine Stellung in meinem Hause auszunutzen.« Schlimm nur, dass Jenkins ihm mit dieser Bezichtigung in einem Augenblick kam, wo er so vieles wusste, was ihm Schaden zufügen konnte.
»Meine Schwester ist keine Lügnerin«, beharrte Jenkins unerbittlich.
Lord Petre blickte ihn kalt an: »Und ich bin kein Narr.«
Aber als er Jenkins Gesicht sah, wusste er, dass es damit nicht getan war. Molly hatte ihn aufgehetzt, vermutete er. Jenkins war ein anständiger Bursche, die Sorte Mann, die sich treu um seine Familie kümmert. Plötzlich sah er Molly wieder vor sich: dieses stolze, herausfordernde Gehabe. Sie musste verzweifelt sein, wenn sie so weit ging wie jetzt.
Er begann zu bedauern, was er gesagt hatte.
»Warte mal, Jenkins«, sagte er, als der Diener sich in Bewegung setzte, das Zimmer zu verlassen. »Ich gebe dir hundert Pfund für deine Schwester«, fuhr Lord Petre fort. »Aber ich kann keine Verantwortung übernehmen für ein Kind, das nicht meins ist.« Er zögerte, und dann sagte er: »Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich in Kürze heiraten.«
Jenkins war hochrot im Gesicht, als er an Lord Petres Schreibtisch zurückkam und das Geld nahm. »Ich danke Ihnen, Mylord«, sagte er knapp.
»Du musst dir um deine eigene Stellung keine Sorgen machen, Jenkins«, fügte Lord Petre hinzu. »Ich werde diese Angelegenheit nicht wieder erwähnen.«
Jenkins verbeugte sich, aber sein Gesicht war immer noch hart vor Zorn. Als er das Zimmer verlassen hatte, saß Lord Petre eine Weile da und grübelte darüber nach, was passiert war. Diese Angelegenheit war sehr lästig. Aber wenigstens hatte sie ihn dazu gebracht, seinen Wunsch zu artikulieren, Arabella zu heiraten. Diese Vorstellung beflügelte ihn, und nur widerstrebend verbannte er sie aus seinen Gedanken und wandte sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch zu.
16. Kapitel
»Oh, arme Sterbliche, dem Schicksal blind.«
Am nächsten Tag saßen Alexander und Jervas am Frühstückstisch. Die Unterhaltung kam nur stockend voran. Jervas war mit Essen beschäftigt, Alexander las seine Briefe.
»Gott sei Dank habe ich wieder Appetit«, meinte Jervas und biss in eine dick mit Butter bestrichene Scheibe Toast. »Mir war hundeübel nach der Oldmixon-Party. Der Punsch muss stärker gewesen sein, als ich gedacht habe.«
»Tut mir leid, dass ich das nicht gemerkt habe, Jervas«, erwiderte Alexander und schlug ein weiches Ei auf, das zum Warmhalten unter einer kleinen Hülle gesteckt hatte. »Ich hab den Tag ja selbst im Bett zugebracht.«
»Ich habe dir ja gesagt, es ist nichts für dich, auf dem Wasser herumzugondeln, Pope«, erwiderte Jervas. »Derartig rigoroser Frühsport ist nur was für Männer mit kräftiger Kondition.«
Alexander stippte ein Stück Toast in sein Ei und wechselte das Thema. »Ich lese gerade einen Brief von John Caryll«, sagte er. »Sein ältester Sohn heiratet nun schließlich eine Dame namens Mary Mackenzie-Tochter von Kenneth Mackenzie, erster Marquis of Seaforth.«
Jervas schluckte heftig kopfnickend und sagte dann: »Caryll muss ganz schön erleichtert sein, einen aus seiner Brut loszuwerden.« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Er hat ja eine
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