Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
setzte. »Was für ein leichtgläubiger Narr du bist, Harry«, fuhr Douglass dazwischen. »Ich wette hundert Pfund darauf, dass diese drei Männer bloß für den äußeren Schein inhaftiert worden sind. Die Regierung will alle Welt glauben machen, sie hätten die Jakobiten unter Kontrolle, aber das stimmt nicht. Es wird eine Rebellion geben.«
»Ach, die Jakobiten können sich nicht lange halten«, erwiderte Tom lakonisch. »Die haben doch weder genügend Geld noch Männer.«
» Möglich wäre ihre Niederlage natürlich schon«, meinte Douglass. »Aber wenn Leute bereit sind, alles und jedes für die Sache ihres Glaubens zu opfern, dann sind sie auch überzeugt, dass das zu ihrem Vorteil ausgeht.«
Tom brach in schallendes Gelächter aus. »Wenn du die Nerven hättest, in deinen Taten ebenso skrupellos zu sein wie in deinen Worten, Douglass, dann wärst du schon vor Ewigkeiten reich geworden«, sagte er. »Deinen Typ kenne ich! Am Ende geht das Prinzip immer zu deinem Vorteil aus.«
Dafür hatte Douglass nur Spott übrig. »Wenn Skrupellosigkeit alles wäre, was man braucht, um reich zu werden«, sagte er, »dann wäre Will’s Coffee-House voll von den größten Magnaten Englands. Aber zu finanziellem Erfolg braucht es noch etwas mehr. Nennen wir es Glück.«
Alexander war nach dieser Unterhaltung nur noch ratloser als zuvor. Douglass hatte frohgemut eine Rebellion prophezeit! Dieser Mann wurde bei jedem Auftritt undurchschaubarer. Er war Jervas’ Schulfreund, ein Mann aus respektabler Familie und, wie es schien, recht vermögend. Und doch gab es da immer noch nichts Konkretes, nichts fassbar Präzises. Wie konnte es sein, dass ein Mann mit so mächtiger Präsenz keinerlei Prägung seines Wesens erkennen ließ?
Auch Lord Petre wurde hellhörig bei der Nachricht von den Festnahmen. Er wusste, sie waren arrangiert worden, um die Aktion zu verschleiern. Er hatte die Papiere, die Menzies ihm gegeben hatte, durchgelesen, er wusste, dass sich nördlich und südlich von London Truppen der Jakobiten sammelten und dass er Douglass am Ende der Woche weitere fünfhundert Pfund aushändigen musste – Geld, um eine Wache anzuheuern, die den König von der Küste nach London begleitete. Der Augenblick rückte näher. Die Anweisungen waren klar. Er sollte sich im Laufe einer Woche mit den anderen Agenten in Greenwich treffen, wenn der Befehl zum Einsatz der Truppen gegeben war. Er war beauftragt worden, den ungefähren Aufenthaltsort der Queen für den Rest der Saison ausfindig zu machen. Aber ihm war bisher unklar geblieben, welche Rolle er bei der akuten Ermordung eigentlich spielen sollte. Dieser Punkt des Planes zermürbte ihn weiterhin. Selbst jetzt noch blieb er vage, und auch Douglass hatte sich nicht präziser ausgedrückt als bei ihrer ersten Unterredung vor langer Zeit. Jedes Mal, wenn Lord Petre ihn zu genaueren Informationen drängte, äußerte er sich ausweichend, berief sich darauf, dass er lediglich Übermittler der Weisungen der Führung sei. Aber Petre hatte es satt, weiter im Dunkeln gelassen zu werden. Er beschloss, Douglas zu nötigen, Details bekanntzugeben, wenn er ihn sah.
Am Abend, bevor Lord Petre Douglass das Geld übergeben sollte, kehrte er früh von seinem Kartenspiel im Klub heim. Er war müde, er hatte zu viel getrunken, und er rannte rasch in seine Zimmer hinauf, in der Hoffnung, dass niemand seiner Familie auf eine Unterhaltung erpicht war.
Doch als er seine Wohnung betrat, entdeckte Lord Petre, dass ein Mann in einem Sessel neben dem Kamin saß. Er fuhr zurück.
»Wer sind Sie?«, rief er von der Tür her.
Der Mann drehte sich um und sah ihn an. Zu Petres Verblüffung war es John Caryll.
»Caryll!«, rief er. Sein alter Vormund war nicht aufgestanden, um ihn zu begrüßen, sondern starrte ihn von seinem Sessel her stumm an. Keine Spur von der lockeren Atmosphäre ihrer letzten Begegnung. »Wie sind Sie hergekommen?«, fragte Lord Petre mit plötzlicher Beklommenheit.
»Ich bin heute Abend vom Lande gekommen«, erwiderte Caryll in allzu ruhigem Ton. »Ich habe den Abend mit Ihrer Mutter verbracht.«
»Ich bin überrascht, Sie zu sehen«, sagte Lord Petre überflüssigerweise.
»Ich bin hier, um über eine geschäftliche Angelegenheit zu sprechen«, sagte Caryll. Er sah unheimlich aus im Halblicht des Zimmers, wie er da saß in dem Sessel, lauernd wie eine Katze. Nervös setzte sich Lord Petre in Bewegung zum Kamin hinüber.
»Bitte schließen Sie die Tür«, sagte Caryll.
Er tat
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