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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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dieser Haushälterin, die schon immer für Max gearbeitet hat. Ach ja, Hilda, so heißt sie …« Lily hielt inne. »Komisch, nicht wahr? Und damit meine ich unheimlich komisch. Franny hat Hilda immer gehasst. Und doch lebt Hilda immer noch auf Stanhope Castle, praktisch an Max’ Seite, während die arme Franny seit Jahren unter der Erde liegt.«
    Am folgenden Morgen brach Cara in ihrem gemieteten Ford Thunderbird nach Stanhope Castle auf. Während der fünfstündigen Fahrt wollten ihr Lilys Worte nicht aus dem Kopf gehen. Es war ihr rätselhafter denn je, warum Max sie plötzlich sehen wollte, doch falls er tatsächlich ihre Mutter umgebracht hatte, konnte sie davon ausgehen, dass er alles unternehmen würde, damit sie nicht herausfand, was er getan hatte. Das Wissen lastete schwer auf Cara. Aber ihre düsteren Gedanken verflogen, als ihre Fahrt sie schließlich auf den Highway 1 führte, jenen neunzig Meilen langen Abschnitt, der durch Big Sur führte. Sie hatte gehört, dass es eine wunderschöne Strecke sein sollte, aber die Szenerie war so großartig, dass es ihre kühnsten Vorstellungen überstieg: Auf der einen Seite erhoben sich die Santa Lucia Mountains in den azurblauen Himmel, auf der anderen donnerte der Pazifik gegen die Klippen. Als Cara an einigen VW -Bussen voller Hippies vorbeifuhr, wünschte sie sich kurz, sie wäre einzig und allein hier, um die Schönheit der Natur zu genießen.
    Seit Cara den Entschluss gefasst hatte, nach Kalifornien zu fliegen, war ihr bewusst gewesen, dass sie hier etwas tun musste, vor dem sie sich immer gefürchtet hatte: Sie musste den Ort besuchen, an dem ihre Mutter gestorben war. Die Stelle hatte sich inzwischen zur Touristenattraktion entwickelt und wurde in den Reiseführern als Sehenswürdigkeit am Pacific Coast Highway aufgeführt; es gab sogar eine Tafel, die den genauen Unfallort kennzeichnete. Doch als Cara am Klippenrand stand und hinabsah auf die Felsen, auf denen der Wagen ihrer Mutter in einem Flammenball explodiert war, wusste sie beim besten Willen nicht, was sie eigentlich empfinden sollte. Und falls ihr Tränen über die Wangen liefen, dann weil ihr der schneidende Wind in den Augen brannte, und nicht etwa, weil sie geweint hätte.
    Je weiter sie auf dem Highway 1 in Richtung Norden fuhr, desto weniger Autos waren unterwegs, bis sie irgendwann praktisch allein auf der Straße war. Hier oben wohnten nur wenige Menschen, darum war Stanhope Castle leicht zu finden. Aus der Ferne sah es immer noch eindrucksvoll aus. Das Anwesen beherrschte allein durch seine Größe den Horizont. Aber als Cara näher kam, erkannte sie, wie verlottert die Gebäude inzwischen aussahen. Während ihrer Recherchen vor Beginn der Reise hatte sie gelesen, dass Max keine Fremden mehr auf seinem Anwesen duldete. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte es ziemlichen Aufruhr gegeben, und es waren immer neue Gerüchte aufgekommen, dass er in ihren Tod verwickelt sein könnte. Schließlich war er vor dem ständigen Klatsch aus der Gesellschaft geflohen. Er hatte sich in eine Art zweiten Howard Hughes verwandelt – einen exzentrischen Einsiedler.
    Cara fuhr langsam die Kiesauffahrt hinunter und parkte neben einem riesigen Zierbrunnen mit Delphinskulptur – allerdings stillgelegt, denn dem Säugetier fehlte die Schnauze, aus der früher das Wasser gesprudelt war. Die Marmorstufen vor dem Eingang waren gesprungen, und das ganze Gebäude wirkte vernachlässigt.
    Max’ Haushälterin Hilda öffnete ihr die Tür. Cara wusste sofort, dass dies die Frau war, die ihre Mutter in ihren Briefen beschrieben hatte. Inzwischen war sie mindestens Ende fünfzig, so alt wie Max, aber ihrem Aussehen nach hätte sie genauso gut zwanzig Jahre jünger oder älter sein können. Ihre Haut war überraschend rein und faltenfrei, zweifelsfrei dank lebenslanger Abstinenz, doch die scharfen Züge und das eisengraue Haar ließen sie älter wirken. Sie hielt sich kerzengerade wie eine Gouvernante in einem viktorianischen Gruselroman.
    »Mr Stanhope lässt sich entschuldigen, dass er Sie nicht persönlich empfangen kann«, verkündete sie sofort, formvollendet und höflich, aber ohne jede Herzlichkeit. »Seine Krankheit fordert ihren Tribut. Er hat mich gebeten, Sie auf Ihr Zimmer zu bringen und dafür zu sorgen, dass Sie alles haben, was Sie brauchen.«
    Innen war das Gebäude nicht weniger verfallen als von außen. Als sich Cara in der riesigen Eingangshalle umsah, konnte sie noch erkennen, wie prachtvoll es hier einst

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