Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
bei der Aussicht, erneut seine Dienste als Gastgeber bieten zu können, eilte er hin.
»Douglass!«, rief er dem gut aussehenden Mann zu, der eben das Esszimmer betrat. »Was ist los mit dir? Welche Entschuldigung hast du, zum Mittagessen zu spät und zum Tee zu früh zu kommen?«
»Eine sehr simple, Jervas«, erwiderte der Freund. »Ich habe in Westminster zu Mittag gegessen, und ich werde meinen Tee an der Piccadilly nehmen. Aber ich konnte doch nicht an deinem Haus vorübergehen, ohne dich zu besuchen.«
Jervas wandte sich an Alexander, der sich ebenfalls von seinem Platz am Tisch erhoben hatte. »Erlaube mir, dir meinen jungen Freund Alexander Pope vorzustellen, der soeben aus Binfield gekommen ist«, sagte Jervas. »Douglass ist kürzlich aus Übersee zurückgekehrt«, erklärte er Alexander.
Douglass wirkte erschrocken bei Alexanders Anblick, aber er sagte rasch: »Binfield! Dann müssen Sie über Windsor gefahren sein?«
Alexander nickte.
»Pope«, wiederholte Douglass. »Ein guter katholischer Name, Sir.«
Alexander wurde beklommen zumute – der allererste Fremde, dem er in London begegnete, machte seine Religion zum Thema. Aber irgendetwas an Douglass’ Ton reizte ihn doch, ihn genauer zu betrachten. War es möglich, dass dieser Mann einen anderen Grund haben konnte, nach seinem Namen zu fragen?
Als hätte er Alexanders Neugier gespürt, sagte Douglass: »Ich komme, euch eine Einladung zur Maskerade in den Spring Gardens am Dienstagabend zu überbringen«, sagte er lächelnd. »Dir brauche ich ja nicht zu erzählen, wie diese Abende gewöhnlich sind, und ich überlasse es Mr. Pope, sich einer Zusammenkunft auszusetzen, bei der jeder Mann und jede Frau sich einbildet, bis zur Unkenntlichkeit verkleidet zu sein.«
Jervas lachte und sagte, er brenne darauf, daran teilzunehmen.
Alexander murmelte, er werde sein Äußerstes tun, das Spektakel mitzugestalten.
»Der muss sich das gar nicht groß ausmalen, Douglass, sehr bald wird er es ja alles selbst kennenlernen«, rief Jervas, um Alexanders Schüchternheit zu vertuschen. »Aber komm! Ich wollte Mr. Pope gerade meine neuen Bilder zeigen. Möchtest du mit nach oben kommen?«
Douglass stimmte zu und warf seine Handschuhe auf einen Sessel in der Diele, über dem sein Überzieher bereits hing. Als sie hinaufgingen, wandte sich Douglass an Alexander. »Wie fanden Sie die Straße heute? Ziemlich nass, würde ich sagen, für diese Jahreszeit.«
»Im Gegenteil«, sagte Alexander und sah sich den Mann wieder genau an. »Sie war trocken und auch nicht sehr voll. Der strenge Frost hat die Straßen in gutem Zustand gehalten, und die Sportsfreunde auf dem Lande.«
Jervas unterbrach fröhlich, ohne Alexanders argwöhnischen Unterton zu bemerken: »Erwähne Douglass gegenüber bloß nichts von strengem Frost und Sportsfreunden«, meinte er. »Ich glaube, dieser Mann hat die Stadt nicht mehr zu einem Landaufenthalt verlassen, seit wir in der Schule waren. Frost und Tauwetter sind nichts für ihn, und ich glaube nicht, dass er in seinem Leben jemals Wild gejagt oder einen Vogel geschossen hat.«
»Charles hat ganz recht«, sagte Douglass und blickte in einen Raum, wo direkt neben der Tür ein großer Spiegel hing. Alexander beobachtete, wie er seine Manschetten zurechtzog. Und dann, als könne er sich eine kleine Geste der Arroganz nicht versagen, hob er eine Hand an den Hals und strich seinen Kragen glatt. Als er das sah, zog Alexander scharf die Luft ein, und die Blicke der Männer begegneten sich in dem Spiegel. Zuerst war Douglass’ Gesicht ausdruckslos, aber als Alexander ihn anstarrte, huschte der Schatten eines Misstrauens darüber hinweg. Aber er hatte sich schnell wieder im Griff.
»Nichts würde mich verlocken, um diese Zeit des Jahres die Stadt zu verlassen«, erklärte er selbstsicher. »Den feuchten Dunst eines englischen Landhauses kann ich nicht ertragen. In meinen Augen ist die Straße nach London im Winter immer nass, und weil das die einzigen Augen sind, mit denen ich das stets sehen werde, bleibt sie eben nass.«
Damit erreichten sie die Tür des Ateliers, und der Anblick von Jervas’ Bildern lenkte Alexander von seinen gemischten Gefühlen gegenüber Douglass ab.
Das Atelier war noch genauso, wie er es in Erinnerung hatte: ein herrliches Gemisch von Zeichnungen und Gemälden, die er aus Europa mitgebracht hatte, halb fertige Leinwände, ein paar Büsten aus Rom und eine Skulptur, die er in Griechenland gefunden hatte. Es gab weitaus
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