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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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Schale war ihr Bruder eigentlich ein netter Mensch. Seit jenem Tag am Strand hatte er sich angewöhnt, sie zu fragen, wenn er mit seinen Freunden ausgehen wollte, und das hatte ihr geholfen, allmählich mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Und jetzt wurde eine Party gegeben, nur ihr zu Ehren – das größte und beängstigendste Ereignis in ihrem jungen Leben.
    Am Abend der Feier brachte Olivia Stunden damit zu, sich herauszuputzen. Franny hatte ihr geholfen, ein passendes Kleid auszuwählen. Es war wunderschön, noch nie hatte Olivia etwas so Zauberhaftes besessen – ein wadenlanges Kleid aus zahllosen Lagen weißer Spitze, mit kurzen, angeschnittenen Ärmeln und einem herzförmigen Dekolleté. Noch nie hatte sie sich so schön gefühlt. Und ihre Stiefmutter hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die Feier zu organisieren. Einen Teil des Gartens hatte sie in eine Art Waldwiese transformiert. Kleine Lichter blinkten in den Bäumen rundum. Olivia fühlte sich wie in den Mittsommernachtstraum versetzt. Unter einem Baldachin spielte eine Band, und davor gab es eine erhöhte Tanzfläche. Dass Franny sich so viele Gedanken über die Gestaltung des Abends gemacht hatte, hatte Olivia für sie eingenommen. Vor allem die gemeinsamen Einkäufe würde sie nie vergessen. Das war ihr mit ihrer eigenen Mutter nie vergönnt gewesen.
    Doch am aufregendsten fand Olivia, dass an diesem Abend auch Gabriels Freund Brett kommen würde. Seit jenem Tag am Strand hatte sie ihn mehrmals wiedergesehen, bei gemeinsamen Unternehmungen mit der Clique oder wenn er ihren Bruder besucht hatte. Die wenigsten von Gabriels Freunden interessierten sich für sie, aber Brett war immer furchtbar nett, er gab sich immer Mühe, mit ihr zu plaudern, und fragte sie oft nach ihrer Meinung.
    Den ganzen Abend hielt sie nach ihm Ausschau, und als er schließlich eintraf – ohne Begleitung, stellte sie mit einem freudigen Schaudern fest –, kam er direkt auf sie zu.
    »Alles Gute zum Geburtstag!« Er drückte sie an seine Brust, trat dann zurück und hielt sie an den ausgestreckten Armen fest, um sie ausgiebig in Augenschein zu nehmen. »Du siehst toll aus.«
    Bei ihm klang das schon fast brüderlich, so wie ein Echo dessen, was Gabriel vorhin zu ihr gesagt hatte, aber immerhin hatte er ihr ein Kompliment gemacht, tröstete sich Olivia.
    Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, stellte sich Franny zu ihnen und legte den Arm über die Schulter ihrer Stieftochter.
    »Schätzchen, ich wollte mich nur überzeugen, dass du dich amüsierst!«
    Olivia strahlte ihre Stiefmutter an. »O ja, danke«, antwortete sie, in Gedanken allein bei Brett.
    Frannys Blick wanderte über die versammelten Gäste. »Ich finde, es passt alles perfekt, meinst du nicht auch?« Erst jetzt nahm sie Brett wahr und wandte sich an ihn. »Ach, Entschuldigung, hallo.« Sie wandte sich an Olivia. »Wer ist dein Freund, Schätzchen?«
    Olivia stellte ihr Brett vor und erklärte, dass er mit Gabriel in die Schule ging. Sie hätte nicht gedacht, dass ihre Stiefmutter gern mit einem Teenager plaudern würde, doch Franny war überraschend galant.
    »Ach ja«, sagte sie, »ich glaube, ich habe dich schon bei uns gesehen.«
    Brett nickte heftig. »Ja, aber wir sind uns noch nie persönlich begegnet.«
    Franny verzog den Mund zu einem halben Lächeln. »Bestimmt wollte mich Gabriel vor dir verstecken. Aber ich freue mich wirklich, dich kennenzulernen.«
    Olivia wollte etwas einwerfen, doch bevor sie dazu kam, sagte Brett zu Franny: »Ich bin ein riesiger Fan von Ihnen. Ich habe wirklich jeden Ihrer Filme gesehen.«
    Franny legte die Hand auf ihre Brust. »Ach, wie schön. Das höre ich immer wieder gern.«
    Olivia sah von ihrer Stiefmutter auf den Jungen, der ihr so gut gefiel. Brett hing an Frannys Lippen, erkannte sie. Sie hätte genauso gut Luft sein können.
    »Ich frage mich …«, setzte Brett an und verstummte dann.
    »Was denn?«, hakte Franny nach.
    »Also, das ist nun vielleicht ein bisschen anmaßend – aber würden Sie mir einen Tanz schenken?« Das Letzte sprudelte aus ihm heraus, als wäre es ihm peinlich, einen so dreisten Vorschlag zu machen.
    Frannys Augen funkelten boshaft, sie genoss Bretts freche Avancen. »Das klingt doch wunderbar.« Sie schob ihren Arm in seinen. »Dann wollen wir mal sehen, wie du dich machst.«
    Franny war so damit beschäftigt, ihren jungen Bewunderer zu beeindrucken, dass sie nicht merkte, wie geknickt Olivia ihnen nachsah, als sie ihre Stiefmutter mit

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