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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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Tag in der Börse, als er während der Unterhaltung mit Lord Petre plötzlich verschwunden war.
    Alexander wollte gerade antworten, da kam ihm blitzartig eine Idee: Er suchte den Saal nach Lord Petre ab, konnte ihn aber nicht entdecken. Er sprach nicht mehr mit Charlotte Castlecomber, die jetzt neben dem Tanzbären an der Bar stand. Auch bei Arabella war er nicht. Nein – er war fortgegangen, ganz kurz vor Douglass’ Abgang. Alexander ging genauso abrupt wie Douglass davon, und obgleich Jervas ihn fragend ansah, mied Alexander seinen Blick.
    Er durchquerte den Ballsaal, der jetzt wie eine riesige leere Höhle dalag. Nur ein Orchester spielte noch, dessen Töne ziellos und hölzern von den Wänden echoten. Der Saal war spärlich beleuchtet durch Kerzenstummel, die noch nicht ganz abgebrannt waren, aber er war auch ziemlich sicher, dass Lord Petre nicht hier war. Vier oder fünf Dominos waren in dem Zwielicht zu sehen, lang und dunkel wie Schatten. Was, wenn Douglass auch Alexander auflauerte? Einen Moment lang zauderte er, dachte an die Warnungen seines Vaters. Aber die Neugierde trieb ihn vorwärts. Er ging um die Seite des Gebäudes herum, wo nur noch wenige Kutschen standen, verlassen von ihren Kutschern. Die gelangweilten Pferde stampften gelegentlich oder stupsten an ihre Futterbeutel und bliesen ihren dampfenden Atem in die Morgenluft. Aber hier war niemand, also machte er kehrt, um wieder nach drinnen zu gehen. Die Männer waren entwischt.
    Auf dem Weg nach drinnen blitzte etwas in seinen Augenwinkeln auf. Er fuhr herum: Eine Laterne wurde hochgehalten, und er begriff, dass jemand die Tür einer Kutsche von innen geöffnet hatte. Alexander blieb stocksteif stehen. Er fürchtete, sein Atem müsse ohrenbetäubend sein, er war sicher, dass man ihn sehen und hören konnte, trotz der Dunkelheit. Ein endloser Augenblick verstrich. Dann stiegen zwei Gestalten aus der Kutsche, maskiert, aber unverwechselbar: die finsteren Falten des Dominos und der Turban als Kopfputz des Türken. Alexander schauderte, er schwankte leicht, um das Gleichgewicht zu behalten. Er war überzeugt, sie würden ihn entdecken.
    Aber die Nacht war sehr dunkel. Er merkte, dass die Männer auseinandergingen, er hörte, wie sie sich in verschiedene Richtungen bewegten – Lord Petre zurück in die Gesellschaftsräume, Douglass eine enge Gasse entlang. Alexander schluckte, die Knie wurden ihm weich. Er wartete eine Minute, dann noch eine – sein Atem ging rasend und hohl über dem Trommeln in seiner Brust. Aber die Auffahrt lag still da. Er schlich sich wieder in den Vorhof. Plötzlich sah er den türkischen Kopfputz direkt vor sich. Abrupt blieb er stehen, aber dann hörte er Lord Petre mit seinem Kutscher reden. Er gab ihm Anweisungen zu einem Zwischenstopp. Alexander schlüpfte außer Sicht hinter die Räder der Kutsche und dann die Treppe des Gebäudes hinauf.
    Als er davonfuhr, konnte Lord Petre an nichts anderes denken, als an die Begegnung, die er soeben mit Douglass gehabt hatte. Sie hatte ihn mehr irritiert und aufgebracht, als er erwartet hatte.
    »Ich danke Ihnen, Mylord«, hatte Douglass gesagt, als er die dargereichten Banknoten nahm. »Wir sind gerade rechtzeitig dran. Ich treffe unseren Agenten heute Abend.«
    »Es war etwas schwierig, sie zu beschaffen«, erwiderte Petre.
    Douglass zögerte. »Sind sie vollzählig?«, fragte er.
    »Ich glaube, ja.«
    »Wenn der König auf dem Thron ist, dann werden Sie wissen, dass sie Ihren Teil beigetragen haben, Mylord«, sagte er. »Wenige Männer werden das von sich behaupten können.«
    »Wenige Männer haben die Möglichkeit«, antwortete Petre. »Viele haben aus diesem Anlass ihr Leben gegeben. Ich habe bloß ein paar Hundert Pfund gegeben.«
    »Wenn unsere Rebellion gelingt, dann stehen uns ernste Zeiten bevor«, sagte Douglass.
    »Nichts gegen das, was meine katholischen Freunde schon erduldet haben«, versetzte Petre. »Sie rebellieren im Namen der Stuarts, Douglass, ich im Namen der katholischen Märtyrer. Wir haben zweihundert Jahre lang gelitten.« Er schwieg einen Moment, dann fragte er: »War das ein Agent, den sie neulich in der Börse getroffen haben?«
    Einen Moment lang war Douglass verdutzt. Dann klärte sich sein Gesicht, und er antwortete: »Der Name dieses Mannes ist Dupont – ein Freund. Er handelt mit einer Ware, die kostbar ist wie Ebenholz, aber für die meisten Engländer sehr viel brauchbarer.«
    Lord Petre war befremdet. Wovon redete Douglass? Aber dann verstand er.

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