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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Alten Königs hatte ihm einen Neuanfang ermöglicht, wiederhergestellte innere Organe inbegriffen. Aber dann hatte Hellas’ Pfeil neuen Schaden angerichtet, und so schwankte Rodraeg auch jetzt zwischen Hoffen und Bangen. Letzten Endes war es die Gegenwart der anderen, die ihm die aufwallende Panik niederzuhalten half. So viele fähige Leute um ihn herum, so viel wie drei Mammuts . Er konnte sich in dieser Herde geborgen fühlen.
    Der Gestank ließ nach, je weiter sie gingen. Gleichzeitig wurde der Gang niedriger, sodass die Größten von ihnen – Timbare, Ijugis, Bestar, Migal und Tegden – nicht nur den Kopf einziehen, sondern sogar schon krummrückig weiterlaufen mussten. Dann endete der Stollen, und eine weitere aufgestemmte Luke führte nach unten in die Finsternis. Diesmal hing kein Seil hinab, stattdessen waren an einer der Schachtwände Vertiefungen zu sehen, die man zum Klettern benutzen konnte.
    Erneut ging Kinjo voran. Erneut erstattete er von weiter unten Rapport. Das Licht seiner Laterne funkelte verloren wie ein Glühwürmchen. Der Schacht führte mindestens fünfzehn Schritt tiefer. Selbst Kinjos Stimme klang merkwürdig gepresst. »Im Schacht waren mehrere kleine Öffnungen zu sehen, die von unserem Wegbereiter mit Stoffballen und Seilmaterial verstopft wurden. Keine Ahnung, wozu diese Öffnungen dienen sollten, aber sie sind jedenfalls alle unschädlich gemacht worden. Der Schacht mündet auf einen Gang, der in zwei Richtungen weiterführt. Von hier aus wird es also gefährlicher, denn unser Freund ist wahrscheinlich nur in einer Richtung weitergegangen, die andere ist ungesichert. Meine Laterne reicht nicht sehr weit, aber ich glaube, der Boden ist mit Steinplatten ausgelegt. Schwarze und weiße Platten, wenn ich das richtig sehe. Sie sind sechseckig, sodass jeweils sechs Platten aneinandergrenzen und schwarze und weiße Kreise sich bilden wie Wellenringe in einem See, in den man einen Stein wirft. Mittelpunkt dieser Ringe ist eine schwarze Platte genau unterhalb der Schachtmündung.«
    Â»Kann man sich das auch zu zweit anschauen?«, fragte Timbare mit gerunzelter Stirn nach unten.
    Â»Es könnte eng werden mit dem Halt, aber wenn du dich an einem Seil herablässt, kannst du sogar tiefer in den Gang eindringen als ich. Ich müsste springen, auf die Platten drauf.«
    Â»Warte auf mich! Tu nichts!«
    Timbare fand keinen Halt für sein Seil, doch Ijugis, Bestar und Tegden boten sich an, das Seil zu dritt zu halten. So brauchte Timbare überhaupt nicht zu klettern, sondern wurde behutsam abgeseilt, sogar an dem sich in die Wand drückenden Kinjo vorüber mitten in den darunterliegenden Gang. Dort leuchtete er mit Kinjos Laterne – seine eigene hatte er den anderen beim Seil gelassen – in den Stollen hinein, konnte aber nichts sehen, außer dass beide Richtungen in Schwärze hineinführten. »Irgendwelche Vorschläge?«, fragte er nach oben zurück, nicht nur Kinjo, sondern auch die anderen.
    Â»In dem Reliefraum stand: Tag und Nacht wirken zusammen «, sagte Kinjo. »Es könnte also sein, dass man jeweils eine schwarze und eine weiße Platte gleichzeitig drücken muss, um unbeschadet weiterzukommen.«
    Â»In dem Raum stand auch: Himmel und Erde sind eins «, meldete sich Onouk von oben. »Ist die Decke des Ganges ebenfalls schwarz-weiß gemustert?«
    Timbare leuchtete in die entsprechende Richtung. »Tatsächlich«, stellte er staunend fest. »Das hätte ich beinahe übersehen.«
    Â»Ist der Gang niedrig genug, dass ein Mensch Decke und Boden gleichzeitig berühren kann?«, hakte Onouk nach.
    Â»Auf jeden Fall. Er ist noch niedriger als der, in dem ihr steht.«
    Â»Dann ist das System immer noch nicht klar ersichtlich«, dachte Onouk laut nach. »Muss man nun mit einem Fuß Weiß, mit dem anderen Schwarz berühren und mit den Händen spiegelbildlich das Gleiche, oder muss man mit den Füßen auf Schwarz stehen und mit den Händen gleichzeitig Weiß drücken? Oder umgekehrt?«
    Â»Meinst du wirklich, dass das überhaupt wichtig ist?«, fragte Ijugis.
    Â»Ich bin mir sicher, dass die Platten eine Bedeutung haben«, erwiderte sie nickend.
    Â»Ich stimme ihr zu«, war Timbare von unten zu hören. »Leider kann man nicht sehen, welchen Weg der Schatzfinder gegangen ist. Falls es sich um bewegliche Platten handelt, die

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