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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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nahm von dem Diener, der ihr die Tür öffnete, den Regenschirm entgegen und wollte eben auf die Straße treten, da sah sie mit Entsetzen, dass das Pflaster knöcheltief von Schmutzwasser überflutet war. Sie würde also Holzschuhe anziehen müssen, und deren Sohlen würden sie aussehen lassen wie ein Pferd, das dahintrabte. Aber es war ja nicht sehr wahrscheinlich, an diesem Vormittag in den Straßen von St. James Bekannte zu treffen. Immerhin behielt sie für alle Fälle ihr Wollcape an.
    Als sie sich endlich bis zum Piccadilly durchgekämpft hatte und die Tür des Strumpfwarengeschäftes erreichte, sah sie um vieles weniger repräsentabel aus als beim Verlassen ihres Hauses. Und zu ihrem Verdruss stellte sie fest, dass Lady Castlecomber just einen Augenblick zuvor dort angekommen war, begleitet von zwei Dienern, von denen einer ihr einen Schirm über den Kopf hielt, während der andere ihre Röcke über das nasse Pflaster raffte. Sie trug, wie Arabella, ein Cape aus Wollflausch, bloß sah ihres bedeutend hübscher aus, weil es trocken geblieben war. Arabella blickte sich hektisch in dem Geschäft um und hoffte, ein Gespräch vermeiden zu können. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, Lady Castlecomber möge sich nicht an sie erinnern, bis ihr klar wurde, dass die Situation dadurch für sie nur noch kränkender würde. Also besann sie sich eines Besseren. Sie hatte schließlich nichts zu fürchten. Wenn hier jemand etwas zu befürchten hatte, dann doch wohl Charlotte: Was, wenn Arabella aus purer Bosheit Lord Castlecomber gegenüber ihre Affaire mit Lord Petre erwähnte? Lächelnd wandte sie sich um und grüßte ihre Rivalin.
    »Guten Tag, Miss Fermor«, antwortete Lady Castlecomber. »Was für ein hübsches Cape Sie anhaben. Jammerschade , dass der Flausch nass geworden ist. Nichts ist bei feuchtem Wetter schlimmer als Wollflausch, obwohl ja auch ich nicht widerstehen konnte. Gehen Sie auch zu Lady Salisburys Morgenempfang? Ich hoffe, Sie fahren mit mir dorthin?«
    »Ach, meine Schuhe! Leider habe ich nur die dabei, die ich anhabe«, sagte Arabella. »So viel Vergnügen es mir auch bereiten würde, Ihre Einladung anzunehmen – ich muss ablehnen.« Sie wandte sich von Charlotte ab, um ihren Gesichtsausdruck zu verbergen. Sie war nicht eingeladen worden zu dem Morgenempfang, und sie wusste, dass die Salisburys Freunde von Lord Petre waren. Sie hatte ihn auf dem Maskenball im Gespräch mit Lady Salisbury gesehen.
    »Sofort, als ich das Geschäft betrat, war ich neidisch auf Ihre Holzschuhe«, erwiderte Lady Castlecomber versöhnlich. »Sie sind das einzig Richtige an einem Tag wie diesem.«
    Arabella blickte verstohlen auf Lady Castlecombers Füße und sah, dass sie ebenso wenig nass geworden waren wie ihr Cape. Sie biss sich auf die Lippe vor Ärger darüber, wie Betty sie von der Tür her anstarrte. Das Mädchen brannte nur so darauf, den Grund für Miss Fermors Verlegenheit auszumachen.
    Sie trat an den Verkaufstresen, wo die teuersten Strümpfe ausgestellt waren, aber sie hielt sich zurück, sie musste warten, bis Lady Castlecomber fort war. Sie kam sich albern vor, wie sie da beiläufig die Auslagen betrachtete, als wisse sie nicht recht, was sie kaufen sollte. Aber sie wollte lieber nicht dabei gesehen werden, wie sie einen Tag vor einem eigentlich so unbedeutenden Ereignis wie einem Opernbesuch etwas extravagant Teures kaufte. Das würde den Verdacht erwecken, sie wolle damit die Aufmerksamkeit eines Gentlemans auf sich lenken. Endlich sagte Lady Castlecomber auf Wiedersehen und verließ das Geschäft.
    Als Arabella und Betty wenig später mit ihrem Packen neuer Strümpfe fortgingen, war aus dem Regen ein Nieseln geworden, und sie waren noch keine zehn Meter den Picadilly entlanggegangen, da kam Charles Luxton, der schwach begüterte Gentleman, mit dem sie auf dem Ball getanzt hatte, in seiner Kutsche vorbei. Als Luxon sie sah, ließ er anhalten, stieg auf die nasse Straße hinab und bestand darauf, ihr in die Kutsche hineinzuhelfen. Dann bedeutete er auch Betty einzusteigen, schwang sich schließlich selbst hinein und erklärte, er werde Miss Fermor sicher nach Hause geleiten.
    Kaum war die Tür hinter ihnen geschlossen, da beugte sich Charles zu ihr – mit hochrotem Kopf vor Begeisterung, sie zu sehen – und sagte, er müsse ihr etwas Vertrauliches mitteilen. Arabella, ermüdet von ihrem Vormittag, rückte von ihm ab, und ein Kopfschmerz begann in ihren Schläfen zu pochen, als sie sich in die Ecke lehnte.

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