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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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Tischgenosse – ja sicher, das war … das musste er sein … Er konnte nicht anders, er rief: »Da ist ja Dr. Swift! Dort, mit dem Staatssekretär zusammen!«
    Steele schmunzelte und sagte: »Ja, ja, die dinieren oft zusammen. Unbegreiflich. Swift ist mein Freund – er hat für den Tatler geschrieben. Aber Harley – halsstarriger Tory, der schlechteste Staatssekretär, den wir je hatten. Kann mir partout nicht vorstellen, weshalb Swift sich mit ihm zusammensetzt. Aber vielleicht können wir sie hier zu uns rüber …«
    Steele brach ab, um zu bestellen. Er wählte verschiedene Gänge, die seine ausgeprägte Vorliebe für aufwendig zubereitetes Fleisch erkennen ließen.
    »Ihre Pastorals sind ein ziemlicher Erfolg geworden, Pope. Ich hoffe, es fließt bald mehr aus Ihrer Feder, um die Stadt im Sturm zu erobern«, sagte er und wirbelte seine Serviette herum wie ein Salut für Alexanders meisterliche Verskunst. »Wenn Sie das tun, dann schreib ich im Spectator über Sie. Sie haben unzählige Bewunderer in London. Ich habe schon bei einem Dutzend Abendeinladungen von Ihnen reden hören …« Doch dann ließ Steele sich plötzlich ablenken und sagte: »Oh – ich sehe gerade, der Earl of Kingston ist hier und diniert zusammen mit diesem Mistkerl Clotworthy Skeffington. Kingston hofft vermutlich, seine Tochter Lady Mary Pierrepont gegen Skeffingtons Vermögen einzutauschen. Wie unglaublich! Selbstsucht treibt die Menschen doch zu den absurdesten Aktionen.« Er lachte und hatte schon völlig vergessen, dass er soeben mitten in einer schwelgenden Lobrede auf Alexanders Dichtung gewesen war.
    Aber Alexander war es egal, denn in diesem Moment spürte er ja, dass sein Stern im Steigen begriffen war: Er saß hier im Pontack’s, als Gast von Richard Steele, Gründungsautor der modernsten Zeitschrift der Welt. Steele hatte Lady Mary Pierrepont erwähnt, die Dame, deren Porträt in Jervas’ Atelier hing. Alle Welt schien sie zu kennen! Sein Neugier war erwacht, aber das Erscheinen eines gespickten Hähnchens auf dem Tisch samt einem anderen Stück Geflügel, reichlich in Sahnesoße gebettet, hinderte ihn, näher über sie nachzufragen. Steele betrachtete sie wohlgefällig, griff nach einer Keule des ihm am nächsten liegenden Vogels und fing an, eine neue Geschichte zu erzählen, während Alexander weiterhin lächelte und nickte, etwas unsicher, wie er selbst das Geflügel handhaben sollte.
    Steele sagte gerade: »Und dieser Teil der Geschichte wird Ihnen am meisten gefallen, Pope, denn sie sagte zu mir …« Da brach er wiederum ab und bemerkte: »Ah, da ist ja auch Lord Petre, wie ich sehe.«
    Alexander blickte auf und sah den Mann von Jervas’ Porträt auf sich zukommen. Steele war bereits aufgestanden und begrüßte Lord Petre: »Ich bin hier mit meinem jungen Freund Mr. Pope, einem Dichter. Vielleicht haben Sie ihn schon kennengelernt, Mylord?«
    Alexander reckte sich so sehr in die Höhe, wie er irgend konnte.
    Lord Petre schüttelte ein wenig den Kopf, und seine Lippen formten die Worte: »Ich fürchte … », da änderte sich jäh sein Gesichtsausdruck.
    »Ach ja, ich glaube doch, dass ich Ihre Bekanntschaft schon gemacht habe«, verbesserte sich Lord Petre rasch. Auf seinem Gesicht lag eine Betroffenheit, dass Alexander sich innerlich krümmte. Er dachte an den Tag auf Ladyholt zurück. »Aber als ich Ihnen damals begegnet bin, Sir, da wusste ich nicht, dass Sie ein Poet des ländlichen Lebens sind«, setzte Lord Petre huldvoll lächelnd hinzu, ohne seine Pose verbriefter Überlegenheit im Mindesten zu verändern. Alexander erkannte, dass er Situationen wie diese beherrschte.
    Alexander wandte sich Lord Petres Begleiter zu, den er bisher nicht genau wahrgenommen hatte. Zu seiner Verwunderung sah er, dass es James Douglass war.
    »Auch ich habe ja bereits Ihre Bekanntschaft gemacht, Mr. Pope«, sagte Douglass, und Alexander starrte ihn verblüfft an. Aber Douglass schien es nicht zu merken. War es möglich, dass er sich in Douglass’ Identität irrte?
    »Gehen Sie zu der Maskerade morgen Abend, Mr. Steele?«, fragte Petre leutselig. »Ich hoffe, Sie schreiben darüber im Spectator und machen uns alle berühmt.«
    »Ich könnte darüber schreiben, Mylord, aber ich würde Sie nicht berühmt machen«, erwiderte Steele jovial. »Jeder dort wird doch maskiert sein, sodass ich gar nicht wissen kann, welche Damen oder Herren anwesend sind, und welche nicht.«
    »Darauf kommt es doch kaum an, Sir!«, unterbrach Douglass.

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