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Die Verfuehrung einer Fremden

Die Verfuehrung einer Fremden

Titel: Die Verfuehrung einer Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Veel
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Ausblick auf den Hudson River und die Skyline New Yorks hatte, während die bekanntesten DJs die Musik auflegten und man unerhört viel für nur einen einzigen Cocktail zahlte. Einmal war ich dort gewesen, niemals was ich wiedergekommen.

    Nur zehn Minuten später öffnete sich bereits der Fahrstuhl des Hotels und wir betraten die Bar. Laute Musik lief, gut gekleidete Menschen tanzten, während ebenfalls gut gekleidete Menschen an der Bar standen und an ihren Martinis und Cosmopolitans schlürften. Ich kam mir vor wie in einem dieser Hollywood-Filme, bei denen der attraktive Quarterback das unbeliebte, hässliche Entlein zum ersten Mal auf eine Party mitnahm und im Grunde überhaupt nicht reinpasste. Diese Vorstellung brachte mich zum Grinsen, hatte ich sowieso nie erwartet, jemals wieder einen Fuß in einen Club wie diesen zu setzen. Ben legte beide Hände sanft auf meine Hüften, während er mich vorsichtig durch die Menge an Leuten in Richtung der Bar schob, an der drei junge Männer in dunklen Anzügen mit Drinks in der Hand, sowie zwei junge Frauen in kurzen Kleidern und High Heels warteten. Das mussten seine Freunde sein.

    „Jungs, Mädels, das ist Sarah. Sarah, das sind Jason, Michael, Anthony, Charlize und Brianna.“stellte Ben mich direkt vor. Alle Blicke ruhten nun auf mir, was mir fast etwas unangenehm war. Ich mochte zu viel Aufmerksamkeit einfach nicht, obwohl ich eigentlich kein unsicherer Mensch war. Alle schenkten mir ein breites, perfektes Lächeln, wie einstudiert. Brianna, die hübsche, aufgetakelte Blondine in dem kurzen, blauen Kleid, fand als erstes ihre Worte.

    „Hi Sarah, wie geht’s? Willst du einen Drink?“

    Bevor ich überhaupt antworten konnte, griff Michael nach der riesigen Vodka Flasche, die neben ihnen auf der Bar in einem Eimer voller Eis gekühlt wurde, und schenkte mir großzügig ein, bis das Glas halbvoll war. Dann nahm er die Flasche im Eimer daneben und goss mir einen dunkelroten Saft über den Vodka, was ich für Cranberrysaft hielt. Mir mißfiel es, direkt eingeladen zu werden, aber so war das eben in dieser Art Gesellschaft. Einfach meinen eigenen Drink zu bestellen wäre unhöflich gewesen.

    Und so unterhielt ich mich die nächsten zwei Stunden mit jedem Einzelnen von ihnen, fand heraus, dass Michael und Brianna ein Paar waren und jeder Einzelne von ihnen in derselben Branche wie Ben arbeitete, entweder als Banker oder als Finanzberater. Ich schämte mich nicht, dass ich als Kellnerin in Brooklyn arbeitete und nicht einmal annähernd so viel Geld hatte wie jeder Einzelne von ihnen, aber ich bemerkte die Blicke, ganz besonders die von Brianna und Charlize, als ich von meinem Job als Kellnerin und meinen Versuchen, als Designerin von Indie-Kleidung Fuß zu fassen, erzählte. Ihre Blicke schienen zu sagen, armes kleines Mädchen, hat es nie geschafft, irgendetwas aus ihrem Leben zu machen. Und da fiel mir wieder ein, warum ich diese Art von Gesellschaft in den letzten Jahren gemieden hatte. Sie redeten nicht nur unglaublich gern über sich selbst und hielten sich für Gottes beste Schöpfung, sondern verurteilten auch alles und jeden, der nicht so war wie sie. Hätte Ben nicht immer wieder ein Gespräch mit mir initiiert, oder mich in Gespräche mit seinen Freunden miteinbezogen, hätte ich wahrscheinlich nur neben der Gruppe gestanden, wie ein fünftes Rad am Wagen. Dafür war ich Ben unglaublich dankbar. Er erstaunte mich sowieso wieder einmal an diesem Abend. Er schien an mir interessiert zu sein, berührte mich immer wieder leicht am Arm, als sei ich nicht nur irgendeine Fremde oder ein Werkzeug dass er brauche, um seine Exverlobte zurück zu bekommen. Ich fühlte mich wichtig für ihn und dieses Gefühl verwirrte mich aus irgendeinem Grund sehr.

    Eine weitere halbe Stunde später fühlte ich mich bereits relativ betrunken, aber in einer guten Stimmung. Ich genoß es, Ben an meiner Seite zu haben und musste mir selbst eingestehen, dass ich ihn mochte, diesen attraktiven Finanzberater, den ich zunächst für einen bemitleidenswerten, arroganten Snob gehalten hatte. Ich erwischte mich immer und immer wieder dabei, wie ich ihn anstarrte, sein perfektes Gesicht analysierte, das leuchtende Smaragdgrün seiner Augen bewunderte. Und jedes Mal, wenn er mir von der Seite ein Lächeln zuwarf, machte mein Herz einen kleinen Sprung. Und ich verstand nicht einmal, wie das passieren konnte. Noch wenige Tage zuvor war ich davon überzeugt gewesen, dass Matt meine einzige, große

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