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Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit unserer Entführung in dieser Zeit riskiert?«
»Jetzt ... übertreibst du aber«, sagte Mike stockend.
Er fuhr
sich nervös mit der Zungenspitze über die
Lippen. So hatte er die Sache noch gar nicht gesehen.
»Kaum«, sagte Juan grimmig. Er deutete auf Ben. »Er
hat völlig recht. Ich weiß ja, daß Politik dich nicht interessiert, aber im Moment gibt es derartige Spannungen zwischen Großbritannien und dem Deutschen
Kaiserreich, daß diese Sache hier leicht ins Auge gehen kann!«
Jetzt verspürte Mike einen eisigen Schauer. Wenn
Juan recht hatte, dann spielte Winterfeld nicht nur
mit seinem und dem Leben der anderen, sondern mit
der Existenz ganzer Völker. Aber warum nur?
»Findest du nicht, daß es an der Zeit ist, uns verschiedenes zu erklären?« sagte Juan plötzlich.
Mike sah ihn verwirrt an. »Was soll das heißen?«
»Versuch nicht, uns für dumm zu verkaufen!« antwortete Juan scharf. »Was will Winterfeld von dir, Mike?
Immerhin wären wir fast ertrunken deinetwegen. Du
könntest uns wenigstens verraten, warum.«
»Aber ich weiß es wirklich nicht!« sagte Mike.
    »Das reicht jetzt!« fiel Miß
McCrooder scharf ein.
»Mike hat gesagt, daß er es nicht weiß, und ich glaube
ihm. Warum sollte er uns etwas vormachen?«
Juan starrte trotzig zu ihr hoch und setzte zu einer
Entgegnung an, aber in diesem Moment erhielten sie
von unerwarteter Seite Schützenhilfe: Chris, der bis
jetzt völlig reglos in seiner Ecke gesessen und scheinbar gar nicht mitbekommen hatte, worum es bei dem
Streit überhaupt ging.
»Miß McCrooder hat recht!« sagte er heftig. »Laß
Mike in Ruhe. Er kann nichts dafür. Um ein Haar wäre
er selber ums Leben gekommendas hast du selbst
gesagt.«
Juan blinzelte. »So?« fragte er
schließlich
langgedehnt.
»Ja, so!« versetzte Chris zornig. »Außerdem kann uns
gar nichts passieren. Spätestens in ein paar Stunden
ist bestimmt die Polizei hier und holt uns raus.«
»Wie kommst du denn auf die Idee?« erkundigte sich
Juan hämisch. »Die wissen doch nicht mal, daß wir
hier sind!«
»Aber sie wissen, daß wir zur LEOPOLD unterwegs
waren«, versetzte Chris mit einem Scharfsinn, den
ihm niemand zugetraut hätte. »Wenn wir nicht zurückkommen, dann werden sie sich diesen Winterfeld
schon vorknöpfen, da wette ich drauf!«
»Ich fürchte, diese Wette würdest du verlieren«, murmelte André.
Mike drehte sich überrascht zu ihm herum. Auf Miß
McCrooders Gesicht erschien ein sorgenvoller Ausdruck. »Wie meinst du das?« fragte sie.
André antwortete mit gesenktem Blick und sehr leise:
»Ich fürchte, niemand wird uns auf der LEOPOLD suchen. Oder auch nur in der Nähe. Weil niemand weiß,
daß wir dorthin wollten.«
»Unsinn!« widersprach Mike. Er begann nervös mit
dem kleinen Amulett zu spielen, das an einer Kette
um seinen Hals hing. »McIntire hat -«
»McIntire«, unterbrach ihn André, nun mit fester
Stimme, »gehört wahrscheinlich dazu.«
»Quatsch!« entfuhr es Mike. Ben lachte schrill, aber
Juan, Chris und Miß McCrooder starrten den jungen
Franzosen aus erschrocken aufgerissenen Augen an.
»Wie kannst du das wissen?« fragte Miß McCrooder.
»Hört zu«, sagte André. »Ich habe mir nichts dabei gedacht, deshalb habe ich bisher nichts davon gesagt aber heute morgen habe ich gehört, wie McIntire dem
Fahrer erzählt hat, daß er mit uns eine Hafenrundfahrt machen will. Kein Wort von Winterfeld oder der
LEOPOLD. Wenn er das allen erzählt hat, dann ...
dann denken sie jetzt, es wäre ein ganz normaler Unfall gewesen. Niemand wird auch nur auf die Idee
kommen, daß wir entführt worden sind.«
Ein erschrockenes, fast atemloses Schweigen breitete
sich in der Kabine aus. Es war Juan, der
dieses
Schweigen schließlich brach.
»Wißt ihr, was das bedeutet?« fragte er. Niemand antwortete, und Juan fuhr mit leiser, zitternder Stimme
fort: »Wenn Winterfeld dafür gesorgt hat, daß
niemand weiß, was wirklich mit uns passiert ist, dann
wird er auch dafür sorgen, daß das so bleibt. Er kann
uns gar nicht wieder gehen lassen.« Er überlegte einen Moment. »Vielleicht besaß dein Vater irgend etwas, was für die Deutschen von großem Wert ist«, sagte er dann zu Mike zugewandt. »Immerhin könnte es
sein, daß demnächst ein Krieg ausbricht.«
»Jetzt fang nicht schon wieder damit an!« beschwerte
sich André.
Mike schüttelte den Kopf: »Das kann nicht sein«, sagte er. »Mein Vater war ein friedlicher Mann, der bestimmt nichts mit Krieg oder Waffen im Sinn gehabt
hat.«
»Woher willst du

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