Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
Vom Netzwerk:
auch noch reich.«
    Lord Petre gab keine Antwort, aber Dicconson redete unbeeindruckt weiter. »Meine Cousine zum Beispiel, Miss Catherine Walmesley … Ich bin ihr Vormund, wissen Sie. Ihre Eltern sind voriges Jahr gestorben, und es gibt keine weiteren Kinder in der Familie. Sie muss etwa fünfzehn sein, meine ich. Fromm wie die Madonna, und wenn Sie sie zu nah betrachten, dann würde es Ihnen übel – aber sie ist fünfzigtausend Pfund wert. Und Dunkenhalgh, ihr Anwesen in Nottinghamshire, ist so verdammt düster, dass Sie sie ohnehin nicht sehen würden. Die sollten Sie heiraten.«
    »Zurzeit trage ich mich nicht mit dem Gedanken an eine Heirat«, erwiderte Lord Petre, wandte sich von ihm ab und schritt aus dem Raum. Sir George hastete hinter ihm her, sodass seine Rockaufschläge ihm um das mächtige Fass seines Bauches flatterten. Mit einer Ironie, von der er wusste, dass sie an seinen Begleiter verschwendet war, bemerkte Lord Petre: »Charmante Familie, diese Dicconsons. Besonders den Vater mochte ich.«
    Sir George pflichtete ihm bei.
    Als sie zum Speisesaal zurückgingen, kamen sie an einer Reihe kleiner, an den großen Ballsaal angrenzender Zimmer vorüber. Eine der Zimmertüren stand weit offen, und Sir George und Lord Petre blickten beim Vorübergehen verstohlen hinein. Ein Nachtschwärmerpärchen trieb es miteinander auf einem Sofa, ihre Masken, Schuhe und Strümpfe lagen bis zur Tür auf dem Boden verstreut. Der Rock der Frau bauschte sich jedes Mal um ihre Taille, wenn ihr Liebhaber sich in volltrunkener Umschlingung auf sie niederwarf. Das Paar stöhnte und hechelte ohne das geringste Bewusstsein dafür, dass jemand sie beobachten könnte. Es war eine Szene von genussvollem Exzess. Als Lord Petre weiterging, hatte sich der Anblick in sein Gedächtnis gegraben: ein Knäuel weißer Schenkel, verhedderter Kleidungsstücke – und das hingerissene Lächeln der Wollust. Das weckte erneut siedend heiß jene Gefühle, die er vorhin empfunden hatte, jetzt jedoch vermischt mit dem beklemmenden Gefühl der Selbstverachtung.
    Der Speisesaal war nahezu voll. Am entgegengesetzten Ende stand eine kleine Gruppe von Männern, eng geschart um eine Person, die Lord Petre nicht sehen konnte, aber aus dem Benehmen der Männer schloss er, dass sie weiblich sein musste – und dass sie sie anhimmelten. Neugierig ging er näher, um zu sehen, wer das war.
    Und sobald er das tat, lächelte sie. Sie war eine große Frau mit Haaren, dunkel und glatt wie eine Pferdeflanke, und mit hohen prägnanten Wangenknochen – das verlieh ihrer Erscheinung eine stolze, einem Pferd nicht unähnliche Distanziertheit. Sie hörte den Männern mit reserviertem, fast gelangweiltem Ausdruck zu, ohne Nervosität durchblicken zu lassen. Sie trug zwar ein seidenes Dominokostüm, aber sie hatte die Kapuze abgestreift und ihren Kopf entblößt. Ihre Kinnpartie und die Schultern waren umrahmt vom glänzenden Schwarz der Seide. In einer Hand trug sie ihre Maske.
    Lord Petre stellte sich so hinter den Kreis der Herren, dass er sich direkt in ihrer Blickrichtung befand. Sie sah ihn nicht sofort, denn ihre Bewunderer drängten sich eifrig näher, ihre Stimmen überschwemmten sie mit jungenhaft übermütigen Tönen. Einen Augenblick später jedoch hob sie die Augen und begegnete Lord Petres durchdringendem Blick. Kaum wahrnehmbar neigte sie den Kopf – minimalstes Zeichen der Kenntnisnahme -, und ihre Nasenflügel bebten anstelle eines Lächelns. Und dann schritt sie sehr bewusst, ohne ihr Benehmen zu ändern, durch die Barrikade ihrer Bewunderer, jagte sie auseinander wie Fasane. Ohne ihr Protestgeschrei zu beachten, schritt sie in ihrer tintenschwarzen Robe voran, und die Bordüren ihrer Schuhe glitzerten im Licht. Lord Petre verbeugte sich vor ihr.
    »Mylady Castlecomber«, sagte er.
    »Mylord Petre.«
    Während sie sprach, sah er Arabella den Raum betreten. Sie erblickte Lord Petre sofort und blieb stocksteif unter der Tür stehen, sprühend wie ein Feuerwerk.
    Aber er sprach weiter mit seiner neuen Gesprächspartnerin. »Wie geht es Ihrem Gatten, Lord Castlecomber?«
    Lady Castlecomber hob eine Hand, um die Falten der Kapuze von ihrem zarten Hals fortzuschieben, und sagte: »Mein Mann ist in Irland.«
    Er hob die Brauen und wiederholte: »In Irland?«
    Sie erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln und sagte leichthin: »Ja, er ist für eine Weile im Ausland.«
    Während sie sprachen, fühlte er Arabellas Blick auf sich ruhen. Ihm war, als stünde sie

Weitere Kostenlose Bücher