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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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beeindruckende Magie benutzt, um gefunden und hineingeleitet zu werden. Bestar hatte den Weg gefunden, weil er beinahe einen ganzen Mond lang hier gelebt hatte. Rodraeg musste – obwohl auch er bereits einmal hier gewesen war – von Seraikella geführt werden, weil er ansonsten die Höhlen niemals wiedergefunden hätte. Tjarka Winnfess jedoch hatte das Gebiet der Riesen vorher noch niemals betreten und dennoch mühelos hineingefunden. Die Riesen witterten Magie, Verrat oder einen gravierenden Mangel in ihren Sicherheitsvorkehrungen – bis Tjarka dem König alles erklären konnte.
    Zuerst allerdings bekam sie kein Wort heraus. Die Riesen schüchterten sie durch ihre Massig- und Knurrigkeit sehr ein. Aber Bestar war bei ihr, und Rodraeg redete ihr gut zu, und so überwand sie sich schließlich und hielt mit zu Boden gesenktem Gesicht – beide Hände in ihren Hosengürtel gehakt – eine Art Ansprache vor dem Riesenkönig Turgenngranet:
    Â»Ich … habe da so ein Talent. Ich kann den Wegen von Menschen folgen, wenn ich mich drauf konzentriere. Selbst wenn keine Spuren zu sehen sind. Selbst wenn derjenige durch Wasser geht. Spielt keine Rolle. Ich überlege dann einfach, welche Richtungen er hätte einschlagen können und sortiere die falschen aus. Es ist leicht für mich, aber schwer zu erklären. Jedenfalls … nachdem ich von Rodraegs Flucht aus dem Knast erfahren habe, dachte ich mir: Was soll ich hier noch? Alle sind weg. Alles ist vorbei, im Guten oder im Schlechten. Also folgte ich Rodraeg, der wohl erst auf einem Wagen nach Osten fuhr, dann kreuz und quer zum Lairon See, dann vom See aus auf einem anderen Wagen nach Nordosten. Ich dachte, vielleicht geht es in den Thost, in meine Heimat, um die Leiche von Eljazokad zu bergen oder so was. Und jetzt bin ich hier und weiß gar nicht so richtig, wo ich eigentlich bin.«
    Â»Aber wie konntest du«, fragte Rodraeg staunend, »nur einen einzigen Tag langsamer sein als ich, wenn ich die ganze Zeit auf Karren mitfuhr und du zu Fuß unterwegs warst?«
    Â»Karren sind langsam«, antwortete Tjarka undeutlich. »Reiter sind schwierig. Kutschen auch. Aber Fuhrwerke … da muss man sich ja schon anstrengen, die nicht zu überholen beim Verfolgen.« Die Riesen begannen zu schmunzeln und nickten einander zu.
    Â»Wir drei sind jetzt das Mammut «, strahlte Bestar. »Wir hatten doch schon in Warchaim beschlossen, Tjarka aufzunehmen, weißt du nicht mehr, Rodraeg?«
    Â»Selbstverständlich weiß ich das noch, es ist ja erst zwei Wochen her. Aber die Frage ist, ob Tjarka überhaupt ein Interesse daran hat, in einer …«
    Â»Sonst wäre ich dir ja wohl kaum nachgelaufen«, unterbrach Tjarka ihn mürrisch.
    Â»Stimmt«, musste Rodraeg zugeben. »Aber du wirst doch den Eindruck haben, beim Mammut gäbe es außer Verfolgung und Gefangennahme nichts zu gewinnen.«
    Â»Ich habe noch nie etwas gewonnen«, beharrte das Mädchen. »Aber zusammen haben wir die Kaninchenschinder fertiggemacht. Und wir drei sind auch aus der Warchaim-Sache wieder rausgekommen. Selbst den Gardehauptmann hat’s erwischt. Wenn Eljazokad noch am Leben wäre, dann würde er auch nicht ans Aufgeben denken.« Sie sah Rodraeg von unten herauf an. »Du hast gesagt, wenn es das Mammut im Nebelmond noch gibt, kann ich an Bord kommen. Nun haben wir schon Mittelnebel, und ihr seid immer noch da.«
    Rodraeg seufzte wieder, wie so oft in letzter Zeit. »Die Frage ist nur, ob wir immer noch das Mammut sein sollten, oder ob das nun nicht sinnlos geworden ist. Wer braucht uns denn noch? Was sollen wir als Nächstes tun? Wer gibt uns Aufträge und bezahlt uns dafür? Wer vertraut sich Leuten an, die als Schwerverbrecher gesucht werden?«
    Â»Der Riese vertraut euch und euren Fähigkeiten jederzeit, Rodrachdelban«, sagte König Turgenngranet. »Selbst dieses Mädchen scheint kein gewöhnliches Mädchen zu sein. In der Tat sieht es so aus, als hätte der Riese zum neuerlichen Male einen gefahrvollen Auftrag für das Mammut anzubieten.«
    Rodraeg, Bestar und Tjarka horchten auf.
    Der König lehnte sich auf seinem Tropfsteinthron nach vorne. »Es ist nun beinahe ein voller Mond verstrichen, seit wir die Rittersfrau und die junge Bogenschützin zur Höhle des Alten Königs schickten, um dem Riesen von dort aus die Dreimagier oder wenigstens Kunde

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