Die Verführung einer Fremden - Teil 2 (German Edition)
letzte Abschied direkt bevor stand. Die Schlüssel zu seiner Wohnung hatte ich noch immer, doch ich beschloß, zu klingeln. Niemand öffnete die Tür. Stattdessen hörte ich einen Schrei und einen lauten Knall. Ich erschrak und klingelte gleich noch drei Mal. Als noch immer niemand aufmachte, steckte ich mit pochendem Herzen in Windeseile den Schlüssel ins Schloß und öffnete die Wohnungstür. Bevor ich das Wohnzimmer überhaupt erreichte, stand auf einmal Kate in der Türschwelle des Wohnzimmers. Ich schrie kurz auf. Sie hielt ein großes Küchenmesser in der rechten Hand, dessen Klinge rot gefärbt war vor Blut. Kleine Tropfen rannen am Messer hinunter, auf ihre Hand, auf ihr Shirt, bis auf den Boden, wo sie eine kleine Pfütze bildeten.
„Keinen Schritt weiter.“ schrie Kate mich an. „Verschwinde, sofort.“
Wie angewurzelt blieb ich stehen, nicht wissend, was ich nun tun sollte. War das Bens Blut auf der Klinge? Oder Julians? Die Angst kroch langsam in mir hoch und versetzte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper.
„Wo ist Ben?“ flüsterte ich.
„Das geht dich gar nichts an.“ keifte sie zurück, das Messer noch immer in meine Richtung haltend. „Du kannst froh sein, wenn ich dir nicht auch noch das Messer in den Rücken bohre.“
„Hast du... Ben... ist er verletzt?“
„Halt die Klappe. Ich weiß von dir und Ben. Wir waren kurz davor, wieder eine glückliche Familie zu werden, doch dieser Vollidiot konnte dich einfach nicht zum Teufel schicken. Vor wenigen Tagen dann hat er mir auf einmal gesagt, dass ich verschwinden muss, weil er mein Spiel durchschaut habe und weil er dich liebt, nicht mich.“
Im letzten Satz verlor sie fast ihre Stimme, ihre Wut schien in Traurigkeit über zu gehen. Dann hörte ich ein Keuchen aus dem Wohnzimmer.
„Ben?“ schrie ich. Sofort erhob Kate wieder das Messer und hielt es drohend in meine Richtung.
„Kein Schritt weiter. Du hast die Wahl- Entweder Ben stirbt oder ihr Beide sterbt. Was gefällt dir besser?“
Der Gedanke daran, dass Ben vielleicht jeden Augenblick sterben konnte, machte mich blind für jede Angst. Das Einzige, was mir durch den Kopf ging war, dass ich ihm helfen musste, egal welche Opfer ich dafür bringen musste. Spontan griff ich nach der großen Vase neben der Eingangstür und rannte mit ihr auf Kate zu, die mich völlig überrascht ansah. Es geschah alles in Sekundenschnelle. Bevor Kate wußte, wie ihr geschah, schlug ich ihr die Vase über den Kopf und sie brach sofort mit einem kurzen Schrei zusammen. Ich rannte ins Wohnzimmer. Dort lag Ben, auf dem Bauch, mit einer klaffenden Wunde im Rücken. Sein weißes Shirt war fast komplett rot gefärbt.
„Oh mein Gott.“ entfuhr es mir und sofort ging ich neben ihm auf die Knie. „Kannst du mich hören?“
Ben drehte leicht den Kopf zur Seite.
„Sarah.“ Stöhnte er. „Das ist ein Wunder. Kate ist hier aufgetaucht weil sie Sachen abholen wollte, dann habe ich mich einen Moment umgedreht und..“ Seine Stimme erstarb und er stöhnte auf vor Schmerz.
„Sag nichts. Beweg dich nicht. Du musst sofort ins Krankenhaus.“
Ich rief einen Krankenwagen und die drei Minuten, die wir auf ihn warteten, kamen mir vor wie die längsten drei Minuten meines Lebens. Ich drückte Ben zwei Shirts auf die Wunde um den Blutfluss zu stoppen, woraufhin er vor Schmerz laut aufschrie. Noch nie hatte ich so sehr Angst gehabt, etwas falsch zu machen und den Menschen, den ich so sehr liebte, für immer zu verlieren.
Als die Ambulanz endlich herein stürmte und die Wundversorgung übernahm, Ben dann auf eine Trage legten und ihn hinaustrugen, während ich neben ihm her rannte, hörte ich mich nur immer wieder sagen „Ich liebe dich Ben, ich liebe dich, ich liebe dich“.
Kapitel 22
Zwei Tage später war Ben noch immer im Krankenhaus und ich wich nicht von seiner Seite. Heute war der erste Tag, an dem er wieder richtig sitzen und sprechen konnte. Sein kritischer Zustand war mittlerweile stabil und er konnte sogar wieder lächeln. Kate war mit Kopfverletzungen, verursacht durch die Vase, ebenfalls ins Krankenhaus eingeliefert worden und wurde nun zu ihrer Tat verhört. Ich saß auf Bens Bett, hielt seine Hand und strich ihm immer wieder durch das Haar.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“ fragte Ben.
„Jeden.“
„Geh rüber zu meiner Jacke, die auf dem Stuhl liegt, und hol mir meinen Kugelschreiber
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