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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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verdeckten Einsatz eingebunden, bei dem James Buchanan verhaftet wurde, nachdem er einen Polizisten in Zivil zu überreden versuchte, ihm ein minderjähriges Mädchen zu beschaffen. Sie durfte exklusiv über seine Verhaftung und die folgende Vernehmung berichten. Der Skandal hatte sich zu einem der größten des Jahrzehnts entwickelt und beinahe an die Profumo-Affäre herangereicht.
    Die Arbeit war inzwischen ihr Leben. Ihre Wohnung war nur noch ein Rückzugsort, wo sie schlafen konnte. Befreundet war sie ausschließlich mit anderen Journalisten. Und selbst in diesem arbeitswütigen Haufen war sie für ihre Zielstrebigkeit und ihren Eifer berühmt.
    »Hast du eigentlich kein Zuhause?«, neckte Jake sie oft.
    Jake.
    Die Umarmung auf der Weihnachtsfeier hatte alles zwischen ihnen verändert. Sie hatte den Vorfall zu vergessen versucht, doch das war nicht einfach. Seit jenem Abend war Jake nicht mehr nur ihr Chef. Seither war ihr stets bewusst, dass er auch ein Mann war. Sie merkte, dass sie die Ohren spitzte, sobald über ihn gesprochen wurde, dass sie hören wollte, was andere von ihm hielten, dass sie so genau wie möglich zu erfahren hoffte, was für ein Mensch er war. Wenn sie mit ihren Kollegen im Pub war, schaffte sie es immer, das Gespräch wie zufällig auf ihn zu bringen.
    Sie hatte den Verdacht, dass Jake ähnlich empfand. Manchmal sah sie von ihrem Schreibtisch auf und ertappte ihn dabei, wie er sie anstarrte. Dann trafen sich sekundenlang ihre Blicke, ehe beide verlegen den Kopf senkten.
    Aber obwohl Cara spürte, wie sehr sie sich zueinander hingezogen fühlten, war sie entschlossen, standhaft zu bleiben. Dannys Abfuhr hatte sie zu tief getroffen. Sie fühlte sich vielleicht zu Jake hingezogen, doch sie war nicht bereit, die Sache weiterzutreiben.
    Ein paar Wochen nach der Weihnachtsfeier saß Cara wieder einmal spätabends an ihrem Schreibtisch. Obwohl sie damals immer noch offiziell als Redaktionssekretärin arbeitete, schrieb sie seit dem Drogenbaron -Artikel immer wieder für den Chronicle, wobei sie ihre Recherchen neben ihrer täglichen Arbeit anstellen musste. Als sie schließlich zusammenpackte, war es kurz nach neun. Sie ging zum Lift und sah zufällig Jake dort stehen. Sie unterhielten sich über die Story, an der sie zurzeit arbeitete – einer Reportage über illegale Hundekämpfe –, doch dann erwähnte er, als sie unten in der Lobby aus dem Lift traten, dass er noch etwas essen gehen wolle, und fragte sie, ob sie vielleicht mitkommen wollte.
    Cara zögerte. Es war ein harmloser Vorschlag. In ihrem Beruf herrschte eine hohe Scheidungsrate, und viele Journalisten lebten allein. Sie arbeiteten zu den unmöglichsten Zeiten und hielten sich ganz offensichtlich nicht gern in ihren leeren Wohnungen auf. Schon mehrmals hatte Cara sich breitschlagen lassen, bis tief in die Nacht in einem Restaurant oder einer Bar zu hocken, um einer verlorenen Seele Gesellschaft zu leisten. Jake war bestimmt keine verlorene Seele, trotzdem ermahnte sie sich, nicht zu viel in seine Einladung hineinzudeuten. Wenn er stattdessen mit Desmond Haines im Aufzug gestanden hätte, hätte er wahrscheinlich ihn eingeladen. Und doch … etwas in Caras Kopf warnte sie, dass es keine gute Idee war, mit Jake essen zu gehen.
    Sicherheitshalber wollte sie ablehnen und behaupten, dass sie schon gegessen hatte. Aber dann verriet sie ihr Magen, der in unglaublich schlechtem Timing protestierend zu knurren begann. Damit blieb ihr nichts anderes übrig, als einzuwilligen.
    Cara hatte angenommen, sie würden in den Dolchstoß gehen, doch ihrem Chef schwebte etwas anderes vor. Dies sei der eine Abend in der Woche, an dem er gern der Fleet Street entfloh, eröffnete er ihr. Er bestand darauf, dass sie mit seinem Auto fuhren, und erklärte Cara, sie solle ihr Fahrrad übers Wochenende stehen lassen und am Montagmorgen ein Taxi nehmen. »Das geht auf Spesen«, versicherte er ihr.
    Sie verstand nicht viel von Autos, aber sie wusste genug, um zu erkennen, dass er einen teuren Wagen fuhr – einen silbernen Aston Martin. »Wie James Bond«, kommentierte sie, als sie auf den butterweichen Ledersitz rutschte.
    Sie fuhren in ein kleines Pub, das Jake in South Kensington kannte. In dem mit Sägespänen ausgestreuten Keller wurde noch Essen serviert. Auf der Speisekarte fand sich hauptsächlich Herzhaftes. Jake empfahl ihr den Shepherd’s Pie, den er ebenfalls bestellte, dazu tranken sie Bier. Sobald die Getränke gebracht wurden, lehnte sich Jake in

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