Die Verführung einer Fremden - Teil 2 (German Edition)
jeden menschlichen Kontakt zu vermeiden. Ich sprach nur mit Kollegen wenn es sein musste, ich beantwortete mein Handy nicht, nicht einmal, als meine Mutter anrief. Ich wollte einfach mit niemandem reden. Auch Christian ging ich aus dem Weg. Ich wollte mich nur unter der Bettdecke verkriechen und nie wieder heraus kommen. In all der Zeit allein wurde mir bewußt, wie sehr ich Ben noch immer liebte und vermisste. Doch es gab kein Zurück. Vor allem jetzt, wo er mich mit Christian gesehen hatte, wollte er mich wahrscheinlich selbst gar nicht mehr zurück. Doch gleichzeitig wußte ich auch, dass es nicht fair war gegenüber Christian. Er war offensichtlich ernsthaft in mich verliebt und ich konnte nicht einmal sagen, was ich eigentlich für ihn empfand. Auf jeden Fall kam das Gefühl nicht mal annähernd an das Gefühl heran, das ich für Ben spürte. Ich wußte, dass ich es beenden musste. Und ich wußte, wie schwierig das werden würde.
„Kann ich reinkommen?“ fragte ich unsicher, als ich nach Arbeitsschluß vor Christians Haus stand und mich durch die Gegensprechanlage mit einem „Hallo?“ begrüßt hatte. Wortlos ließ Christian mich herein. Als ich in die Wohnung kam, saß er auf dem Sofa, mit gemischten Gefühlen ins Gesicht geschrieben. Er sah wütend aus, aber auch irgendwie traurig. Ich setzte mich neben ihn.
„Es tut mir so Leid, dass ich dich tagelang ignoriert habe. Ich verdiene dich nicht. Du hast was Besseres verdient.“ begann ich, wissend, dass sich das total abgedroschen anhörte.
„Es ist vorbei, richtig?“ fragte Christian direkt, ohne mir in die Augen zu blicken. Ich schwieg eine Weile, versuchte, die richtigen Worte zu finden.
„Es tut mir so Leid. Ich...“
„Hör auf, dich zu entschuldigen.“ brüllte er mich auf einmal an. Erschrocken sah ich ihn an. Nie hatte ich ihn wütend gesehen. „Entweder du liebst mich oder du tust es nicht. So einfach ist das.“ Erwartend sah er mich an. Ich glaubte, irgendwo in seinen Augen noch einen Funken Hoffnung zu sehen, dass ich ihm sagen würde, dass ich ihn liebte. Es brach mir das Herz.
„Du hast Recht.“ sagte ich schließlich. „Ich kann dir nicht das geben, was du erwartest. Ich bin nicht bereit für eine neue Beziehung. Und das Ganze noch weiter zu führen wäre dir gegenüber absolut unfair.“
Christian starrte auf den Boden, dann lachte er kurz.
„Du hast Glück. Ich werde in eine andere Abteilung versetzt. Somit müssen wir uns bei Fantasma Moda nicht täglich über den Weg laufen.“
Verwirrt sah ich ihn an. Mein Praktikum endete offiziell in zwei Wochen und bisher war mir noch immer nicht gesagt worden, ob sie mir einen festen Job anbieten oder nicht. Christian bemerkte meine Verdutztheit.
„Schlechte Nachrichten für mich heute, gute für dich. Ich wollte es dir eigentlich schon gestern gesagt haben. Das Management hat entschieden, dir eine feste Stelle anzubieten. Der Vertrag ist schon ausgearbeitet und dein Praktikum geht nahtlos in die neue Stelle über. Herzlichen Glückwunsch.“ Die letzten beiden Wörter klangen fast sarkastisch, doch das war mir egal. Fantasma Moda wollte mich übernehmen! Ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte einen Freudentanz aufgeführt, wäre ich nicht gerade in einer so prekären Situation. Ich war unglaublich glücklich, versuchte jedoch, mein Lächeln zu unterdrücken.
„Das ist unglaublich. Ich freue mich sehr. Vielen Dank.“ sagte ich so trocken , aber freundlich wie möglich.
„Nichts zu danken. Dann ist wohl jetzt alles gesagt.“
Ich hätte mich am liebsten noch zehn Mal bei Christian entschuldigt, aber das hätte es wahrscheinlich nur noch schlimmer gemacht. Ich fühlte mich elendig und schuldig. Wußte aber auch nicht mehr, was ich noch sagen konnte. Als wäre dieser Tag nicht schon schlimm genug, beschloß ich beim Verlassen von Christians Wohnung, endgültig mit meiner Vergangenheit aufzuräumen. Ich ging in meine eigene Wohnung und packte alle Gegenstände zusammen, die Ben gehörten, was mir das Vergessen hoffentlich einfacher machen würde. Er hatte zwei Shirts bei mir vergessen, ein paar Socken, eine Sonnenbrille und eine Flasche Rasierschaum, die nun schon eine halbe Ewigkeit bei mir herum lagen. Ich warf alles in eine Stofftasche und beschloß, die Sachen Ben persönlich vorbeizubringen.Schweren Herzens fuhr ich zu seiner Wohnung, wissend, dass mir der
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