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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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sah müde aus. Wie nicht anders zu erwarten, erkannte sie – schließlich war er seit sechs Uhr morgens unterwegs. Nachdem er bis San Francisco zwei Stunden fahren musste, hatte er vierzehn Stunden gearbeitet und war vier Stunden gefahren, überschlug sie.
    Zu Frannys Enttäuschung war er so erschöpft, dass er sofort zu Bett gehen wollte.
    »Ist das jetzt immer so?«, fragte sie leise, als sie nebeneinander im Dunkeln lagen.
    Aber Max antwortete ihr nicht. Er war schon eingeschlafen.

Kapitel 23
    »Wer bist du? Was tust du in meinem Haus?«
    Theresa hatte die Augen panisch aufgerissen; ihre Hand umklammerte den Schürhaken. Cara fixierte ihn ängstlich. In letzter Zeit wurde es immer schlimmer mit ihrer Großmutter, vor Ärger über ihre Vergesslichkeit wurde sie immer öfter handgreiflich.
    Cara hob beide Hände, um ihr zu zeigen, dass sie nichts Böses im Sinn hatte.
    »Ich bin eine Freundin von deiner Tochter … von Franny.« Sie hatte schnell gelernt, dass mit ihrer Großmutter nicht vernünftig zu reden war, wenn sie in diesem Zustand war. Anfangs hatte Cara sich noch bemüht und ihr immer wieder geduldig erklärt, wer sie war und wie sie verwandt waren. Aber wenn Theresa einen ihrer Anfälle hatte, konnte sie einfach nicht mehr klar denken.
    Die alte Frau sah das Mädchen argwöhnisch an. »Ich glaube dir nicht. Wenn du eine Freundin von Franny bist, wo ist sie dann?« Cara wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Theresa nahm ihr Schweigen als Schuldeingeständnis und brummte: »Du willst mich ausrauben, habe ich recht? Aber du wirst schon sehen, an mir kommst du nicht vorbei!« Sie reckte den Schürhaken vor und stach damit in Richtung ihrer Enkelin. Zum Glück hatte Cara die Waffe während ihres Wortwechsels nicht aus dem Auge gelassen und konnte rechtzeitig ausweichen, sodass die Spitze sie nur streifte.
    Sie kann nichts dafür, ermahnte sich Cara. Sie meint es nicht so. Sie streckte die Arme aus, um ihrer Großmutter den Schürhaken abzunehmen.
    »Bitte, Granny. Gib ihn mir, dann mache ich dir eine schöne Tasse Tee.«
    Theresa starrte sie lange an, und plötzlich wurde ihre Miene wieder klar. Sie blickte auf den Schürhaken in ihrer Hand. »Was will ich denn damit?«, wunderte sie sich. Dann ließ sie ihn fallen.
    Cara atmete erleichtert auf. Die Katastrophe war abgewendet – vorerst wenigstens.

Kapitel 24
    Der erste Monat ihrer neuen Ehe war anstrengender, als Franny sich vorgestellt hatte. Max war entweder im Büro oder auf Geschäftsreise, sodass sie ihn kaum zu Gesicht bekam und erst recht keine geeignete Gelegenheit fand, ihm von Cara zu erzählen. Gabriel und Olivia waren ebenfalls die meiste Zeit außer Haus und trafen sich mit Freunden – während sie allein zurückblieb und sich eigenartig überflüssig fühlte. Ihre Anstrengungen, sich mit Max’ Kindern anzufreunden, hatten keine Früchte getragen, vor allem weil sich ihr Stiefsohn allen Friedensangeboten widersetzte. Darum sah Franny, als sie eines Morgens beim Frühstück erfuhr, dass ihre Tochter im kommenden August sechzehn wurde, die ideale Gelegenheit gekommen, das Mädchen besser kennenzulernen, wobei sie selbst gleichzeitig etwas bekommen würde, um sich zu beschäftigen.
    »Ich will unbedingt eine Party für dich geben«, verkündete sie.
    »Eine Party?« Ihre Stieftochter wiederholte das für sie so fremd klingende Wort. »Wo denn? Hier?«
    »Würde dir das gefallen?«
    »Ja, natürlich.« Franny spürte die Begeisterung des Mädchens, aber dann verdüsterte sich Olivias Blick. »Nur dass …«
    »Was?«
    »Ich glaube nicht, dass das Dad gefallen würde.«
    »Sie hat recht«, hörte sie Gabriels Stimme von der Tür her.
    Verflucht, dachte Franny. Sie hatte gehofft, dieses Gespräch führen zu können, bevor er nach unten kam. Sie drehte sich um und sah sich ihrem schmunzelnden Stiefsohn gegenüber.
    »Ach ja?« Sie gab sich Mühe, unbeeindruckt zu klingen. »Und warum?«
    »Soweit ich gehört habe, hat unser Vater früher oft und gern Gäste empfangen. Aber seit unsere Mutter gestorben ist, geht er nicht mehr gern unter Menschen. Du kannst mir glauben«, erklärte Gabriel kategorisch, »das wird ihm nicht gefallen.«
    Und das fändest du ganz himmlisch, nicht wahr?, dachte Franny. Weil ihr Stiefsohn allerdings keinesfalls glauben sollte, dass er gewonnen hatte, zwang sie sich, Gelassenheit vorzutäuschen.
    »Ach, das ist doch Unfug. Es ist der sechzehnte Geburtstag seiner einzigen Tochter. Ganz bestimmt wird er den feiern

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