Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Sogar mehr als bekannt, er lebte in Frankreich, als der Hof von King James II. dort im Exil war. Ich habe sogar gehört, er sei dort des exilierten Königs Staatssekretär gewesen. Er war unzweifelhaft involviert in den Plan, James auf den Thron zurückzubringen.«
In gottergebenerem Ton als sonst für ihn typisch antwortete Alexander: »Was immer sein Onkel vielleicht getan haben mag, John Caryll hat zu Unrecht gelitten in den Händen jener Leute, die der römisch-katholischen Kirche übelwollen.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass sie ein Verteidiger der Jakobiten sind, Mr. Pope.«
»Ich bin ein Verteidiger meiner Freunde, der Carylls, Sir.«
»Und der Katholiken, würde ich sagen. Nun gut, Sie können nichts dafür. Aber warum hat sich John Caryll nicht aus der ganzen Affaire herausgehalten? Ich habe gehört, dass er genau deswegen ins Gefängnis gekommen ist – und jetzt gilt seine ganze Familie als Verräter.«
»Carylls Gefängnishaft dauerte nur zwei Wochen, und er wurde zu Unrecht verurteilt«, widersprach Alexander leidenschaftlich.
»Also wenn das mein Vermögen oder meine Familie gewesen wäre, ich wäre längst ein Protestant geworden«, meinte Wycherley selbstgefällig. »Carylls sämtliche Schwierigkeiten hätten dann vermieden werden können.«
»Ich glaube nicht, dass man Caryll die Verteidigung seiner Familie vorwerfen sollte«, versetzte Alexander, »ebenso wenig wie dem alten Lord Caryll, dass er ein Jakobit war. Seine Generation von Katholiken hat grausam gelitten. Wenn die Katholiken jetzt einigermaßen sicher sind, dann nur, weil sie – wir – gelernt haben, uns still zu verhalten.«
Alexander war selbst verblüfft, wie zornig Wycherleys Attacke ihn gemacht hatte. Er hätte sich nie für einen Verteidiger der Jakobiten gehalten, nicht einmal seiner eigenen Religion, aber Wycherley hatte ihn zu einer Loyalität gezwungen, die er früher nie gekannt hatte. Schließlich war Alexander der Zugang zur Universität verweigert worden, war er seines Rechts auf Besitz und Stand verlustig gegangen. Jetzt, da er bei Jervas in Westminster lebte, war es leicht, das zu vergessen, aber noch vor ein paar Wochen hatte es gedroht, seine Karriere zunichtezumachen. Er verspürte eine perverse Freude, als er sah, wie Wycherley stolperte, als er sich bei Will’s Kaffeehaus aus der Droschke hievte. Kaum fähig, ein ›Wiedersehen‹ zu murmeln, wandte er sich ab von seinem alten Freund und knallte die Droschkentür zu.
Jervas war guter Laune auf der Heimfahrt. »Wie geradezu luxuriös bequem wir es hier haben ohne Wycherleys riesigen Bauch zwischen uns«, sagte er. Aber Alexander blickte finster und stumm aus dem Fenster und kickte mit dem Absatz gegen den Sitz. Nach einer Weile ging Alexanders Kicken Jervas auf die Nerven, und er bemühte sich, den Freund aus seiner stummen Grübelei zu reißen.
»Waren Wycherleys Behauptungen über deinen Freund Caryll wahr, Pope?«, fragte er.
Immer noch aus dem Fenster starrend, antwortete Alexander: »Ach, wahr und dennoch unwahr. Der alte Lord Caryll war ein Jakobit, aber ich glaube nicht, dass sein Neffe involviert ist. Selbst wenn er mit der Sache der Jakobiten sympathisiert, wäre das viel zu gefährlich, weil seine Familie bereits unter Verdacht steht.«
»Was ist das bloß für eine verrückte, altmodische Welt«, meinte Jervas. »Verschwörungen, Gegenverschwörungen, Kerkerhaft, Hochverrat. Der alte Lord Caryll, Wycherley und sogar dein Freund John Caryll kommen mir vor wie Gestalten einer anderen Zeit.«
Alexander erwiderte scharf: »Fein für dich, dass sie dir so vorkommen, Jervas. Aber auch an mir hängt immer noch der Makel der Besitzlosigkeit; wahrscheinlich werde ich seinen tödlichen Griff nie abschütteln können.«
»Ich kann die Anziehungskraft des Jakobitentums einfach nicht verstehen«, antwortete Jervas. »Es macht reiche Leute arm und gesunde Leute verrückt. Es ist doch sonnenklar, dass James III. nie wieder auf den Thron kommt, und doch werfen Jahr für Jahr Männer ihr Schicksal, das Vermögen ihrer Familien in den Kanal, in der Hoffnung, dass es in Frankreich an Land gespült wird und sie ihn dadurch zurückködern können.«
»Ganz so arrangieren die Jakobiten ihre Unternehmungen nun auch nicht«, wies Alexander ihn zurecht. »Für dich sind Jakobiten bloß unterhaltsame Irre, denn du hast ja durch ihre Aktionen nichts zu verlieren. Aber nimm mal an, die Verfolgungen beginnen erneut – für mich hieße das, dass niemand mehr meine
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