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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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die Prophezeiungen des Einen, die von den Delphiorpriestern in Büchern verwahrt werden. Der verdurstende Wald ist Bestandteil einer der ältesten nicht in Reime gezwungenen Textfassungen:
    Im Jahr nach dem Auffinden der dunklen Quelle,
    im Jahr des verdurstenden Waldes
    wird die Hauptstadt des Glaubens zu Schatten verbrannt werden
    von jenen wenigen,
    die überdauerten
    hinter den Felsen des Nordostens.
    Also ist jener Wald Bestandteil einer Zeitangabe. Womöglich kann das Unheil dieses Jahres noch abgewendet werden, wenn der Wald am Verdursten gehindert wird.«
    Â»Aber es heißt verdurstend , nicht verdurstet «, widersprach Gerimmir. »Es mag Kanlak sein, das aus mir spricht, aber ich fürchte, es kann hier nur um diesen einen Wald gehen, nicht um eine Errettung des Kontinents vor den Tsekoh. Aber jeder Wald ist von Belang. Vielleicht mag er dereinst als Zufluchtsstätte dienen, wenn die Tsekoh ein neues Geisterreich errichten.«
    Alle schwiegen eine kurze Zeit lang. Dann holte Rodraeg die Münze aus seiner Hosentasche. »Des Lichtes Fortbestand. Delifor. Ich gehe jede Wette ein, dass dieses Priesterdorf Bruder Attrik ein Delphiorpriesterdorf ist. Alles fügt sich ineinander. Wir müssen unverzüglich dorthin.«
    Â»Aber ist der südwestliche Regenwald nicht die Heimat der Spinnenmenschen?«, meldete sich jetzt zum ersten Mal Tjarka zu Wort. »Die Spinnenmenschen sind Ungeheuer, vor denen man im Thostwald große Angst hat!«
    Â»Deswegen ist es ja gut, dass ihr nicht alleine geht«, versuchte Gerimmir dem neuesten Mammut mitglied gut zuzureden. »Timbares Leute und Erdbeben werden bei euch und mit euch sein. So werdet ihr euch der Gefahren besser erwehren können.«
    Tjarka sah alles andere als begeistert aus, aber das war ja eigentlich normal bei ihr.
    Â»Ich habe auch noch eine Frage«, kündigte Bestar schüchtern an. »Ist eigentlich Migal noch bei Erdbeben ?«
    Migal Tyg Parn. Bestars bester Freund. Anfangs ein Mitglied des Mammuts , dann, nach dem Desaster von Terrek, zu Erdbeben übergelaufen.
    Â»Das weiß ich nicht«, antwortete ihm Gerimmir. »Der Kreis hat nur von Timbare und Ijugis Nachricht erhalten, weil die beiden die Köpfe des Unternehmens sind, hat aber keinerlei Aufstellung aller Missionsteilnehmer verlangt.«
    Â»Habt ihr eigentlich«, fragte Rodraeg, »Kenntnis darüber, was Timbare und Erdbeben in den letzten Monden so gemacht haben?«
    Â»In Timbares Fall ist dies ziemlich einfach zu beantworten«, gab Gerimmir Auskunft. »Nachdem sich nun immer mehr herauskristallisiert, dass Skerb dank des Todes des Wandryer Stadtkapitäns die unangefochtene Herrschaft über die Glutsee übernommen hat, gab es mehrere Versuche von Skerber Freibeutern, im südwestlichen Regenwald anzulanden und dort reiche Beute zu machen. Alle diese Versuche wurden von Timbare und seinen Dschungelkriegern erfolgreich zurückgeschlagen. Es ist nun also nicht mehr nur die Krone, mit der Timbare zu kämpfen hat, sondern vor allem das größenbesessene Skerb.«
    Â»Und Erdbeben ?«
    Â» Erdbeben hat, soweit Ilde Hagelfels vor ihrem Tod noch in Erfahrung bringen konnte, bei den Unruhen von Furbus und Chlayst mitgemischt und dabei geholfen, eine kleine Seeflotte auf die Beine zu stellen, die es mit königlichen Truppen aufnehmen kann.«
    Â»Sie arbeiten also immer noch darauf hin, die Krone möglichst zu schwächen«, nickte Rodraeg.
    Â»Ja. Genau wie das Mammut . Auch wenn dies nie erklärtes Ziel des Kreises war. Aber letzten Endes habt ihr meistens genau das getan. Euer Einsatz in der Schwarzwachsmine hat die Rüstungsproduktion der Königin zum Erliegen gebracht. Die Rettung der Wale vor Wandry hat letzten Endes den Stadtkapitän das Leben gekostet und Skerb in die Lage versetzt, den seit fünfzehn Jahren tobenden Konkurrenzkampf zwischen diesen beiden Häfen für sich zu entscheiden. Eure Zeptermission hat den Riesen allen Menschen gegenüber den Rücken gestärkt. Lediglich die Kaninchen und zuletzt der Mann, der nicht geboren wurde hatten nichts mit der Königin zu tun. Der Stadtgardekommandant von Warchaim wäre mit oder ohne euer Mitwirken ums Leben gekommen. Durch die Vernichtung dieses Ungeheuers habt ihr der Krone und dem Kontinent einen großen Dienst erwiesen, und wie hat man das euch gedankt? Indem man euch nun steckbrieflich verfolgen lässt! Nein, Rodraeg.

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