Die Verführung des Mondes (German Edition)
und Kralleneinziehens, bringt Phillip mich an einen Tisch, auf dem auf einem kleinen Kärtchen sein Name steht.
Er hilft mir beim Hinsetzen, rückt mir den Stuhl zurecht und setzt sich ebenfalls. Bei einem Blick durch den Saal stelle ich fest, dass auch alle anderen Gäste an ihren Tischen Platz genommen haben. Die zwei Plätze, die an unserem Tisch noch nicht besetzt sind, bleiben frei.
„Mrs. Dearings Wohltätigkeitsball ist leider weit weniger beliebt, als sie es wahrhaben möchte“, eröffnet Phillip mir. „Es gibt immer wieder Absagen in letzter Minute. Das freut das Personal, weil Essen übrig bleibt. Und mich freut es, weil ich den Abend mit Ihnen alleine am Tisch verbringen kann und Sie nicht teilen muss!“
„Warum sind Sie denn der Einladung gefolgt, wenn Sie sich doch offenkundig Amüsanteres vorstellen können, als hier zu sein?“
Er seufzt.
„Samantha ist eine alte Freundin meiner Mutter. Meine Eltern sind früher jedes Jahr hierher gegangen, aber vor vier Jahren hatte mein Vater einen Schlaganfall. Er ist zwar kaum noch davon beeinträchtigt aber er schiebt ihn immer noch als Entschuldigung vor, um sich vor allen Veranstaltungen zu drücken, zu denen er keine Lust hat. Und meine Mutter findet es unpassend ohne meinen Vater zu gehen. Also muss ich an ihrer statt diese vergnügliche Veranstaltung besuchen. Wenn ich es nicht mache, muss sich meine Mutter wochenlang Vorwürfe von Samantha anhören und ich mir wochenlang welche von meiner Mutter. Und sie kann sehr hartnäckig sein. Da ist so ein Abend das geringere Übel, glauben Sie mir!“
Ich nicke verstehend, mit anstrengenden Müttern kenne ich mich aus.
Das Menü besteht aus insgesamt fünf Gängen, zu jedem Gang gibt es einen anderen Wein. Ich will lieber gar nicht wissen, was so ein Essen pro Person kostet und ich frage mich, ob es hier wirklich um einen guten Zweck oder nur eine Zurschaustellung von Reichtümern geht. Ansonsten hätten es ein paar Hotdogs und Freizeitkleidung statt Abendgarderobe und opulentem Dinner ja vielleicht auch getan. Dann hätte man das Geld für die zig Gänge Hummer & Co. an das Kinderheim weiterleiten können, wo es bestimmt besser angelegt gewesen wäre.
Nach dem Essen wird getanzt. Phillip fordert mich auf und führt mich auf die Tanzfläche, er ist ein guter Tänzer. Seine Hand liegt sanft auf meinem Rücken und zwischendrin streifen seine Finger meine bloße Haut oberhalb des tiefen Rückenausschnitts meines Abendkleides. Mir wird heiß und ein bisschen schwindelig. Er riecht so wahnsinnig gut, holzig und schwer, wie Wacholder in Kombination von etwas Frischem, Leichtem, Basilikum und Zitrone vielleicht und all das vermischt mit dem Geruch des Mannes darunter. Ich bin bemüht Abstand zu halten, aber schließlich schafft er es, meinen Widerstand zu brechen. Was soll ich auch machen, versuche ich mir einzureden, schließlich werde ich ja geführt, ich habe ja gar keine andere Chance. Er zieht mich beim nächsten Tanz eng an sich heran, seine Finger landen wieder wie zufällig auf der nackten Haut meines Rückens. Es fühlt sich wunderbar an, ich kann gar nicht genug davon bekommen, mit diesem Mann zu tanzen. Seine Nähe ist berauschend und obwohl es unnötig ist, presse ich mich noch ein wenig enger an ihn heran. Ich bilde mir ein, dass sein Atem etwas schneller geht und nehme meinen eigenen Atem wahr, der auf alle Fälle viel zu schnell ist, während mein Herz zu rasen beginnt.
Er beginnt währenddessen mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand meinen Rücken zu streicheln, ganz sanft fährt er auf meiner nackten Haut am Rückenausschnitt meines Kleides entlang, eine unauffällige, kleine Bewegung. Ich fühle mich plötzlich wie unter Strom. Er wiederholt seine Berührung, wie beiläufig, aber diesmal kann ich mir nicht mehr einreden, dass es nur Zufall ist. Er wird mutiger, lässt seinen Finger ein, zwei Zentimeter an meiner Wirbelsäule auf und abfahren, dreht mich dabei weiter im Kreis, tanzt mit mir, gibt acht, dass wir anderen Paaren aus dem Weg gehen, führt mich sicher über die Tanzfläche.
Ich bekomme Gänsehaut unter seinen Fingern, er bemerkt es und schiebt mich ein bisschen von sich weg, um mir ins Gesicht sehen zu können. Plötzlich ist mein Mund trocken, ich lecke mir nervös über die Lippen und bringe irgendwie ein kleines Lächeln zustande. Er zieht mich zurück, ganz nah, und wieder streicht sein Finger sanft über meine Wirbelsäule, nur eine zarte, kleine, unschuldige
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