Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
Vom Netzwerk:
haben, ist das Lesen selbst nun mal ein notwendiges Übel.«
    Die beiden Freunde standen auf und gingen durch die Diele in den Raum, wo ihr Frühstück vorbereitet war. »Aber dir sind notwendige Übel ja nicht fremd, Alexander«, erwiderte Jervas. »Du hast bereits mehr Übung in Durchhaltekraft als doppelt so alte Männer, die wir kennen.« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, griff auf einer abgedeckten Platte nach einer heißen Semmel und schob sie Alexander hin. »Du hast deine Krankheit schon so lange, und trotzdem erträgst du sie geduldig«, fuhr er fort. »Hast du eigentlich keine Angst vor den Auswirkungen ihres weiteren Verlaufs?«
    Alexander lächelte ihn seinerseits an. »Kopfweh, Fieber, Rückenschmerzen«, sagte er, »manchmal sehr schlimm, oft aber auch kaum spürbar. Diese Symptome sind nichts weiter als die äußeren Zeichen einer Krankheit, die wir alle lange und geduldig ertragen – ein Leiden, das auch öfter unter dem Namen Leben registriert wird.«
    »Großartige Formulierung, Pope!«, sagte Jervas beifällig. »Dir verhilft das Lesen zu einer tollen Fähigkeit, Dinge auszudrücken. Ich dagegen stammle umher, erwische nur manchmal den richtigen Ausdruck – wobei ich eher öfter als selten nur halbwegs erinnere, was ich gelesen habe.«
    Er stand vom Tisch auf und ging wieder hinüber in den Salon, von wo Alexander ihn rufen hörte: »Diese Unterhaltung übers Lesen erinnert mich übrigens an eine Zeitung, die ich dir zeigen wollte.« Jervas kam ins Esszimmer zurückgeeilt und wedelte mit einer alten Ausgabe des Tatler. »Den hab ich für dich aufgehoben«, sagte er. »Das hier ist wahnsinnig amüsant – eine Satire über Reifröcke. Joseph Addison hat die Abhandlung geschrieben, mit den fingierten Worten eines Richters, der sein Urteil spricht über die Absurdität dieses Kleidungsstücks.«
    »Ich kenne sie, Jervas«, sagte Alexander. »Ein hochgelobter Essay.«
    »Aber du erinnerst dich bestimmt nicht mehr an alle Details«, wandte Jervas ein. »Ist dir aufgefallen, dass er verdammt unzüchtig ist? Hör dir mal dies …« Er fuhr mit dem Finger über die Seite, um die Zeilen zu finden, die er meinte. »›Und sogleich‹ – ich überspringe ein paar Sätze – ›und sogleich wurde der reifenbewehrte Unterrock ins Gericht gebracht. Ich gebot, das Gestell auf den Tisch zu setzen und es so auszubreiten, dass das Kleidungsstück sich in seiner größtmöglichen Ausdehnung zeigte. Aber mein großer Verhandlungssaal war zu eng für dieses Experiment...‹ Ist das nicht amüsant, Pope? Addison macht sich über die intimen Partien der Damen lustig.«
    » Ja, das merke ich, Jervas«, sagte Alexander. »Eine sehr unterhaltsame Sache.«
    »Du solltest in demselben Stil schreiben.«
    »Alles, was Mr. Addison sich ausdenkt, hat so eine gewisse Leichtigkeit, die seine Prosa erheiternd wirken lässt«, erwiderte Alexander. »Aber mein Stil ist das nicht.«
    »Bist heute ein langweiliger Hund, Alexander«, meinte Jervas, »aber ich bin wild entschlossen, dich aufzuheitern. Im Daily Courant steht ein Artikel über den Maskenball vom Dienstag. Was war das doch für ein großartiger Abend! Ungetrübte Lustbarkeit!«
    Alexander war froh, dass Jervas seine Unzufriedenheit und schlechte Laune am Ende des Balles anscheinend vergessen hatte. Wenn er selbst zornig wurde, dann blieb er auch so, bis die Sache explizit beigelegt war.
    Aber er antwortete Jervas bereitwillig: »Ich hab mich auch prächtig amüsiert. James Douglass ist ja ein unterhaltsamer Mensch. Was weißt du so über seinen Charakter?«
    »Seinen Charakter? Kann ich kaum sagen. Ich kannte ihn in der Schule, da war er einer der hellsten, gescheitesten Burschen am Platze. Er brachte es als Junge zu einem kleinem Vermögen, indem er Kreise in den Sand zeichnete, nach denen wir mit Murmeln um die Wette zielten. Dann brütete er ein dubioses Schema für den Süßigkeitenladen des Dorfes aus, betrieb eine Art Zwischenhandel. Das war für uns damals ein toller Jux. Komischer Bursche. Ist jahrelang im Ausland gewesen – Frankreich, Westindien und sonst wo.«
    »Seine Freundschaft mit Lord Petre ist ziemlich seltsam, findest du nicht?«
    »Nicht so ganz«, erwiderte Jervas. »Ich schätze mal, dass Lord Petre Douglass für irgendein Geschäft braucht, mit dem er befasst ist. Gemeinsame Aktiengeschäfte, wenn ich raten sollte. Douglass ist ja immer in der Börse zu finden. Aber ich hoffe, er lässt sich nicht durch Lord Petres einnehmendes Wesen ködern.

Weitere Kostenlose Bücher