Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
mich allein zu lassen.«
    Er befestigte den Sporn am Stiefel und stellte den Fuß auf den Boden. »Warum?«
    »Nun, wegen unserer Hochzeit«, erwiderte sie. Ihre Stimme war schrill.
    Er stand auf, küsste Gwyn und setzte sich wieder, um sich den zweiten Stiefel anzuziehen. »Dein Verlangen lässt nach?«
    »Nein!«
    Er blickte zu ihr auf. Ein paar Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht. Ihr fiel plötzlich ein, dass sie seine Haare schneiden sollte. Das war jetzt ihre Aufgabe.
    »Nun«, sagte er langsam. »Geht es dir gut, Gwyn? Du bist doch nicht...« Seine Miene hellte sich auf. Er berührte ihr Handgelenk. »Du glaubst doch nicht, jetzt schon guter Hoffnung zu sein, oder?«
    »Nein!« Sie schrie jetzt fast.
    Er zog die Hand zurück und starrte sie an, als würde ihr Gras auf der Stirn wachsen.
    »Also gut, Gwyn. Ich weiß nicht, welch finstere Stimmung dich gepackt hat, aber falls du dir Sorgen machst, ich könnte etwas mit den hübschen Mädchen in Ipsile-upon-Tyne anfangen ...«
    »Nein!«
    »Das war doch nur ein Scherz. Hörst du bitte auf, mich anzuschreien ?«
    Sie nickte stumm. Ihre Finger glitten über den Gobelin, ehe sie die Hand wegzog. »Es ist nur ... es kommt so bald«, brachte sie schließlich erschöpft hervor.
    »Ich komme wieder.« Er befestigte den zweiten Sporn und stand auf. »Wir werden bald vermählt, und dann werden wir gemeinsam nach Ipsile-upon-Tyne reisen und auch jede andere Stadt hier oben im Norden aufsuchen, die du dir anschauen möchtest. Es sind nur noch zwei Wochen bis zur Hochzeit, Gwyn. Und ich bin in zwei Tagen zurück, das verspreche ich dir.« Er küsste sie rasch auf den Mund.
    »Bitte geh nicht!«, flüsterte sie beschwörend. Aber selbst wenn sie geschrien hätte, hätte Griffyn sie nicht gehört. Er war gegangen.

17. KAPITEL
    Das Holzschild, das sich in der Dunkelheit über der Tür zur Schenke bewegte, zeigte einen roten Hahn. Oder zumindest einen Hahn, der verwittert und verrottet im Wind knarrte. Ob er einst rot gewesen war, konnte man nicht mehr erkennen.
    Fulk schnaubte. »Ich bezweifle, ob jemand sich überhaupt mal die Mühe gemacht hat, das Schild anzumalen, Mylord. Vielleicht ist es Blut, und sie haben es irgendwie da oben drangeschmiert.«
    »Das glaube ich gern«, stimmte Griffyn ihm zu.
    Sie standen vor dem Roten Hahn und überlegten, ob es klug war einzutreten.
    Zugleich zweifelten sie auch an der Klugheit des Mannes, der sie herbestellt hatte.
    Die dünnen Wände der Schenke neigten sich gefährlich zur Seite. Das Gebäude stand eingezwängt zwischen zwei ähnlich verruchten Spelunken und lockte ein ebenso zwielichtiges Publikum an wie diese. Fulk stand in einer mit Eis überzogenen Pfütze und starrte auf die verdreckte Tür.
    »Ich war schon in schlimmeren Schenken«, sagte er schließlich.
    »Ich auch«, erwiderte Griffyn mit fester Stimme.
    Und es stimmte: Sie waren beide schon an schlimmeren Orten als diesem gewesen.
    Dennoch wollte keiner von ihnen den Roten Hahn betreten.
    Die Nacht war kalt und dunkel. Nebel stieg auf und wand seine weißen Bänder, die an Katzen denken ließen, die um Streicheleinheiten bettelten, um ihre Füße. Die Gasse war eng, und über ihren Köpfen neigten sich die Häuser einander zu wie alte Frauen, die über dem Waschzuber die Köpfe zusammensteckten. Durch die Ritzen der Fensterläden drang Kerzenlicht aus der Taverne. Lautes, brüllendes Gelächter drang zu ihnen, dann öffnete jemand die Tür und taumelte heraus. Hinter dem Betrunkenen wurde die Tür wieder zugeschlagen. Griffyn blickte Fulk an.
    »Wenigstens geht's da drin lustig zu«, bemerkte Fulk finster.
    »Schon. Aber worüber lachen diese Leute?«
    Schließlich gingen sie doch hinein. Die Schenke war ein offener Raum, in dem sich Männer drängten, die bereits verschiedene Stadien der Trunkenheit erreicht hatten.
    Sieben oder acht Tische standen in wildem Durcheinander im Schankraum, und ein langer Tisch diente an der hinteren Wand als Tresen. Zwei Männer standen dahinter; davor drängten sich die Betrunkenen mit Alekrügen in der Hand, und grell geschminkte Frauen.
    »Nun, das nenne ich bunt«, sagte Fulk und starrte verträumt auf die vollbusigen Frauen.
    Griffyn schnaubte nur.
    Es herrschte eine wilde, ausgelassene Stimmung. Die Männer standen dicht gedrängt wie Rindviecher im Stall. Sie brüllten auch genauso laut - und stanken auch so.
    »Und nach Kuhscheiße stinkt's hier auch«, raunte Fulk, während sie die Schenke betraten.
    Die Männer, die ihnen am

Weitere Kostenlose Bücher