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Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Barriere dar.
Trautman ließ das Schiff allmählich langsamer werden und hielt schließlich ganz an. Das vordere Drittel
der NAUTILUS ragte bereits aus der Höhle heraus.
Die Rettung lag zum Greifen nahe vor ihnen.
»Und wenn wir ihn einfach rammen?« fragte Juan.
Trautman schüttelte den Kopf. »Er würde unseren
Rumpf aufreißen wie ein Messer«, sagte er. »Die Panzerplatten halten viel aus, aber sie sind nicht unzerstörbar.«
Ein dumpfer Schlag ging durch die Insel. Die NAUTI
    LUS erbebte, und wieder regneten Felstrümmer rings
um sie herum ins Wasser. Mike glaubte ein furchtbares Mahlen und Knirschen zu hören, das direkt aus
den Tiefen des Meeres zu ihnen heraufdrang, und für
einen Moment meinte er die unvorstellbaren Kräfte
geradezu zu spüren, die sich tief unter ihnen zusammenballten, um die Insel in einer einzigen ungeheuerlichen Explosion vom Antlitz der Erde zu tilgen.
»Aber es muß einen Weg geben!« beharrte Juan.
»Vielleicht«, murmelte Trautman. Er fuhr sich nervös
mit der Hand über das Kinn. Sein Blick huschte über
die salzverkrusteten Flanken des Felsens, der die Zufahrt versperrte. »Vielleicht gibt es eine Chance.
Wenn wir Anlauf nehmen und mit voller Kraft gegen
den Felsen fahren, kommen wir vielleicht vorbei.«
»Sie meinen, er wird zerbrechen?«
»Ich meine, daß die
NAUTILUS zerbrechen
würde«,
antwortete Trautman ruhig. »Ihre Flanke wird von
vorne bis hinten aufreißen. Habt ihr alle Schotten geschlossen, wie ich es euch gesagt habe?«
Alle nickten, und Trautman fuhr fort: »Dann haben
wir eine Chance. Vielleicht reicht dann der Schwung,
uns an dem Felsen vorbeizutragen.«
»Aber das Schiff wird sinken wie ein Stein!« protestierte Ben.
»Nicht sofort«, widersprach Trautman. »Es wird sinken, aber nur langsam. Die Schotten halten dem Wasserdruck vielleicht lange genug stand, daß ihr von
Bord gehen könnt. Mit ein wenig Glück fischt euch
die LEOPOLD auf.«
»Uns?« fragte Juan. »Und was ist mit Ihnen?«
»Ich gehöre hierher«, antwortete Trautman ernst. »Ich
könnte nirgendwo sonst leben. Aber ihr seid zu jung,
um so sinnlos zu sterben. Wir müssen es riskieren.«
Er drückte einige Schalter, und die NAUTILUS be
    gann langsam wieder in den Tunnel zurückzugleiten,
um Anlauf zu ihrem verzweifelten Ausbruchsversuch
zu nehmen. Plötzlich hatte Mike Angst, schreckliche
Angst. Sie alle hatten das Risiko gekannt, und doch
war er für einen Moment nahe daran, einfach in Panik auszubrechen. Vor seinen Augen stieg eine entsetzliche Vision auf: Er sah die NAUTILUS, mit zerborstenen, aufgeschlitzten Flanken, durch die das
Wasser hereinsprudelte, hilflos eingeklemmt zwischen
der Insel und dem Felsen, während der Himmel über
ihnen Feuer fing und Glut und Felsen auf sie herabregneten.
»Halt!« sagte Singh plötzlich. »Halten Sie an, Trautman! Dort! Sehen Sie doch!«
Alle fuhren erschrocken herum und blickten durch
das Fenster hinaus in die Richtung, in die Singhs ausgestreckte Hand deutete, während Trautman das
Schiff hastig wieder zum Stehen brachte.
Hinter dem Felsen erschien ein grauer Koloß. So
dicht, wie es gerade noch möglich war, ohne den gefahrlichen Riffen zu nahe zu kommen, stampfte die
LEOPOLD um die Insel herum und hielt mit voller
Fahrt auf den Ausgang des Tunnels zu!
»Was -?!« begann Trautman überrascht.
Seine Worte gingen in einem dumpfen Knall unter. Eine weiße Rauchwolke löste sich vom Bug des Kriegsschiffes, und einen Sekundenbruchteil später hörten
sie alle das ihnen schon bekannte, furchtbare Heulen,
das rasend schnell lauter wurde.
»Sie schießen!« schrie Ben. »Diese
Wahnsinnigen
schießen auf uns!«
Aber die Granate traf nicht die NAUTILUS. Plötzlich
zerbarst das Meer direkt neben dem Felsen in einer
gigantischen, weißen Schaumexplosion, und die
Gischt hatte sich noch nicht wieder gelegt, als die
    LEOPOLD einen zweiten Schuß abgab und gleich darauf einen dritten. Diese beiden lagen genauer im Ziel.
Steintrümmer und Funken stoben in alle Richtungen
davon, als die Geschosse den Felsen trafen.
»Sie ... sie feuern auf den Felsen«, flüsterte Trautman
fassungslos. »Großer Gott, sie versuchen den Felsen
wegzusprengen!«
Und genau das war es, was das Kriegsschiff tat. Die
LEOPOLD
feuerte Breitseite auf Breitseite auf den
Felsen. Die Welt vor dem Tunnelausgang versank in
einem Chaos aus Flammen und Rauch und herumfliegenden Felstrümmern, und die Geschütze feuerten immer noch weiter. Und so riesig der Felsen auch war am Ende gab er unter der Gewalt der

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