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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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aus.
    Cara ging durch das Zimmer und wagte es kaum, all die wunderschönen Dinge darin zu berühren. Direkt am Fenster stand ein exquisit geschnitztes Schaukelpferd aus Mahagoni, dessen Mähne und Schweif so seidig waren, dass sie aus echtem Haar gefertigt sein mussten. In der Ecke stand ein riesiges Puppenhaus. Als Cara es betrachtete, erkannte sie, dass es eine perfekte Replik von Castle Glen war, von den Bäumen an der Auffahrt bis zu ihrem hübschen rosa Schlafzimmer, in dem sogar ein winziges Holzpferdchen stand.
    James trat vor und legte den Arm um die Taille seiner Frau.
    »Wir haben noch eine Überraschung für dich, nicht wahr, Schatz?«
    Lächelnd ging Virginia zum Kleiderschrank und öffnete ihn. Cara hatte keine Ahnung, was sie darin suchte, bis sie sich mit einem Kleid in der Hand umdrehte – wiederum in Rosa, mit weißen Schleifen an der Taille und an den kurzen Ärmeln.
    Virginia lächelte Cara schüchtern an. »Wenn es dir nicht gefällt, brauchst du es nur zu sagen.«
    Vielleicht war es für Caras Geschmack ein bisschen zu mädchenhaft, doch das Geschenk rührte sie so, dass sie das Kleid auf jeden Fall anziehen würde. »Ich liebe es!«
    Der Rest des Tages verflog wie im Traum. Nachdem sie im Salon Tee getrunken und Kuchen gegessen hatten, bestand Virginia darauf, dass sie in der warmen Abendsonne eine Runde Krocket spielten. Danach gingen sie wieder ins Haus, um sich fürs Abendessen umzuziehen. Cara stellte fest, dass man ihr ein heißes Bad eingelassen hatte, und zog danach ihr neues rosa-weißes Kleid an.
    »Sieht sie nicht bezaubernd aus?«, trällerte Virginia, als Cara die Treppe herabkam.
    »Wunderschön«, pflichtete James ihr bei.
    Cara konnte ihr Glück nicht fassen. Wie sollte sie nach alldem je wieder ins Waisenhaus zurückkehren? Aber daran wollte sie noch nicht denken – das hatte Zeit bis Sonntagabend, wenn die Wirklichkeit sie einholen würde; sie würde ihr fantastisches Wochenende nicht damit verschwenden, sich vor der Zukunft zu gruseln. Cara verstand beim besten Willen nicht, warum Niamh nicht hierherkommen wollte. Vielleicht konnte sie danach das St. Mary’s nicht mehr ertragen.
    Nach dem Abendessen, zu dem es Roastbeef gegeben hatte, zogen sie sich in die Bibliothek zurück, und James brachte Cara bei, wie man Backgammon spielt. Als sie allmählich müde wurde und es Zeit fürs Bett war, zauberte Virginia ein frisches Nachthemd für sie hervor. Es war viktorianisch züchtig gehalten, bestand aus weißem Musselin mit Spitzenbesätzen an Kragen und Ärmeln und war vorn mit einer winzigen Leiste aus Satinknöpfen verziert. So etwas Schönes hatte Cara noch nie besessen. Sie sagte das zu Virginia.
    »Wenn du möchtest, kannst du es am Sonntag mitnehmen«, erklärte ihr Virginia großzügig. »Das Kleid übrigens auch.«
    Cara senkte den Blick. Das wäre zu schön gewesen, allerdings …
    »Lieber nicht. Ich dürfte es sowieso nicht behalten.«
    »Ach.« Virginia sah sie kurz enttäuscht an. Dann meinte sie fröhlich: »Das ist doch gar kein Problem. Wir bewahren es einfach für deinen nächsten Besuch bei uns auf.« Sie gab Cara einen kurzen Kuss auf die Stirn und wünschte ihr eine gute Nacht.
    Cara konnte kaum fassen, wie nett diese Menschen waren. Als sie an diesem Abend niederkniete, um ihre Gebete aufzusagen, hatte sie das Gefühl, endlich wirklich etwas gefunden zu haben, wofür sie dankbar sein musste. Danach schlug sie noch kurz das Kreuz und kletterte anschließend ins Bett. Es war wunderbar gemütlich und die Matratze so weich, dass sie fast darin versank, ein Gefühl, das ihr bis dahin noch nie vergönnt gewesen war. Noch nie in ihrem Leben hatte die Vierzehnjährige einen derartigen Luxus genossen; sie lag frisch gewaschen und mit vollem Bauch in einem warmen Bett – mehr konnte man sich nicht wünschen. Sie vergrub sich unter den warmen Eiderdaunen und fragte sich, ob das Leben noch besser werden konnte.
    Sie war schon halb eingeschlafen, da hörte sie die Türklinke klicken. Als sie unter der Decke hervorlinste, sah sie James die Tür schließen.
    Lächelnd kam er auf sie zu und setzte sich auf ihr Bett. »Habe ich dich aufgeweckt, Liebes?«
    Sie schüttelte den Kopf und fragte sich, was er in ihrem Zimmer wollte.
    »Gut«, sagte er. »Ich wollte nur kurz nach dir sehen und dich fragen, ob du noch etwas brauchst.«
    »Es ist alles wunderbar«, antwortete sie und hoffte, dass er wieder gehen würde. Dass Virginia vorhin in ihrem Zimmer gewesen war, hatte sie nicht

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