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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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bedeutete für ihn, immer genug Geld zu verdienen, selbst wenn das zur Folge hatte, dass er von Zeit zu Zeit vom Pfad des Gesetzes abweichen musste. Weil er in Armut groß geworden war, verzehrte er sich mit einer Intensität nach Reichtum und Anerkennung, die nur wenige verstehen konnten. Er hatte darauf gewartet, dass Finnbar ihn zu sich rufen würde, und er nahm an, dass sich davon abgesehen nichts geändert hatte. Nachdem er seine Zeit abgesessen und seinen Boss nicht verpfiffen hatte, konnte er erwarten, dass man sich um ihn kümmern würde. Aber natürlich durfte man nie etwas für gegeben nehmen.
    Jetzt knackte Danny mit den Knöcheln, so wie immer, wenn er unsicher war, das jedoch nicht zeigen wollte.
    »Und was liegt an? Gibt es irgendwas, das geklärt werden muss?« Es war seine Art zu fragen, ob er noch »dabei« war.
    Finnbar lächelte über Dannys unübersehbaren Eifer. »Alles zu seiner Zeit.« Der große Ire hievte sich aus seinem Sessel und ging zum Wandsafe. Er holte einen dicken Umschlag heraus und reichte ihn Danny.
    »Ich schätze, nach den zwei Jahren Zwangspause kannst du noch ein paar Tage Urlaub vertragen. Aber erst will ich dich für deine Unannehmlichkeiten entschädigen.«
    Dannys Augen wurden groß, als er das Bündel Zwanziger sah. Es war weit mehr, als er erwartet hätte. Finnbar hatte sich während seiner Abwesenheit um seine Mutter gekümmert, und das war, soweit es Danny anging, als Geste schon großzügig genug. Dieses Bündel zeigte genau, wie dankbar ihm der Boss war.
    »Das ist wirklich sehr großzügig, Sir.«
    Finnbar lächelte zufrieden. »Wie jeder weiß, belohne ich alle, die zu mir halten.« Ganz plötzlich wurde seine Miene eisig. »So wie ich alle bestrafe, die es nicht tun.«
    Seine Worte waren eine Mahnung: Im Moment stehst du in meiner Gunst, aber wenn du aus der Reihe tanzt, bist du dran. Doch Danny war viel zu glücklich über den Verlauf des Treffens, als dass ihm das aufgefallen wäre. Er war immer noch dabei, er hatte Geld in der Tasche und konnte ein paar Tage tun und lassen, was er wollte. Schon als er aus dem Eclipse trat, hatte er entschieden, was er mit dem Geld anfangen würde: sich eine eigene Wohnung suchen.
    Seit er aus dem Knast war, hatte er sich zu Hause nicht mehr eingelebt. Er wollte sich nichts mehr von einer alten Frau befehlen lassen, selbst wenn diese Frau seine Mum war. Er liebte sie wirklich, aber allmählich wurde es ihm peinlich, seine Freunde heimzubringen. Vielleicht wäre es nicht ganz so schlimm gewesen, wenn sie in eine größere Wohnung in einer schickeren Gegend gezogen wären. Doch immer wenn er seine Mum darauf ansprach, lehnte sie ab.
    »Hier leben alle meine Freunde«, sagte sie dann jedes Mal und sah dabei auf die Straße. »Mit wem soll eine wie ich denn in so einer piekfeinen Gegend reden?«
    Na schön, vielleicht wollte sie gern in ihrem alten Viertel bleiben, aber Danny nicht. Und von heute an würden alle sehen, wie weit er es gebracht hatte.
    »Cara! Warte mal!«
    Cara hörte ihren Namen, blieb auf der Straße stehen und drehte sich um. Ernüchtert erkannte sie, dass es ein Gast aus dem Club war: ein wortgewandter Junge namens Hugo, der heute seinen Junggesellenabschied feierte. Er war allein, woraus sie schloss, dass er seine Freunde sitzenlassen hatte, um ihr nachzulaufen.
    »Was willst du denn?«, fragte Cara gereizt, als er sie eingeholt hatte. Sie war froh, dass sie nach der Schicht wenigstens ihre Jeans angezogen hatte; die Vorstellung, halb nackt in ihrem Kostüm vor ihm zu stehen, war grauenvoll.
    »Dich fragen, ob du noch woanders hingehen möchtest.« Hugo schien ihren Argwohn zu spüren und schenkte ihr ein einnehmendes Lächeln. Er war nur ein paar Jahre älter als sie, sah gut aus und hatte sandblondes Haar und blaue Augen. Vielleicht hätte sie sich tatsächlich von ihm auf einen Drink einladen lassen, wenn sie sich unter anderen Umständen kennengelernt hätten, aber zum einen wusste sie, dass er in den nächsten Tagen heiraten würde, zum anderen war es den Bedienungen strikt untersagt, sich privat mit Gästen aus dem Eclipse zu treffen.
    »Tut mir leid, das geht nicht«, erklärte ihm Cara.
    In der Hoffnung, dass die Sache damit erledigt war, drehte sie ihm den Rücken zu, doch er baute sich sofort wieder vor ihr auf und versperrte ihr den Weg. In ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken, und sie verfluchte sich dafür, kein Taxi genommen zu haben. Normalerweise fuhr sie immer mit dem Taxi nach Hause, aber weil

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