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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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ihn zu begrüßen, verspürte Alexander regelrecht Neid. Jervas, in Hausmantel und Samtslippern und ohne Perücke, streckte dem Freund die Hand entgegen mit jener leichten, unbewussten Selbstsicherheit, die aus guter Erziehung und einem glücklichen Leben herrührt.
    »Mein lieber Pope«, rief er aus. »Wie war deine Reise? Ich bin den ganzen Morgen über im Haus herummarschiert und habe geheizt, bis es hier war, wie auf den Westindischen Inseln, denn ich dachte mir, du würdest mehr tot als lebendig sein, wenn du hier ankommst!«
    »Meine Gesundheit war nie besser, Jervas«, erwiderte Alexander wahrheitswidrig. Er fand, dass Jervas dazu neigte, die Rolle des Gastgebers ein bisschen zu übertreiben. Er und seine Freunde benahmen sich mit so liebenswertem Charme, dass ihre Gäste zwangsläufig erkannten, wie viel weniger charmant sie selbst waren.
    »Nun komm, vor nicht mal zwei Wochen warst du praktisch noch ein toter Mann«, insistierte Jervas.
    Alexander wollte zornig erwidern, dass Jervas übertrieb, aber er nahm sich zusammen. Sein Gastgeber sprach mit solcher Liebenswürdigkeit, und dennoch mit dem unverkennbaren Schliff eines Stadtmenschen. Das inspirierte Alexander, seinen eigenen Esprit unter Beweis zu stellen. »In dem Falle, mein lieber Jervas, muss es wohl der Messias gewesen sein«, versetzte er, »denn ich bin komplett auferstanden – mit Leib und Seele.«
    »Ich kann dir nicht ganz glauben, Pope, aber ich beuge mich dir«, gab Charles schließlich mit einem gutwilligen Lächeln für seinen Freund klein bei.
    Alexander schob das Seidenkissen fort, vor das Charles ihn auf dem kleinen Sofa postiert hatte.
    »Du unterhältst hier ein mächtiges Feuer, Jervas«, staunte er.
    »Nun, warum nicht, mein lieber Pope?«, antwortete sein Freund und arrangierte sein eigenes Kissen bequemer. »Ich bin nicht geschaffen für die Freuden des Landlebens. Meine Vorstellung vom Leben ist, so viel wie möglich mit englischen Menschen und so wenig wie möglich mit dem englischen Wetter zu tun zu haben, wie es die heutige Zeit nur eben erlaubt. Eine gepflegte Tafel, erstklassiger Wein, hochrangige Spiele und die beste Konversation – das ist alles, was ich erwarte. Rustikalität ist die schlimmste aller Affektiertheiten. Wenn man die Woche in Seidenstrümpfen und Tanzschuhen und bei Spargelessen verbringen kann, warum sollte man sich dann nach der Kruste aus Schlamm und Frost sehnen, die unser Land mit Elend überzieht – oder denk nur an die erbärmlichen Gestalten, die sich darin herumtreiben.«
    »Hier als Gast in deinem Hause sitzend, Jervas, würde ich behaupten, du hast mehr Urteilsvermögen als jeder lebende Mensch.«
    Jervas reagierte mit einem Lächeln auf Alexanders gekünsteltes Gebaren, erkannte, dass man seinem jungen Freund wohl suggeriert hatte, elegante Redewendungen seien in London bei Gesprächen in Mode. Er beschloss, Alexander deswegen nicht aufzuziehen, weil er annahm, der werde schon sehr schnell lernen, seine Redeweise zu ändern. »Du schmeichelst mir, und du weißt es«, sagte Jervas also. »Aber du musst zugeben, Pope, dass der moderne Luxus seinen guten Ruf verdient. Ich zum Beispiel habe kürzlich eine Wasserleitung angeschafft. Ich habe jetzt fließendes Wasser im Haus – jederzeit, abgesehen von schlimmsten Frösten. Was sagst du dazu?«
    »Ich sage, dass dein Hang zum Luxus jetzt in Schach gehalten wird durch die Ausgaben für einen Hausgast, der nie wieder geht«, antwortete Alexander schmunzelnd.
    »Komm jetzt, du musst ein Glas Wein trinken«, befahl Jervas. »Ich hab die Flasche durch meinen Burschen extra für deine Ankunft heraufbringen lassen. Dass du hier bist, hat mir die Gelegenheit verschafft, sie zu öffnen, aber allein trinke ich nicht.«
    Ohne auf seinen Diener zu warten, nahm Jervas mit einer Hand zwei Gläser von der Anrichte und ließ den Rotwein in beide sprudeln. Der Wein schwappte gegen die Kristallwand der Gläser und reflektierte während des Eingießens den Schein des Feuers. Jervas reichte Alexander eines der Gläser und hob sein eigenes.
    »Auf die Freuden der Saison«, sagte er, und sie tranken gemeinsam.
    Ihr Mittagessen bestand aus Fisch, reichlich köstlichem Rindfleisch und exzellentem Käse. Als sie gegessen hatten, bat Alexander Jervas, ihm im Atelier seine Bilder zu zeigen.
    Die Diener machten sich daran, die Teller abzuräumen, und Jervas stand gerade auf, um Alexander ins Dachgeschoss des Hauses zu führen, als sie in der Diele einen Besucher hörten. Und

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