Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
wirkendes Mädchen, diese Arabella Fermor«, feixte er.
Petre war konsterniert. So etwas hatte er nicht erwartet. Aber natürlich sollte er allmählich wissen, dass es Douglass Vergnügen bereitete, sich schockierend zu benehmen. Petre dachte an den Abend, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren – erst vor ein paar Wochen, dabei schien es schon Monate her zu sein. Petre hatte sich unauffällig zu ihm gesellt in der Erwartung, zu einem privaten Treffen mitgenommen zu werden. Stattdessen hatte ihn Douglass mitten im Ballsaal begrüßt und damit geprahlt, dass er soeben mit einer Gräfin getanzt hatte. Es war beim Maskenball des französischen Botschafters gewesen – der Abend, an dem später ein Gast ermordet wurde. Lord Petre überlief ein Schauder, wenn er daran zurückdachte. Er und Douglass waren also nicht die Einzigen dort mit einem Geheimnis. Wie makaber, sich vorzustellen, dass die Mörder irgendwo in der Dunkelheit darauf gelauert hatten, den Priester das Fest verlassen zu sehen. Das Opfer hätte jedweder Gast sein können, irgendwer, den sie für einen Papisten gehalten hatten.
In jenem Abend hatte Douglass ihm erklärt, dass sie sich über die nächsten Wochen und Monate regelmäßig treffen würden, wenn ihm Details der Planung übermittelt würden. Sein saloppes Verhalten heute bedeutete vielleicht, dass noch keine Informationen gekommen waren. Douglass neckte ihn einfach, weil es ihm Spaß machte und um ihn auf die Probe zu stellen.
Aber es machte ihm nichts aus. Was Frauen betraf, war Lord Petre sich seiner selbst sehr sicher. »Miss Fermor ist eins der schönsten Mädchen, die ich bisher in London gesehen habe«, erwiderte er. »Wir waren als Kinder Spielgefährten – unsere Familien trafen sich oft -, aber ich hatte sie seit dem Tod meines Vaters nicht mehr gesehen.«
»Umso besser für Sie, die Bekanntschaft aufgefrischt zu haben«, grinste Douglass, »denn mir scheint, sie ist mehr als bereit, erneut Ihre Spielgefährtin zu werden. Und wer wäre nicht willig, jedes Spiel mitzuspielen, dass Miss Fermor vorschlägt?«, fügte er hinzu. »Denken Sie doch bloß mal an einen morgendlichen Besuch in ihrem Gemach: das Nachthemd halb von der Schulter gerutscht, ein Blick auf ihre schneeweiße Brust, eine Hand auf ihrem Schenkel …«
Eifersucht flammte in Lord Petre auf. »Es reicht, Douglass!«, konterte er.
»So züchtig, Mylord!«, staunte Douglass. »Das hätte ich nicht gedacht. Und ebenso wenig, wage ich zu behaupten, wohl Arabella Fermor.«
»Was Letzteres betrifft, Douglass, so glaube ich, gründlicher können Sie nicht irren. Eine Frau wie Miss Fermor wird nicht zur Beute eines Gentlemans, wie ich es bin. Sie hat lange genug in der Stadt gelebt, um zu wissen, dass die Reputation das flüchtigste aller Güter ist: unschätzbar hoch in diesem Moment, nicht das Geringste mehr wert im nächsten. Miss Fermor wird die ihre auf einem so sturmgepeitschten Markt nicht aufs Spiel setzen.«
»Worte, wie von einem benebelten jungen Verliebten«, spottete Douglass. »Ich merke schon, Sie sind wohl kaum einer, der sich von der Wucht der Gefühle überwältigen lässt.«
»Als siebenter Baron Petre bin ich nicht reich genug, um mich von Gefühlen überwältigen zu lassen«, entgegnete Lord Petre feierlich. Er fragte sich, wie hoch wohl Arabellas Mitgift war. Vier- oder Fünftausend, vermutete er, denn er wusste, sie hatte etliche jüngere Schwestern, die alle eine Aussteuer brauchten. Bei Arabella als der Ältesten würde sie am größten sein, doch selbst wenn er das Vermögen der Familie Fermor richtig einschätzte, würde seine Mutter einer solchen Verbindung niemals zustimmen.
Douglass hatte sich umgewandt, um aus dem Fenster zu blicken, aber bei Lord Petres Bemerkung fuhr er abrupt wieder herum. »Nicht reich genug? Was zum Teufel meinen Sie damit?«
Lord Petre hörte sehr wohl den lauernden Unterton in Douglass’ Stimme. Dann hatte seine beiläufige Selbstironie wohl doch nicht so beiläufig geklungen. Douglass versuchte also, herauszufinden, wie wohlhabend er tatsächlich war. Das war eine heilsame Erinnerung daran, dass Douglass Lord Petre und sein Geld ebenso dringend brauchte wie er selbst eine Rolle in Douglass’ Plan.
»Wenn ich heirate, dann muss es eine Frau sein, deren Mitgift groß genug ist, selbst unserem Vermögen Bedeutung zu verleihen«, erwiderte er mit aristokratischem Selbstbewusstsein. »Es ist meine Verpflichtung dem Titel gegenüber. Ich habe dreiundzwanzig Jahre
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