Die Vergangenheit des Regens
Blut her, sondern von unserer Herkunft.«
Onouk nickte und legte sich schlafen.
Bestar blieb noch eine Weile liegen, dann robbte er, ohne die anderen zu wecken, zu Migal hinüber. »Sie wollen dir die Beine abnehmen, um dich zu retten«, sagte er. »Ich habe das abgelehnt. Ich will noch einmal aufrecht mit dir in einem Gefecht stehen. Wenn du es möchtest, werde ich mit dir sterben.«
»Red keinen Unsinn, Bestar«, knurrte Migal. »Du bist jung, gesund und stark. Für dich gibt es keinen Grund zu sterben.«
»Aber ⦠wenn ich dir damals den Fuà nicht zertrümmert hätte â¦Â«
»⦠wäre ich doch wahrscheinlich schon in Terrek draufgegangen. Glaubst du, ich weià das nicht? Ich wollte nie leben um jeden Preis. Das habe ich dir damals vorgeworfen. Und jetzt, wo du das endlich begriffen hast und in meinem Sinne entscheidest, willst du dir Vorwürfe machen? Schlaf jetzt lieber! Wenn wir die Trommel finden, werden wir mir im Kampf gegen dieses Tier einen gebührenden Abschied bereiten.«
Bestar schwieg eine Weile. »Was meinst du, was für ein Tier das ist?«
Migal lächelte im Mondlicht. »Eines, das mit wenig Wasser auskommt. Ich hoffe, es ist keines von diesen zweihöckrigen, dämlichen Wüstenviechern, von denen der alte Selt uns immer erzählt hat.«
Bestar schnaubte. »Ich glaube, es ist eine Schlange. Wir haben noch viel zu wenig Schlangen gesehen für einen ordentlichen Dschungel.«
Der 2. Frostmond verlief in aberwitziger Hitze.
Die Feldflasche von gestern war lange leer, aber im Laufe des Abends, der Nacht und des Morgens hatte Tjarka eine neue Flasche mit kühlem Tau gefüllt und eine zweite mit leicht breiigem Pflanzensaft. Sie empfahl darüber hinaus das Kauen auf ganz bestimmten Blättern, um den Speichelfluss anzuregen und dadurch regelmäÃig etwas schlucken zu können. Was die Essensrationen anging, hatten sie immer noch keine Schwierigkeiten. Dank Jacomers Jagdglück der ersten Woche blieb ihnen für gut und gerne fünf Tage zu essen.
Sie schleppten sich dahin, bis sie auf ein unüberwindbar erscheinendes Hindernis trafen: einen ausgetrockneten Flusslauf, ebenso tief und breit wie derjenige, den sie vor einigen Tagen überquert hatten. Wahrscheinlich handelte es sich sogar um denselben Fluss, nur an einer völlig anderen Stelle.
Tjarka verlieà die Gruppe in dem Bemühen, so etwas wie eine Furt zu finden: eine Stelle, wo die Kanten des Flusslaufes nicht so unbarmherzig steil waren. Sie fand keine Furt, dafür entdeckte aber unterdessen Kinjo einige Palmbäume mit wasserhaltigen, groÃen Nüssen. Innerhalb einer halben Stunde ernteten sie zwanzig solcher Nüsse, hackten sie mit Schwertern auf und labten sich an dem köstlich kühlen Nusswasser und -mark. Auch Ukas wurde das gehaltvolle Nass verabreicht. Der Faustfechter brabbelte etwas von Sand in seinen Schuhen und einem Gegner, der aus den Augen blutete.
Ijugis fieberte inzwischen ebenfalls. Jacomer schlief und konnte nicht mehr geweckt werden. Ijugis schrie, die Nüsse seien vergiftet gewesen und dass er Ukas und Migal und Jacomer jetzt abstechen werde, damit sie alle überhaupt noch vorwärtskommen könnten. Onouk wusste sich nicht mehr anders zu helfen: Sie verabreichte Ijugis eine schallende Ohrfeige, die seine schielenden Augen wieder einrenkte. Wortlos sank der Anführer von Erdbeben in sich zusammen und blieb schnaufend sitzen.
Rodraeg übernahm nun das Kommando. Er wunderte sich selbst darüber, dass er dazu in der Lage war, aber er fühlte sich körperlich einigermaÃen gut. Zwar mit Muskelkater in jeder einzelnen Faser, aber lebendig, durch die Palmnüsse erquickt und voller Zuversicht, weil es ein Ziel gab.
Während sich Kinjo auf das Ernten weiterer Nüsse konzentrierte, was sicherlich eine nutzbringende Sache war, organisierte Rodraeg die Ãberquerung der Flussschneise.
Zuerst seilte Bestar Onouk ab, dann Bestar und Rodraeg gemeinsam Ukas, während Onouk von unten die Trage stabilisierte. Dann wurden Ijugis, Tjarka und Tegden nach unten gelassen. Tegden und Onouk hoben Ukas von der Trage, die nun auch nacheinander für Jacomer und Migal verwendet werden konnte.
Der Aufstieg auf der anderen Seite war ebenso aufwendig. Bestar kletterte als Erster hinauf, holte dann Rodraeg und Onouk nach. Mit Tegdens und Tjarkas Hilfe von unten wurden nun nacheinander Migal, Ukas
Weitere Kostenlose Bücher