Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Wahrheit über Francis Gerrard erzählt. Der musste es weitergesagt haben an Douglass. Was, wenn Petre erwähnt hatte, dass auch Alexander an jenem Morgen im Coffee-House gewesen war? Aber er schob diese Spekulationen beiseite und antwortete Tonson in der Hoffnung, das Thema zu wechseln, leichthin:
»Merkwürdige Sache, sich auf so etwas einzulassen«, meinte er und überflog die Zeitung. »Wenn einer unbedingt gehängt werden möchte, dann gibt’s doch leichtere Wege, das zu erreichen, als Verrat. Ein läppischer Diebstahl zum Beispiel bringt einen im Handumdrehen an den Galgen, und das mit viel weniger Mühe für den Delinquenten.«
»Ach«, meinte John Gay, »heutzutage bestreitet doch jeder Adelsmann und jeder Politiker seinen Lebensunterhalt durch Diebstahl. Man nennt es ›Kredit aufnehmen‹, und es gilt schon als Nachweis guter Erziehung. Nein, für einen Mann von hoher Geburt und gutem Charakter bleibt einzig der Verrat als gangbarer Weg zum Henker.«
Aber Tonson ließ sich nicht ablenken. »Die Jakobiten sind wieder im Anmarsch«, sagte er. »Es wird ein harter Schlag für ihre Kräfte sein, diese Männer beim Einsatz in einer einzigen Nacht zu verlieren.«
Alexander fragte sich, wie Tonson wohl eine solche Rebellion beurteilte. Der alte Verleger war stets darauf bedacht, seine politischen Ansichten für sich zu behalten.
Tonson unterbrach seine Überlegungen. »Warum schreiben Sie nicht eine Satire über den Skandal, Pope?«, fragte er.
Alexander sah, dass Tonsons Gesicht ernst war. Aber er wusste doch, dass Pope keine politische Dichtung schrieb. Vielleicht wollte er ihm damit bloß wieder einmal sagen, dass er Windsor Forest nicht für wert befand, gedruckt zu werden? Oder nahm er ihm noch immer übel, dass Alexander seinen Essay einem anderen Verleger gegeben hatte?
»Satire beruht darauf, dass man geistreiche Vergleiche anstellt«, erwiderte Alexander abrupt. »Hier aber ist entdeckt worden, dass eine Bande verzweifelter Verräter sich verschworen hat, James Stuart aus Frankreich zurückzubringen. Man hat ihnen zwar Einhalt geboten, aber jedermann fragt sich doch, ob noch andere auf freiem Fuße sind. Das ist Stoff für eine Tragödie, nicht für eine Satire.«
»Es ist ein Stoff von großem öffentlichen Interesse – und deshalb täten Sie gut daran, darüber ein Gedicht zu schreiben«, versetzte Tonson kurz angebunden.
»Skandale, die den Hof oder die große Welt betreffen, dafür finden sich Leser«, erwiderte Alexander. »Aber kein Mensch schert sich doch um die Eskapaden von ein paar obskuren Schotten, die demnächst ihren Kopf verlieren werden.«
»Denken Sie an meine Worte, Pope«, erklärte Tonson. »Das ist der Weg zu Ruhm und Reichtum.«
»Was halten denn Sie von all diesem Gerede über Verschwörungen und Gegenverschwörungen, Dr. Swift?«, fragte Alexander.
»Ich glaube, es ist den Stammgästen des Will’s angemessener als die sonst üblichen Themen«, meinte Swift. »Gewöhnlich unterhalten sie sich doch über Literatur – für Leute ohne Ahnung ein reichlich unangemessenes Thema. Wenn das Gespräch sich aber um Spione und Verräter dreht, dann hat doch niemand die leiseste Ahnung von den Fakten. Was könnte also besser sein?«
Alexander lächelte. »Aber die Stammgäste von Will’s Coffee-House erfreuen sich doch des Rufes, die gebildetsten und literarisch interessiertesten Leute der Stadt zu sein.«
Swift antwortete mit einem Augenzwinkern. »Das, Sir, ist lediglich eine andere Version, meine eigene Ansicht auszudrücken, nämlich, dass Will’s der Ort ist, an dem ich die schlimmsten Unterhaltungen meines Lebens durchgestanden habe.«
Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes saß Jervas noch immer mit Douglass, Tom und Harry zusammen. Alexander fragte sich, ob sie wohl auch über die Festnahmen sprachen. Bei Jervas konnte man sich nicht darauf verlassen, dass er sich später genau an die Unterhaltung erinnerte, und er war neugierig, zu erfahren, was Douglass dazu sagte. Also löste er sich ohne Weiteres aus dem Gespräch mit Tonson und den anderen, um sich Jervas’ Runde anzuschließen.
»Sie sind letzte Nacht inhaftiert worden, Charles«, sagte Harry gerade und schien davon weniger betroffen als vor ein paar Wochen von Lady Purchases Weigerung, ihn zu empfangen. Lässig nahm er einen Schluck Kaffee. »Der Todesbaum wird erneut in Aktion treten müssen, denn es besteht doch kein Zweifel: Die werden gehängt.«
Douglass blickte Alexander scharf an, als der sich
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