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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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Irland. »Aber ich bin doch überrascht, dass Ihre Schriften auch politischer Natur sind«, gab er zurück. »Ich dachte immer, die Geistlichkeit sei gehalten, über theologische Themen zu schreiben, wenn sie sich den Aufstieg in der Kirche sichern will.«
    »Sie haben völlig recht, Mylord – junge Kleriker wollen ihre Philosophie immer gedruckt sehen«, erklärte Swift. »Doch in mir steckt dieser Widerpart, der bezweifelt, dass etwa Eine kurze Darlegung des Vaterunsers und der Zehn Gebote, der die Doktrin der Sakramente beigefügt ist über Nacht zu einer Sensation werden könnte«, fügte er hinzu und lächelte seine Zuhörer müde an.
    »Es ist schwierig, Menschen, die in der Welt leben, die Absurditäten des geistlichen Lebens zu erklären«, fuhr er fort. »Ich könnte mich jahrelang abmühen, eine indifferente Monografie Über das Dasein und die Merkmale Gottes zu produzieren. Sie würde irgendwo im Verborgenen publiziert werden – bestenfalls mit einer Auflage von fünfzig Exemplaren. Aber meine Kollegen in der Kirche würden sich darauf stürzen wie viele Gourmets auf eine Bologneser Wurst. Und monatelang würden sie sich dann abends versammeln, sich zu acht eine Flasche Wein teilen, dabei einem ihrer Brüder beim Spiel auf der Gambe lauschen und meine fadenscheinigen Grübeleien über das Dasein Gottes durchkauen … Alle gestohlen aus einem Traktat des gleichen Titels aus dem Jahre 1684! Etwa ein Jahr später dann würde einer von ihnen unter Stöhnen ein Pamphlet als Antwort vorlegen: Einige Reflexionen - oder vielleicht - Angebrachte Anmerkungen – über die jüngsten Erörterungen des Dr. S. Und schon begänne die gleiche lächerliche Prozedur von Neuem: der Wein, die Gambe, das endlose Gerede.«
    Harley und Lord Petre lachten, aber Douglass langweilte das Gespräch, er wurde unruhig.
    »Nun, ich muss sagen, ich finde es wirklich schwer, theologischen Disputen zu folgen -«, bemerkte Lord Petre.
    »Schwer zu folgen!«, warf Swift höhnisch ein. »Kirchenmänner stehlen doch dem lieben Gott nur die Zeit, schnauben und wiehern sich gegenseitig an in einer abstrusen Pferdesprache, die kein gesunder Mensch verstehen kann. Und doch wird von jedem erwartet, dass er weise dabeisteht und vorgibt, jedes Wort zu verstehen, was sie sagen.«
    »In London jedenfalls scheint Ihr Bekanntenkreis mehr aus Literaten als aus Geistlichen zu bestehen«, meinte Petre. Swift bestätigte mit einer Verbeugung, dass dem tatsächlich so sei.
    »Auch jetzt sind wir von Literaten umgeben«, sagte Douglass. »Dort drüben sitzt ein junger Dichter mit Richard Steele beisammen.«
    Swift drehte sich um und sah Alexander. »Ich kenne den jungen Mann nicht«, sagte er. »Ist er ein Satiriker?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Petre. »Er schreibt Hirtengedichte wie der junge Vergil. Vielleicht schenkt er uns eines Tages Heldengedichte.«
    »Ah! Nun, ich verfüge nicht über die seriöse Geistesverfassung, die man für ein Epos braucht, und es klingt ja, als ob dieser Gentleman meine Neigung zum Lächerlichen nicht teilt«, antwortete Swift. »Ich fürchte, er und ich werden wohl einander fremd bleiben.«
    Bald nach diesem Gedankenaustausch endete die Unterhaltung. Als Swift und Harley gegangen waren, meinte Lord Petre: »Swift schien ja kein großes Interesse an diesem Mr. Pope zu haben.«
    »Ich glaube, Pope schreibt mehr so über das Ländliche«, sagte Douglass, »wo er ja auch den größten Teil seiner Zeit verbringt. Weiß alles über den Zustand der Straßen und den Verlauf der Jagd. Ich würde sagen, es ist auch mehr als genug, wenn er auf einem Pferd zu sitzen kommt, wann immer er kann, denn es wird noch mächtig lange dauern, bis er jemals auf einer Frau sitzt. Der müsste eine Hure besteigen, so wie seine Mähre – mit einem Aufsteigblock, um ihm hochzuhelfen.«
    Petre lachte und winkte dem Kellner, mehr Wein zu bringen, denn er merkte, dass Douglass wohl doch nicht gesonnen war, den Ho Bryan zu bestellen.
    Am nächsten Morgen sollte Alexander Jacob Tonson in seiner Buchhandlung in der Bow Street aufsuchen, um seine Meinung über die ersten Verse, die er für ein neues Gedicht geschrieben hatte, zu erfahren. Er scheute sich ein wenig vor der Begegnung, nicht nur vor dem, was der alte Verleger über seine Verse sagen würde, sondern weil er Tonson nicht erzählt hatte, dass er seinen Essay on Criticism bei einem alten Schulfreund in Druck gegeben hatte. Er hatte es aus Unsicherheit getan, aber als er das Geschäft

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