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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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wäre der König aus der Schlacht heimgekehrt. Cara hielt sich abseits, auch weil sie nicht recht wusste, wie sie ihn nach so langer Zeit begrüßen sollte.
    Mel sah sie grübelnd im Hintergrund an der Bar stehen und kam zu ihr. »Willst du ihn nicht begrüßen?«, fragte sie ihre Freundin. »Ich dachte, du wärst die Erste in der Reihe. Verfluchter Mist, du hast in den letzten Monaten so nach ihm geschmachtet, dass es für ein ganzes Leben reicht.«
    »Habe ich gar nicht.«
    Mel lachte schnaubend. »Sicher doch.«
    Ohne ihre Freundin eines weiteren Wortes zu würdigen, ging Cara ihre Drinks servieren.
    Erst nach gut anderthalb Stunden bestand Danny darauf, selbst an die Bar zu gehen und eine Runde zu spendieren. Cara wusste, dass ihr Moment gekommen war.
    Zum Glück sah sie wirklich gut aus. Wie immer in letzter Zeit. Sie strich mit den Händen über ihr schwarzes Mieder, rückte nervös ihr elegant hochgestecktes dunkles Haar zurecht und machte sich bereit.
    Die Menge teilte sich, als Danny an die Bar trat. Es war Freitagabend, und wie üblich war der Club gesteckt voll. Er setzte sich auf einen Hocker und wartete darauf, bedient zu werden. Er sah gut aus, stellte sie fest: älter, erfahrener und deutlich muskulöser als früher. Er hatte schon eine dick gepackte Brieftasche einstecken und war gerade damit beschäftigt, sein Geld zu zählen, als Cara zu ihm trat.
    »Alles klar, Danny?«, fragte sie leise.
    Als er die vertraute Stimme hörte, schaute er auf. Im ersten Moment sah er sie verständnislos an, um dann, als er begriff, wer vor ihm stand, fast vom Stuhl zu fallen. »Cara?«, stammelte er.
    Sie hörte, wie ungläubig er klang – versuchte sich ihren Triumph nicht anmerken zu lassen –, und bedachte ihn mit einem möglichst kühlen Blick. »Wer sonst?«
    »Wahnsinn!«, brach es aus ihm heraus, dann schüttelte er ungläubig den Kopf. »Das hässliche Entlein hat sich in einen Schwan verwandelt!«
    Der Kommentar traf sie wie ein Magenschwinger. Er nahm sie also immer noch nicht ernst? Na schön, die alte Cara hatte ihn vielleicht angeschmachtet, aber die neue war nicht mehr so dumm. »Ich freue mich, dass du wieder da bist, wollte ich nur sagen«, begrüßte sie ihn steif.
    Sie wollte ihm schon den Rücken zudrehen, da fasste er nach ihr und packte sie am Arm. »Ach, sei doch nicht so«, versuchte er sie zu beschwichtigen. »Ich wollte nur sagen – du siehst toll aus. Ich glaube, ich war so lange drinnen, dass ich vergessen habe, wie man Komplimente macht.«
    Der Hundeblick gab ihr den Rest, jener treuherzige Augenaufschlag, den er im Lauf der Jahre schon bei zahllosen Mädchen eingesetzt hatte, wenn er etwas angestellt hatte und wieder in Gnade aufgenommen werden wollte. Ihr hatte er ihn noch nie gezeigt. Sie wollte schon weich werden, doch dann riss sie sich zusammen. Bei Danny versuchten sich zu viele Frauen einzuschmeicheln; da war es besser, einfach abzuwarten und ihn die Arbeit tun zu lassen.
    »Ich brauche deine Komplimente nicht, Danny Connolly«, antwortete sie zickig und schüttelte seine Hand ab. »Bei mir stehen die Männer Schlange, um mir Komplimente zu machen.«
    Damit stolzierte sie davon. Sie spürte, wie er ihr nachstarrte. Sie musste ihre gesamte Willenskraft aufbieten, um sich nicht umzudrehen.

Kapitel 41
    »Und wie ist es so, wieder draußen zu sein?«
    Finnbar lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Danny stand lässig vor ihm, als könnte ihn nichts einschüchtern. Sie hatten sich im Hinterzimmer des Eclipse getroffen, das Finnbars Mannschaft als improvisiertes Hauptquartier diente. Danny war zu einem Gespräch einbestellt worden, seinem ersten, seit er vierzehn Tage zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war.
    »Gar nicht so übel.« Danny grinste. »Hier draußen gibt es mehr Miezen.«
    Finnbar lachte kurz. »Stimmt, und wie ich dich kenne, machst du das Beste daraus.«
    Die beiden Männer grinsten sich an, und einen Moment empfanden sie eine Art Verbundenheit; letztendlich waren sie alle nur große Jungs.
    Tatsächlich hatte Danny die vergangenen vierzehn Tage damit verbracht, seine Freiheit zu genießen, aber inzwischen konnte er es kaum erwarten, wieder zu arbeiten. Danny war ehrgeizig; er war als mittelloser Niemand im Dreck aufgewachsen. Er hatte mit ansehen müssen, wie seine Mutter fast ein Jahrzehnt ihres Lebens an einen Versager und Tyrannen verschwendet hatte, und er war fest entschlossen, ein besserer Mann zu werden – und das

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