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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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wissen.
    »Nichts. Er hat es probiert, aber ich konnte ihm entwischen.«
    Niamhs Gesicht fiel in sich zusammen. »Es tut mir so leid. Ich wollte dich noch warnen …«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken«, fiel Cara ihr ins Wort. »Wenigstens können wir das nun melden.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir müssen doch jemandem erzählen, was er da tut.«
    Niamh schaute sie entsetzt an. »Das kann ich nicht. Er hat gesagt, er würde mich umbringen, wenn ich auch nur einen Ton sage.«
    Dann begann sie zu weinen und herzzerreißend zu schluchzen. Cara weinte mit ihr, Tränen der Scham, weil sie ihre Freundin nicht beschützt hatte, und Tränen des Zornes über einen Menschen, der einem Kind so etwas antat.

Kapitel 34
    Noch nie in den zwei Jahren, seit sie ins Waisenhaus gekommen war, hatte Cara Schwester Concepta so wütend gesehen. Ihr Gesicht war knallrot angelaufen, und Cara stellte sich vor, dass sie, wäre sie eine Kino-Zeichentrickfigur gewesen, aus den Ohren gequalmt hätte.
    »Ihr gemeinen, undankbaren Gören!«, fauchte sie. Sie griff nach einem Gürtel und schlang das Ende um ihre Hand. Niamh wich zurück, doch Schwester Concepta hatte sie schon gepackt und zog sie wieder in Reichweite. »Wie könnt ihr es wagen!« Zack! Der Gürtel schnellte vor und peitschte über Niamhs Arm. »Solche Lügen über diese reizenden Menschen zu verbreiten!« Zack! Diesmal traf der Gürtel Niamhs Schulter.
    Cara hielt es nicht länger aus. Sie hatte Niamh mühsam überzeugen müssen, endlich zu erzählen, was James Buchanan ihr angetan hatte, und jetzt weigerte sich die Schwester nicht nur, ihnen zu glauben, sondern bestrafte sie auch noch für das, was sie gesagt hatten. Sie griff die Nonne am Arm, schleuderte sie weg und baute sich zwischen Niamh und ihr auf.
    »Aufhören!«
    Aus Schwester Conceptas Augen loderten Flammen. »Du sagst mir nicht, was ich zu tun habe!« Sie verpasste Cara eine Ohrfeige. Der Schlag brannte, aber zumindest war die Nonne damit von Niamh abgelenkt. »Ich wette, du steckst hinter all diesen Lügen, du ewige Querulantin!«
    Zack! Zack! Zack!
    Cara sackte zu Boden, dennoch nahmen die Schläge kein Ende. Die Schmerzen waren beinahe erlösend. Immerhin verhinderten sie, dass sie ihr schlechtes Gewissen spürte.
    Cara wachte in ihrem Bett im Schlafsaal wieder auf. Ihr Schädel tat ihr weh. Schwester Agnes saß auf einem Stuhl an ihrem Bett und las. Sie erklärte ihr, was passiert war – dass Cara gegen eine Wand gekippt und in Ohnmacht gefallen war.
    »Du musst dich schonen, bis wir wissen, ob du eine Gehirnerschütterung hast«, sagte die Nonne.
    Aber Cara sorgte sich weniger um sich selbst. »Ist mit Niamh alles in Ordnung?« Sie setzte sich mühsam im Bett auf und hielt nach ihrer Freundin Ausschau.
    Schwester Agnes wich ihrem Blick aus. »Sie ist nicht hier.«
    »Wo ist sie denn?«
    Schließlich hob die Nonne den Kopf und schaute sie bekümmert an. »Sie ist wieder bei den Buchanans. Sie haben angerufen und darauf bestanden …«
    Doch Cara war schon aufgesprungen. Sie eilte zu dem kleinen Turmfenster mit Blick auf die Auffahrt und sah Niamh über den Schotter zu dem wartenden Wagen gehen. Mit ihren hängenden Schultern und dem langsamen, steifen Gang wirkte sie, als wäre sie gerade zum Tode verurteilt worden. Cara presste die Hand gegen die Scheibe, obwohl sie wusste, dass ihre Freundin sie nicht sehen konnte, aber trotzdem in der Hoffnung, dem anderen Mädchen dadurch Kraft zu verleihen.
    Das Wochenende verstrich noch langsamer als üblich. Als die anderen am Samstag in den Ort gingen, beschloss Cara, nicht mitzugehen. Sie machte sich zu große Sorgen um Niamh.
    Am Sonntagabend wartete sie ängstlich darauf, dass ihre Freundin zurückkehrte. Je später es wurde, desto besorgter wurde sie, bis sich in ihrem Magen ein fester Knoten gebildet hatte. Dass die Nonnen mit bleichen, besorgten Gesichtern durch die Gänge eilten, machte die Sache nicht besser. Irgendwas musste passiert sein.
    Cara fing Schwester Agnes, die gerade vorbeilief, ab. »Was ist denn los? Ist etwas mit Niamh?«
    Schwester Agnes sah aus, als wollte sie etwas sagen, doch dann schüttelte sie den Kopf. »Es tut mir leid, mein Herz, aber das kann ich dir im Moment nicht sagen. Am besten …am besten betest du einfach für sie, ja?« Dann sauste sie davon.
    Mehr erfuhren sie nicht an diesem Abend. Cara lag die ganze Nacht wach und fragte sich, wo Niamh wohl geblieben war.
    Gleich am nächsten Morgen wurden alle Mädchen in den

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