Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nicht.«
Winterfeld machte eine ungeduldige Handbewegung,
und Mike wandte sich zur Tür, drehte sich aber wieder zu Winterfeld um. »Darf ich noch eine Frage stellen?«
Winterfeld sah von seinen Papieren auf. Er schwieg.
»Was ist mit Paul?« fragte Mike. »Hat er von alledem
hier gewußt?«
»Paul?« Winterfeld lächelte. »Nein. Ich habe ihm erzählt, daß aus dem geplanten Ausflug nichts geworden
»Vielleicht sagst du
sogar
    etwas
ruhiger.
»Vielleicht
    ist. Er war ziemlich traurig. Aber er weiß nichts. Darauf gebe ich dir mein Ehrenwort.«
    Miß McCrooder war nicht mehr in der Kabine, als
Mike zurückgebracht wurde. Dafür lagen auf der Pritsche trockene, sauber zusammengefaltete Kleider, die
Mike anzog, froh, endlich mit mehr als nur einer
Decke bekleidet zu sein. Einige Augenblicke später
wurde ihm etwas zu essen gebracht, und noch bevor
er seine Mahlzeit völlig beendet hatte, nahm das Unterseeboot fühlbar Fahrt auf. Eine Viertelstunde später wurde die Tür geöffnet, und die beiden Matrosen
kamen, um ihn abzuholen. Auf dem Weg nach oben
begegnete er auch Miß McCrooder wieder, doch alles
ging viel zu schnell, als daß sie Gelegenheit gefunden
hätten, auch nur ein Wort miteinander zu wechseln.
Ihre Bewacher bugsierten sie zu einer Leiter, über die
sie steil in die Höhe und durch einen kurzen, metallenen Turm kletterten.
Es war dunkel, als sie aus der Luke herausstiegen.
Mike hatte erwartet, an Bord der LEOPOLD gebracht
zu werden, doch das Tauchboot war neben einem uralten, rostigen Frachter längsseits gegangen.
Obwohl Mike vor Kälte und Aufregung zitterte, sah er
sich aufmerksam um, während er über die schmale
Strickleiter zum Deck des größeren Schiffes hinaufstieg. Viel gab es allerdings nicht zu entdecken. Es
war spät in der Nacht, und sie befanden sich mehr als
eine Meile von der Küste entfernt. Winterfeld konnte
nicht riskieren, einer Patrouille in die Hände zu fallen. Allein das Risiko, mit
diesem Tauchboot die
Themse hinauf bis in den Hafen von London zu fahren, mußte ungeheuer groß gewesen sein.
Die Geschichte kam Mike immer rätselhafter vor.
Natürlich hatte er schon von Unterseebooten gehört
    nicht nur die deutsche Kriegsmarine, sondern auch
die einiger anderer Staaten verfügten über einige dieser gepanzerten Schiffe, die zwanzig oder auch fünfzig
Meter unter der Wasseroberfläche zu fahren vermochten und tagelang dort bleiben konnten, wenn es sein
mußte. Ein solches Schiff mußte unvorstellbar kostbar
sein. Was um alles in der Welt glaubte Winterfeld in
diesen Papieren zu finden, daß er tatsächlich eines
dieser Schiffe aufs Spiel setzte, nur um Mike habhaft
zu werden?
Kräftige Hände streckten sich ihm entgegen und halfen ihm, die letzten anderthalb Meter zu überwinden.
Mike wurde wenig sanft auf dem Deck abgesetzt und
auf eine Tür zugestoßen, hinter der eine eiserne Treppe steil in die Tiefe führte. Die wenigen Blicke, die er
zuvor in die Runde hatte werfen können, bestätigten
seinen ersten Eindruck: sie befanden sich auf einem
großen, schon etwas betagten Frachter, der durchdringend nach Fisch stank und sichtbar schon bessere Zeiten erlebt hatte. Einige der Aufbauten waren unter
Planen versteckt und hatten Formen, die nicht besonders friedlich aussahen, und die Worte, die sich die
Matrosen zuwarfen, waren deutsch.
Sie wurden die Treppe hinunter und in einen Raum
am Ende eines langen Korridors getrieben, wo Mike
eine Überraschung erlebte: An einem kleinen Tisch in
der Mitte des Raumes saßen Juan, André und Ben,
und in einer Ecke hockte, in eine Decke eingerollt, zitternd und die Knie an den Körper gezogen, aber unverletzt, Chris.
Die Wiedersehensfreude hielt sich in Grenzen. Vor allem Juan beschränkte sich darauf, Mike die Hand zu
schütteln und sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Und er war auch der erste, der sein Mißtrauen
ganz offen in Worte kleidete.
    »Wo bist du die ganze Zeit über gewesen?« fragte er.
»Uns haben sie alle zusammen hergebrachtschon
vor ein paar Stunden übrigens.«
Mike überlegte kurz, dann entschloß er sich, die
Wahrzeit zu sagen, und erzählte Juan und den anderen, wie es ihm ergangen war. Die Jungen staunten
nicht schlecht, aber sie schenkten ihm offensichtlich
Glauben. Schließlich hatte zumindest Juan die Taucher ebenfalls gesehen.
»Was zum Teufel ist mit diesen Papieren, daß sie so
wichtig sind?« fragte Ben, nachdem Mike mit seinem
Bericht zu Ende gekommen war. »Ist dir überhaupt
klar, was Winterfeld als Deutscher

Weitere Kostenlose Bücher