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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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ein anständiger Bursche. Bei ihm würde ihr nichts passieren.
    »Wenn du dir sicher bist …«, sagte er zu Olivia.
    »Geh endlich«, versicherte sie ihm, weil sie ihm nicht den Tag verderben wollte.
    Das reichte ihm als Ermutigung. Sie sah ihn zum Meer laufen und zu den anderen hinausschwimmen. Trudy quiekte begeistert, als er hinter ihr auftauchte und sie untertauchte, und bald spritzten und rauften sie zu viert und forderten sich gegenseitig zu einem Wettschwimmen am Strand entlang auf.
    Olivia und Brett gingen zu den Schirmen, die ihre Gruppe aufgestellt hatte. Sie setzte sich auf die Decke, und er tat es ihr nach. Wieder hörten sie ein fröhliches Kreischen aus dem Wasser und sahen beide hin.
    »Du kannst auch ins Wasser gehen, wenn du willst«, erklärte ihm Olivia. »Du brauchst dich nicht verpflichtet zu fühlen, mir Gesellschaft zu leisten.«
    »Das ist keine Verpflichtung, das ist mir ein Vergnügen«, erwiderte er galant. Er nickte zu ihrem Buch hin. »Was liest du da?«
    »Ach, einen Roman von Victoria Holt. Nur ein Liebesschmöker. Sie schreibt auch historische Bücher«, ergänzte Olivia, weil er nicht denken sollte, dass sie nur Schundromane las. »Aber unter dem Namen Jean Plaidy.«
    »Ach so.« Er legte sich auf die Seite, stützte sich auf eine Hand und sah zu ihr auf. »Magst du Geschichte?«
    Die Frage überraschte sie genauso wie sein Interesse. »O ja.«
    »Und welches Zeitalter?«
    Olivia antwortete ihm und war im selben Moment überrascht, wie leicht es ihr fiel, mit diesem Jungen zu reden, den sie noch keine halbe Stunde kannte. Der Tag wurde schöner, als sie erwartet hatte.
    Nachdem ihre Stiefkinder abgefahren waren, vertrieb sich Franny die Zeit damit, sich schriftlich für die Hochzeitsgeschenke zu bedanken. Um ein Uhr hatte sie erst zehn Karten geschrieben und langweilte sich schon furchtbar. In genau diesem Moment erschien Hilda mit ihrem unfehlbaren Instinkt und fragte sie, was sie zum Mittagessen wünsche. Obwohl Franny keinen großen Hunger hatte, bestellte sie etwas zu essen – damit war sie wenigstens beschäftigt.
    Weil sie den Gedanken nicht ertrug, noch weitere Dankeskarten zu schreiben, verbrachte sie den Nachmittag damit, das Anwesen zu erkunden, und schwamm anschließend fünfzig Bahnen in dem riesigen Pool im Garten. Um vier Uhr war sie wieder in ihrem Zimmer, wo sie die nächsten zwei Stunden verschlief. Beim Aufwachen erkannte sie erleichtert, dass es schon fast sechs Uhr abends war – Max musste bald heimkommen. Eilig und mit frisch erwachter Begeisterung begann sie alles für seine Rückkehr vorzubereiten. Sie wusch und frisierte ihr Haar und wählte dann ein atemberaubendes Cocktailkleid aus. Um sieben saß sie in der Bibliothek, nippte an einem Wodka Martini und lauschte auf seinen Automotor.
    Hilda erschien um halb sieben. »Ich wollte nur nachfragen – um welche Uhrzeit soll das Abendessen serviert werden, Mrs Stanhope?«
    »Ich warte, bis Max heimkommt«, meinte Franny gut gelaunt.
    Die Haushälterin sah sie verdutzt an. »Vielleicht wäre es besser, schon vorab zu essen. Mr Stanhope kommt womöglich erst spät. Er arbeitet meistens bis in die Nacht.«
    Franny zog die Stirn in Falten. Wie kam diese anmaßende Person dazu, ihr vorschreiben zu wollen, was sie zu tun hatte? »Ich habe es Ihnen doch gesagt: Ich warte lieber«, verkündete sie fest.
    »Wie Sie wünschen, Mrs Stanhope«, murmelte die Haushälterin. Falls sich Hilda über Frannys schnippische Zurechtweisung ärgerte, zeigte sie es nicht. Stattdessen zog sie sich leise zurück. Sobald sie verschwunden war, mixte sich Franny noch einen Cocktail.
    Gegen acht Uhr kehrten Gabriel und Olivia zurück und kamen lachend und plaudernd durch die Tür. Nachdem sie Franny mit einem kurzen Hallo begrüßt und ihr erklärt hatten, dass sie bereits gegessen hätten, verschwanden sie in ihren Zimmern und ließen sie allein auf Max warten.
    Als er endlich nach Hause kam, war es kurz vor Mitternacht. Sobald Franny den Wagen hörte, lief sie in die Eingangshalle, um ihn zu begrüßen, und warf sich in seine Arme.
    »Ach, mein Schatz, du hast mir so gefehlt!«, sagte sie und merkte im selben Moment, dass sie mehr als nur ein bisschen beschwipst war. Um zehn Uhr abends hatte sie kapituliert und ihr lauwarmes Abendessen verzehrt, aber das Essen hatte die vier Wodka Martinis, die sie bis dahin getrunken hatte, nicht neutralisieren können.
    »Du mir auch.« Er schloss sie kurz in die Arme und löste sich wieder von ihr. Er

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