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Die Verfuehrung einer Fremden

Die Verfuehrung einer Fremden

Titel: Die Verfuehrung einer Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Veel
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gute Freundin von ihm war, die ihm sogar helfen konnte, Möbel für seine Wohnung auszusuchen, wieso hatte ich in all den drei Jahren nie etwas von ihr gehört? Tilly, was für ein bescheuerte Name, dachte ich. Wer heißt schon Tilly. Tillys Grinsen schien wie festgetackert zu sein, noch immer schenkte sie mir ihr breitestes Lächeln. Hübsch war sie, das musste ich zugeben. Hellbraunes, glattes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, ein enganliegendes, rot-weißes Shirt mit einer Jeansjacke darüber und schwarze, halblange Hosen, in denen sie garantiert frieren musste. Ich hatte noch immer kein Wort gesagt, starrte sie nur an, dass es auch ihr wahrscheinlich mittlerweile unangenehm werden musste. Und so überwand ich mich, doch irgendetwas zu sagen.

    „Schön... schön. War nett, euch zu treffen. Muss jetzt aber leider los, ich hab’s wirklich eilig.“

    Und mit diesen Worten drehte ich mich auf der Ferse um und begann, schnellen Schrittes Richtung Supermarkt zu laufen. Mein Herz klopfte laut und ich war froh, gegangen zu sein, denn ich war den Tränen nahe. Diese Begegnung hatte mich tief aufgewühlt und verletzt, hatte ich doch nie geahnt, dass eventuell eine andere Frau hinter unser Trennung steckte. Wieder hörte ich Matt hinter mir meinen Namen rufen, doch erst beim zweiten Mal blieb ich doch stehen und versuchte, meine Tränen herunter zu schlucken. Matt stand nun neben mir.

    „Sarah, es ist wirklich nicht so, wie du denkst. Tilly und ich sind Freunde.“

    „Du musst mir nichts erklären. Wirklich nicht.“ gab ich kalt zurück und lief wieder los, diesmal unverfolgt von Matt.

    Vor dem Supermarkt blieb ich atemlos stehen, lehnte mich gegen die Wand und sank auf den Boden. Ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Wie konnte Matt bereits eine Neue haben? Nach nur einer Woche? Oder hatte er sie bereits während wir noch zusammen waren? Wie konnte er mir das antun? Und auch noch eine, die den bescheuerten Namen Tilly trug? Tilly. Matt und Tilly. So etwas konnte doch niemand ernst nehmen. Ich raffte mich auf und fischte mein Handy aus der Jogginghose. Ohne lange nachzudenken, ging ich in meiner Kontaktliste zum Buchstaben B.

    „Hi Sarah!“ meldete sich Ben. „Was ist los?“

    „Ich hab’s mir anders überlegt. Ich gehe heut abend mit dir weg. Wann und wo treffen wir uns?“

    Ich hörte Ben fast durch das Telefon lächeln.

    „Das freut mich. Sei um neun Uhr vor dem Starbucks am Union Square, da hole ich dich ab. Bis später.“

    Ich hatte nicht viel in meinem Kleiderschrank, das auch nur annähernd angemessen war für einen Abend in einer schicken Bar oder Discothek im Meatpacking District oder East Village in Manhattan, aber ich wollte mein Bestes tun, um halbwegs reinzupassen. Zumindest für diese eine Nacht. Und so schmiss ich fast meinen gesamten Kleiderschrank auf mein Bett, als ich nach Hause kam. Röcke, Hosen, Oberteile, Kleider. Und entschied mich nach wenigen Minuten für ein kurzes schwarzes Kleid mit passenden halbhohen Riemchensandalen.

6.
    Unruhig verlagerte ich mein Gewicht von einem auf den anderen Fuß, während ich um Punkt neun Uhr vor dem Starbucks am Union Square auf Ben wartete, dem verabredeten Treffpunkt. In meinem schwarzen Kleidchen und den High Heels fühlte ich mich wie in einem Kostüm, obwohl die Absätze gerade mal sechs Zentimeter hoch waren und das Kleid auch nicht besonders auffällig war. Es war einfach etwas, das ich sonst nicht freiwillig anzog. Um fünf Minuten nach neun erschien Ben, er winkte mich aus einem Taxi heran. Als ich einstieg, konnte er die Augen nicht von mir abwenden.

    „Wow. Wer bist du, Fremde, und was hast du mit Sarah gemacht?“ fragte Ben lachend.

    Ich lächelte ihn an, triumphierte innerlich, dass ich ihm gefiel und wußte nicht mal, wieso ich ihm überhaupt gefallen wollte. Seine anerkennenden Blicke gaben mir ein gutes Gefühl und ließen mein Gefühl, für Karneval verkleidet zu sein, ein wenig abebben.

    „Wo geht’s denn heute abend hin?“ fragte ich.

    „In eine Art Bar, sie heißt ‚Le Bain‘ und ist im Standard Hotel. Sagt dir das was?“

    Und ob mir das was sagte. Das Standard Hotel war eines der besten und luxuriösesten Hotels Manhattans. Im Meatpacking District situiert, schliefen Gäste des Hotels direkt im Herzen Manhattans und konnten in nur wenigen Metern Umkreis eine Handvoll nobler Clubs und Bars besuchen. ‚Le Bain‘ war die Nobelbar des Hotels im obersten Stock, von der man einen unglaublichen

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