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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Schwarzwachsquelle bei Terrek entdeckt, an die wir beide so lebhafte Erinnerungen hegen.«
    Â»Und was bedeutet das alles?«
    Â»Dass Warchaim fallen wird. Untergehen. Noch in diesem Jahr. Also innerhalb der kommenden dreieinhalb Monde.«
    Â»Aber das ist doch schon passiert! Der Stadtgardekommandant ist tot. Etliche Bürger wurden ermordet. Das Mammut wurde vertrieben. Einen Brand hat es auch gegeben, schauderhafte Versuche im Keller wie bei uns im Thost. Warchaim ist nicht mehr dasselbe.«
    Â»Ich fürchte, Bestar, und Riban fürchtete das auch, dass mit dem ›Fallen‹ dieser Stadt etwas noch Heftigeres gemeint ist als nur das Wüten eines magischen Auftragsmörders. Du hast recht: Vielleicht gehörte das alles mit dazu, war ein Auftakt, eine Vorbereitung. Vielleicht musste der Stadtgardekommandant Gauden Endreasis sterben, weil er ein fähiger Mann war und das Unheil hätte abwehren können. Schließlich muss ja irgendjemand den Auftrag gegeben haben, ihn zu töten. Aber es wird noch schlimmer werden. Bedeutend schlimmer. Es wird noch viel mehr Opfer geben.«
    Zu Rodraegs Überraschung zuckte Bestar die Achseln. »Und wenn schon. Die sind doch selbst schuld. Hätten sie uns nicht vertrieben, hätten sie uns nicht andauernd verleumdet und schlecht und ungerecht behandelt, hätten wir uns für sie einsetzen und sie schützen können. Aber wir beide dürfen nicht mehr in die Stadt zurück, ohne gefangen genommen und hingerichtet zu werden. Warchaim ist doch selber schuld!«
    Â»Aber … Warchaim hat uns weder aus Bosheit noch aus Dummheit verdächtigt. Wir wurden beide auf frischer Tat ertappt, vergiss das nicht! So virtuos, wie der Mann, der nicht geboren wurde sein Ränkespiel eingefädelt hat, hätte jede Stadt des Kontinents uns für schuldig halten müssen.«
    Â»Aber du hast es selbst gesagt: Sie haben mit Steinen nach Naenn geworfen!«
    Â»Ja. Und auch das wäre anderswo vielleicht genauso geschehen. Ach, ich weiß nicht, Bestar. Womöglich hast du ja recht! Vielleicht sollten wir uns lieber um Dinge kümmern, die uns selbst etwas angehen und bei denen wir nicht bespuckt werden, nur weil wir, wenn wir uns einmischen, ein leichtes Ziel sind.«
    Wieder folgte eine Pause. Rodraegs Gedanken rasten wie schon seit Tagen. Wenn Riban schuld war an Chlayst, waren dann der Kreis und das Mammut nicht von Anfang an aus einem Unrecht hervorgegangen? Das Desaster von Terrek, das blutige Sterben der Kruhnskrieger, die Beinahe-Katastrophe, die durch das Einleiten von Wasser in das Schwarzwachs ausgelöst worden war – wie viel fehlte eigentlich noch, um aus dem Mammut tatsächlich einen Verbrechertrupp zu machen, den nun in Warchaim Deterios gerechte Strafe ereilt hatte?
    Â»Rodraeg?«
    Â»Ja?«
    Â»Sind wir beide jetzt eigentlich das Mammut ?«
    Rodraeg ächzte und verlagerte sein Gewicht. »Ich … ich … weiß gar nicht, ob es das Mammut überhaupt noch geben sollte. Der Kreis ist zerschlagen. Riban ist tot. Unser Haus ist verloren. Naenn hat ihr Kind und muss sich darum kümmern. Weshalb sollten wir zwei kümmerliche Gestalten eigentlich noch auf dem Kontinent herumrennen und uns verdreschen lassen für die Probleme anderer Leute und Völker, Flüsse, Wassersäugetiere, Fliegen und Kaninchen?«
    Â»Was ist mit Tjarka?«
    Â»Tjarka, ihr Götter! Ich hoffe, dass wenigstens sie ohne Steckbrief aus Warchaim herauskommt. Aber was sie betrifft, bin ich recht zuversichtlich. Ich kenne sie noch nicht so lange wie du, aber sie scheint mir ein ziemlich schwer unterzubutterndes Mädchen zu sein.«
    Die Farben des Herbstes wurden nicht weniger. Sie nahmen an Intensität und Bedeutsamkeit eher noch zu, weil sie in den Nächten silbern wurden, wie die Münze in Rodraegs Hosentasche.

    Wenigstens die Frage nach Tjarka klärte sich bereits am folgenden Tag, denn plötzlich stand das Mädchen mit den kurzen struppigen Haaren und dem ewig düsteren Gesichtsausdruck mitten in den Höhlen vor Bestar und Rodraeg, dessen Hand vom Schamanen frisch verbunden worden war, und sagte einfach nur: »Da bin ich.«
    Tjarkas Auftauchen sorgte für Verwirrung unter den Riesen, denn eigentlich waren die geheimen Höhlen nicht so ohne Weiteres zugänglich. Die Söldner der Königin hatten auskundschaften und kämpfen müssen, um sich Einlass zu verschaffen. Akamas hatte

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