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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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irgendetwas auslösen können, schieben sie sich anschließend wieder in ihre Ursprungsposition zurück. Ich denke, wir haben einen Vorteil dadurch, dass ich angeseilt bin und ihr mich hochziehen könnt, wenn es nötig wird. Keine Ahnung, wie unser königlicher Freund das hier gelöst hat, aber ich für meinen Teil werde jetzt einfach Versuche starten.«
    Â»Sei bloß vorsichtig!«, mahnte Kinjo.
    Â»Natürlich. Klettere du ein Stück weiter nach oben. Vielleicht geht hier gleich alles in Flammen auf, dann musst du ja nicht ebenfalls erwischt werden.«
    Â»Einen Moment noch!«, rief Tegden plötzlich. »Ist der Gang so niedrig, dass man gar nicht aufrecht in ihm stehen könnte?«
    Â»Ja?«, fragte Timbare unsicher zurück. »Man müsste wohl schon fast kriechen.«
    Â»Dann gehört das dazu: Dass man auf allen vieren geht, wie die Spinnenmenschen das machen. Vergiss nicht: Wir sind mitten in einem Ameisenbau!«
    Â»In Ordnung, aber dann berühre ich vier Platten gleichzeitig. Welche soll ich denn nehmen? Zwei weiße und zwei schwarze?«
    Â»Das geht alles nicht richtig auf«, sagte Onouk besorgt. »Wieso vier? Die Zahl, um die sich hier alles dreht, ist doch sechs! Aber wie soll man sechs Platten gleichzeitig berühren? Man kann auch nicht vier Platten gleichzeitig berühren und sich so fortbewegen! Das ergibt alles keinen Sinn!«
    Â»Also, was soll ich denn nun machen?«, fragte Timbare.
    Auch Rodraeg zermarterte sich das Gehirn, aber ihm fiel nichts Schlüssiges ein. Er würde dankbar sein, wenn die anderen ihm diese Aufgabe abnahmen.
    Einen halben Sandstrich lang geschah nun überhaupt nichts. Dann platzte es aus Kinjo heraus: »Der Schatzfinder! Was immer er getan hat, muss richtig gewesen sein …!«
    Â»Oder er ist hier gestorben und deshalb nicht wieder nach oben zurückgekehrt«, unterbrach ihn Timbare.
    Â»Aber ist es wahrscheinlich, dass überhaupt keine Überreste von ihm zu finden sind? Nicht einmal Blut? Wohl eher nicht. Also muss er die richtige Lösung herausgefunden oder schon vorher gewusst haben. Warum siehst du dir die Platten nicht einfach ganz genau an? Mithilfe des Seiles kannst du doch ganz nahe heran, ohne irgendetwas zu berühren. Und dann berührst du eben nur die Platten, die Benutzungsspuren aufweisen oder auf denen Staub verwischt wurde. Irgendetwas muss dort doch zu sehen sein! Zumal er aus dem Gang heruntergesprungen ist. Er hat kein Seil benutzt, sonst würde es ja noch hier hängen!«
    Â»Aber was ist, wenn er vor dem Springen Werkzeuge benutzte, um verschiedene Versuche zu unternehmen? Dann hätte er auch falsche Platten berührt, aber es hätte ihn eben nicht das Leben gekostet. Wir verfügen nicht über die Werkzeuge eines erfahrenen Schatzfinders.« Timbare schien alles andere als begeistert zu sein.
    Â»Dennoch hat Kinjo recht!«, meldete sich nun erstmals Tjarka zu Wort. »Lasst mich das machen! Ich kann in einem Gebäude zwar nicht solche Spuren lesen, wie wenn der Himmel dabei ist – aber ein Sprung macht auf jeden Fall Muster. Und Werkzeuge machen eher … wie soll ich das nur sagen? … Kratzer, die sehen ganz anders aus. Den Unterschied kann ich auf jeden Fall erkennen! So schlecht bin ich im normalen Fährtenlesen nämlich auch nicht.«
    In den folgenden Sandstrichen hievten sie Timbare wieder in die Höhe, seilten Tjarka an und ließen das deutlich leichtere Thostwaldmädchen hinab. Kinjo blieb die ganze Zeit über wie zur Bereitschaft im Schacht in den Kletterkerben stehen, obwohl ihm vor Anstrengung schon langsam die Waden zu zittern begannen.
    Tjarka ließ sich Zeit mit dem Begutachten von Boden- und Deckenplatten im Schein von Timbares Laterne. Gute zehn weitere Sandstriche vergingen, in denen den Seilhaltern oben zunehmend die Adern auf den Stirnen hervortraten.
    Dann war Tjarka zu einem Ergebnis gekommen. »Er hat tatsächlich viel herumprobiert«, teilte sie den anderen mit. »Also hatte er auch keinen Plan. Elf Platten weisen Kratzer von Metall auf. Sechs oder sieben von denen wurden gedrückt. Aber dann hat er sich entschieden: Er ist auf diese zwei hier herabgesprungen, eine weiße und eine schwarze. Die Deckenplatten hat er in Ruhe gelassen. Und dann hat er sich geduckt nach vorne fallen lassen und mit den Händen ziemlich deutlich die zwei Platten dort hinten berührt. Wahrscheinlich hat

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