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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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gestört, nicht einmal als sie sich umgezogen hatte, aber das … Das hier erschien ihr einfach ungehörig.
    Doch James hatte offenbar nicht die Absicht, sie allein zu lassen. Stattdessen beugte er sich über sie und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
    »Du siehst so schön aus«, meinte er zärtlich.
    Cara kämpfte gegen den Drang an, sich unter ihrer Decke zu verkriechen. Schließlich war er heute so nett zu ihr gewesen, da wollte sie nicht undankbar erscheinen.
    Dann strichen seine Finger über den Spitzenkragen ihres Nachthemds. »Wie ich sehe, trägst du das neue Nachthemd, das Virginia für dich gekauft hat.« Er klang sehr zufrieden. »Weißt du, es ist so schön, ein Kind im Haus zu haben«, fuhr er fort, scheinbar ohne zu merken, wie unangenehm Cara sein Besuch war. »Es trifft Virginia schwer, und mich auch, dass wir keine Kinder bekommen können. Dass wir erst Niamh und jetzt dich hier haben dürfen, bedeutet uns so viel. Das weißt du doch, Cara, oder?«
    Sie nickte und betete inständig, dass er endlich gehen würde.
    »Wenn ich dich hier sehe« – er sah sich im Zimmer um –, »also, dann ist das fast so, als hätte ich selbst eine Tochter – jemanden, den ich verwöhnen kann, dem ich meine Zuneigung und meine ganze Liebe schenken kann. Denn das wünscht sich doch jedes kleine Mädchen, oder? Geschenke zu bekommen und Liebe und« – er schaute sie eindringlich an – »Küsse und Umarmungen.«
    Er sagte das fast fragend, darum antwortete Cara, ohne recht zu begreifen, was er meinte: »Ich denke schon.«
    Sie sah, wie er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. »Ja, das dachte ich mir auch. Das hättest du doch gern, oder, Cara? Dass ich dich umarme?«
    Jetzt war Cara völlig verwirrt. Sie fand das ein bisschen eigenartig, aber so, wie er es sagte, konnte sie ihm kaum widersprechen. »Ähm … ja, ich denke doch.«
    Er setzte sich ein Stück näher. Instinktiv rutschte sie ans Kopfende zurück und zog schützend die Beine an. Sie begriff immer noch nicht so recht, was mit ihr geschah, aber irgendwie kam es ihr falsch vor, wie James sich benahm. Cara hatte einige ältere Mädchen im Waisenhaus flüstern hören, was Männer und Frauen in der Abgeschiedenheit ihres Schlafzimmers miteinander taten, und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass James genau das mit ihr tun wollte.
    »Mr Buchanan …«
    »Warum sagst du nicht James zu mir? Nur wenn wir hier drin sind, wenn wir beide allein sind. Das wird unser kleines Geheimnis bleiben.«
    Er rutschte wieder ein Stück näher, und Cara begriff, dass sie handeln musste. Ohne nachzudenken, rammte sie ihm den Ellbogen gegen die Nase.
    »Du lieber Himmel!«
    Aus seinen Nasenlöchern spritzte Blut, das er mit beiden Händen aufzufangen versuchte. Solange James abgelenkt war, sprang Cara aus dem Bett. Sie sah sich verzweifelt im Zimmer um und suchte nach einem Fluchtweg, bevor er sich wieder gefangen hatte. Ihr Blick kam auf der Tür zum Bad zu liegen.
    »Verfluchtes Biest!«
    Sie fuhr herum und erkannte, dass James, mit zornentbranntem Blick, schon vom Bett aufgestanden war. Ohne lange zu überlegen, floh sie ins Bad. Sie knallte die Tür hinter sich zu und versuchte den Schlüssel zu drehen.
    »Cara!«
    Sie hörte, wie James durch das Zimmer kam. Der Schlüssel wollte ihr nicht gehorchen, und ihr Herz hämmerte so wild, dass sie kaum noch denken konnte. Was würde ihr passieren, wenn sie es nicht schaffte, die Tür zu verriegeln? Im selben Moment klickte der Riegel, und Cara zog sich in die hinterste Ecke zurück, wo sie zwischen der Wand und der klauenfüßigen Badewanne auf die Bodenfliesen sank. Von dort aus beobachtete sie, wie die Klinke niedergedrückt wurde. Nichts geschah. Immer wieder sprang die Klinke auf und nieder und zeugte von James’ hektischen Versuchen, ins Bad zu gelangen.
    »Komm sofort raus!«, zischte er.
    Er drückte weiter. Als er begriff, dass er nicht ins Bad kam, probierte er es anders. »Bitte, Kleines«, säuselte er. »Komm wieder heraus, und sprich mit mir. Das war alles nur ein Missverständnis. Bestimmt können wir das klären.«
    Doch Cara hielt sich die Ohren zu, um ihn keinesfalls zu hören und nicht mit ihm zu sprechen. Sie würde ihm keine Gelegenheit geben, sie zu überreden.
    Die ganze Nacht verbrachte sie verbarrikadiert in ihrem Bad. James rüttelte noch eine Weile an der Tür, abwechselnd flehend und drohend, aber schließlich wurde es still. Cara hörte leiser werdende Schritte und ein Geräusch, das so klang, als

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