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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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nächsten standen, drehten sich nach den Neuankömmlingen um und betrachteten sie missmutig. Nach achtzehn Jahren Bürgerkrieg herrschte an der Grenze zwei sich feindlich gesinnter Nationen ein starker Gemeinschaftssinn unter den Männern von Ipsile, die sich instinktiv nur mit ihresgleichen zusammentaten. Griffyn und Fulk waren hier Fremde, und weil das so war, begegnete man ihnen mit einer höflichen Aufmerksamkeit, die fast an Feindseligkeit grenzte. Griffyn verzichtete darauf, den Männern zu sagen, dass er ihr neuer Lord war.
    Fulk und er wechselten einen kurzen Blick, ehe Griffyn sich durch die Menge schob und einen leeren Tisch ansteuerte, den er in einer Ecke ausgemacht hatte. Er hoffte, dass Fulk ihm folgte, und schaute über die Schulter.
    Aber Fulk folgte ihm nicht. Er hatte sich zum Schanktisch durchgekämpft und starrte mit offenem Mund in den Ausschnitt einer Dirne, wobei er zugleich den Schankwirt ignorierte, der direkt vor ihm stand. Griffyn seufzte und ging auf den leeren Tisch zu.
    Dabei wurde er durch den Streit zwischen einigen Betrunkenen aufgehalten. Als das Geschrei zu einer handfesten Schlägerei auszuarten drohte und er hörte, wie jemand »verfluchter Bastard!« direkt neben ihm brüllte, trat er beiseite. Just in dem Augenblick flog ein Mann durch die Luft und landete mit einem abscheulichen Knall auf einer Tischplatte. Der Tisch gab unter ihm nach und krachte zu Boden. Griffyn trat über die Trümmer hinweg und steuerte den freien Tisch an.
    Er setzte sich mit dem Rücken zur Wand auf die Bank und wartete - auf Fulk, auf den geheimnisvollen Unbekannten, der ihn herbestellt hatte, oder auch auf Satan persönlich. Heimlich schloss er Wetten mit sich ab, wer zuerst auftauchte.
    Es war Fulk.
    Er sank neben Griffyn auf die Bank und schob seinem Herrn einen Becher zu. »Um die Wahrheit zu sagen, Mylord, diese schottischen Weiber sind ein hübscher Anblick.« Ale schwappte aus dem Becher auf den Tisch.
    Griffyn nahm den Becher. »Woher wisst Ihr das, wenn sie so stark geschminkt sind?«, fragte er ehrlich interessiert.
    »Och«, machte Fulk ganz unbeteiligt. Er lehnte sich zurück. »Man weiß es eben.« Er nahm einen großen Schluck.
    »Aha.«
    Eine Gestalt kam durch die Menge zu ihrem Tisch. »Mylord«, sagte der Mann leise.
    »Ihr seid gekommen.«
    »Nennt mich Pagan«, entgegnete Griffyn rasch und richtete seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf den Unbekannten. Doch dann stockte ihm der Atem.
    Der Mann war de Louth! Marcus' Handlanger! Der Mann, der versucht hatte, Guinevere zu entführen. Der Mann, der ihn bei dem Kampf auf der Landstraße fast getötet hatte.
    Griffyn stand auf. Er atmete schwer. Seine Hand legte sich auf den Schwertknauf. Er nahm wahr, dass auch Fulk sich erhoben hatte. Eine spürbare Anspannung lag in der Luft. Griffyn und Fulk waren bereit, sich ihren Weg freizukämpfen, sollte de Louth sie in eine Falle gelockt haben.
    »De Louth«, sagte Griffyn nur. Sein Blick glitt durch die verrauchte und überfüllte Schenke. Männer standen in Grüppchen beisammen, lehnten sich auf die Schulter eines Kameraden und brüllten lachend. Würfel klapperten auf den Tischen.
    Niemand schien an ihnen ein besondere Interesse zu haben. Er blickte wieder de Louth an.
    »Ihr habt von mir nichts zu befürchten«, sagte de Louth leise. »Ich habe Euch mein Wort gegeben.« Er stand ein paar Schritte vom Tisch entfernt, die Hände ruhten an der Hüfte, doch hatte er beide Handflächen nach oben gerichtet und die Finger gespreizt. Er hatte keine Waffe. Zumindest nicht in den Händen.
    Nach dieser Musterung blickte Griffyn de Louth wieder in die Augen. »Ihr habt mir die Nachricht geschickt?«
    »Das habe ich.«
    »Warum ?«
    »Darum bin ich hier. Um Euch alles zu erzählen.«
    »Seid Ihr allein hier? Oder ist er irgendwo?«
    De Louth schüttelte den Kopf. »Er ist nicht hier. Nur ich.«
    »Er weiß nicht, dass Ihr hier seid?«
    »Wenn er es wüsste, hätte er mir die Zunge abgeschnitten. Und den Schwanz gleich mit.«
    Griffyn lächelte schmal. »Euer Herr kann Euch also nicht vertrauen. Aber ich soll Euch vertrauen?«
    De Louth ließ die Hände sinken. »Sir, Ihr glaubt mir entweder - oder eben nicht. Aber was schadet es, wenn Ihr mir erst einmal zuhört ?«
    Fulk verschränkte die Arme vor der Brust. »Es könnte unseren Hinterköpfen schaden, wenn wir mit einem Prügel vermöbelt werden, während wir Euch andächtig zuhören.«
    »Ich bin allein gekommen. Es ist keine Falle.« De Louth blickte

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