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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Klosters untergebracht. Aber Fulk und er mussten innerhalb der Stadtmauern bleiben, da das Treffen mit de Louth spätabends stattgefunden hatte. Die Stadttore waren zu dieser Zeit längst für die Nacht verschlossen worden.
    Ihre Schritte hallten laut von den feuchten Kopfsteinen wider. Das Mondlicht glänzte auf den Straßen und tauchte die finsteren Gassen in unheimliches silbriges Licht. Der Duft nach nassem Heu vermischte sich mit dem nach feuchtem Leder. Ein schwacher Geruch nach Blut hing in der Luft. Die Tanners Row war drei Straßen weiter, aber der stechende Geruch der Gerbereien trug weit. Eine Katze löste sich aus den Schatten und huschte vorbei.
    Leise fragte Griffyn: »Wo ist Eure Tätowierung, Fulk?«
    Der Schotte nickte, als hätte er auf diese Frage gewartet. Er blieb stehen und öffnete sein Gambeson. Der schwere gesteppte Stoff sank herunter. Mit unbewegter Miene schob er auch die Tunika beiseite und entblößte seine Schulter. Er hielt die Laterne mit der linken Hand höher. Dort, wo seine Schlüsselbeine sich trafen, lag in der kleinen Kuhle direkt unter seinem Hals ein kleiner, scharf gezeichneter Adler, der aufstieg.
    Griffyn nickte. Fulk rückte seine Kleidung wieder zurecht, und sie gingen weiter.
    Nach einiger Zeit bemerkte Fulk: »Auch wir werden von den verführerischen Kräften zerstört, Mylord. Uns ergeht es wie jedem anderen Mann auch.«
    »Haben alle Hüter diese Tätowierung?«, fragte Griffyn finster.
    »Ja, wenn auch nicht alle an der gleichen Stelle.«
    Griffyn warf ihm von der Seite einen fragenden Blick zu. Fulk fühlte sich daher bemüßigt, es ihm zu erklären.
    »Wir suchen uns aus, wo wir sie haben wollen. Die Verantwortung, die wir tragen, haben wir uns nicht ausgesucht, darum entscheidet jeder für sich über die Stelle der Tätowierung. Zumindest das dürfen wir entscheiden. Das ist aber auch die einzige Wahl, die wir bei dieser Sache haben.«
    Griffyns Blick glitt zu Fulks Brust, wo die Tätowierung jetzt sicher unter seiner Rüstung verborgen war. »Und warum an dieser Stelle?«
    »Sie liegt genau zwischen meinem Kopf und meinem Herzen, und dort soll meine Verantwortung auch liegen«, fügte er unwirsch hinzu.
    Sie gingen schweigend weiter und bogen in eine kleine, enge Gasse ein. Es war finster zwischen den Häusern, die sich weit über die Gasse neigten. Alle Kerzen waren für die Nacht gelöscht worden, um dem ccevre-feu Folge zu leisten, einer Verordnung, die verhindern sollte, dass ein Feuer ausbrach. In einigen Häusern brannte im zweiten Stockwerk dennoch hier und da eine
    einzelne Kerze. Aber das meiste Licht stammte von der Laterne, die Fulk hielt, und von der nassen Straße, die das Mondlicht reflektierte.
    »Und Ihr seid sicher, dass Gwyn nichts davon weiß?«, fragte Griffyn.
    Fulk schüttelte den Kopf. »Lady Gwynnie weiß nichts davon.«
    »Ich vermute, dafür schulde ich Euch etwas.«
    Fulk blieb stehen. Sein Blick bohrte sich in Griffyns. Erst jetzt fielen Griffyn die buschigen Augenbrauen des alten Kämpfers auf. »Ihr schuldet mir nichts, Mylord.
    Ich bezahle nur für eine alte Schuld. Ihr hört das wohl nicht gern, aber wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich Lady Gwyn alles erzählt. Ich glaube, sie hat ein Recht, es zu wissen.«
    »Ich hingegen denke, es wäre unglaublich gefährlich, sie einzuweihen.«
    Fulk nickte. »Schön. Wie Ihr's auch dreht und wendet, überall lauert Gefahr. Ihr seid der Erbe. So ist es nun einmal.«
    Gefahr ist das Letzte, wovor ich mich fürchte, dachte Griffyn. Es war das Verlangen, das sich ihm allmählich offenbarte und das ihn zurückschrecken ließ. Er konnte selbst jetzt spüren, wie es in ihm anwuchs. Er fuhr mit den Fingern über die gezackte Kante des Silberschlüssels, den er mit der Hand umschlossen hatte. Nun besaß er zwei der geheimnisvollen Schlüssel.
    »Es gibt drei, nicht wahr?«, fragte er plötzlich. »Drei Schlüssel.«
    »Ja«, brummte Fulk. »Es sind drei Schlüssel. Wenn man sie zusammenfügt, öffnen sie das Tor zu jenem Ort, an dem die Heiligtümerverborgen sind.«
    Und warum hatte sein Vater dann zwei der Schlüssel hergegeben? Warum hatte er Griffyn gezwungen, seinem Schicksal nachzujagen?
    Nachdenklich ließ er den Schlüssel durch seine Finger gleiten. »Was wisst Ihr noch von meinem Vater, Fulk ? Woran erinnert Ihr Euch?«
    »Nun ... ich erinnere mich daran, wie sehr er sich verändert hat, wie hart er geworden ist.« Fulk blickte rasch auf. »Ich weiß, Ihr glaubt, Ihr würdet Euren Vater

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