Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
Vom Netzwerk:
runter und pinkelte in die Gosse, durch die das Regenwasser strömte. Gonzales stellte sich neben ihn und tat dasselbe.
    Jemand klopfte laut an die Vordertür. Gonzales’ Herz machte einen Satz. Um diese Uhrzeit konnte das nur schlechte Nachrichten bedeuten. Er beeilte sich, machte seine Hose zu und wies seinen Sohn streng an, zurück ins Schlafzimmer zu gehen. Inzwischen stand Arturo, sein Ältester, neugierig in der Schlafzimmertür.
    »Zurück ins Bett, alle beide«, befahl Gonzales leise. »Kommt nur raus, wenn ich es sage.« Ohne seine Frau anzusehen, zog er die Zimmertür zu.
    Es klopfte erneut und noch energischer.
    Gonzales war aufs Äußerste alarmiert. Er sah den dunklen Schatten vor dem Fenster, und sein Herz schlug noch schneller. Hastig fingerte er die Patrone wieder aus der Brusttasche und lud das Gewehr. Er schulterte es und ging an die Tür.
    »Wer ist da?«, fragte er laut.
    »Ich bin’s, Capos. Sie müssen mir öffnen, Capitán.«
    Plötzlich konnte Gonzales wieder atmen und schloss die Tür auf. Was war Furchtbares passiert, dass sein Leutnant so früh zu ihm nach Hause kam?
    »Gott sei Dank, dass Sie da sind!«, sagte Capos. »Der Bischof verlangt, dass –«
    Gonzales unterbrach ihn mit einer Geste, trat nach draußen und schloss die Tür hinter sich. »Was ist los?«, fragte er. »Leise!«
    Trotz seines wasserdichten Ponchos war Capos nass bis auf die Haut. Er nahm seine Mütze ab und klopfte das Wasser aus. »Es tut mir leid, dass ich so früh komme, Capitán.« Er neigte sich näher zu ihm. »Der Bischof verlangt, dass alle Offiziere heute Mittag zur El-Triunfo-Kirche kommen. Ihm war besonders wichtig, dass Sie dabei sind.«
    Gonzales bekam weiche Knie.
    »Ich habe Fieber«, sagte er und flüsterte, damit seine Kinder ihn nicht lügen hörten. »Ich kann heute nicht kommen, sonst stecke ich alle an.«
    Capos sah ihn verständnisvoll an. »Der Bischof hat gewusst, dass Sie genau das sagen würden. Verblüffend, wie? Ich soll Ihnen sagen, dass er Sie zu Hause aufsucht, wenn Sie es nicht zur Kirche schaffen.«
    Gonzales musste sich an der Wand abstützen, um nicht einzuknicken. »Er weiß nicht, wo ich wohne, oder?«
    »Er trug mir auf, Ihnen zu versichern, dass er auch das weiß.« Capos lächelte unschuldig.
    »Wer hat ihm das verraten?«, schnauzte Gonzales.
    Capos erschrak über seine Heftigkeit. »Keine Ahnung, Capitán.
    Gonzales durfte sich nicht anmerken lassen, welche Angst und Verzweiflung ihn erfasste, wenn er an den Bischof dachte. Er wusste, dass der Geistliche vom Bösen besessen war, aber gegen den Bischof die Waffe zu erheben, kam ihm unmöglich vor. Drei Abende lang hatte ihn schon der albtraumhafte Verdacht verfolgt, der Bischof könnte zu ihm nach Hause kommen und ihm Frau und Kinder nehmen. Und sosehr er es auch verhindern wollte, so wenig konnte er gegen den Geistlichen ausrichten. Wenn er nur daran dachte, wollte er zusammenbrechen und weinen.
    Gonzales rieb sich das unrasierte Kinn und hoffte, seine Verzweiflung damit zu überspielen. »Dann werde ich kommen«, lenkte er ein. »Gehen Sie, und richten Sie es dem Bischof aus.«
    Capos setzte sich die Mütze auf und zog den Kinnriemen stramm. »Es sind wieder Leute verschwunden«, sagte er düster. »Zwei junge Frauen wurden als vermisst gemeldet – und das ist sicher noch nicht alles. Es scheint egal zu sein, was wir tun und wie viele Leute wir einsetzen, die Situation wird ständig schlimmer. Die Männer in der Kaserne brauchen Ihre Stärke, Capitán.« Capos bekreuzigte sich. »Und ich gestehe, ich habe Ihre Führung in dieser schweren Zeit vermisst.«
    »Wie schützen Sie Ihre Familie?«, fragte Gonzales und hielt demonstrativ sein Gewehr hoch.
    Capos schaute in den Regen. »Wir schlafen zu zwanzig in einem Raum«, sagte er mit zusammengezogenen Brauen. »Die Verwandten meiner Frau und meine. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen, Capitán. So kann man nicht weiterleben.«
    »Bringen Sie Ihre Frau und Kinder zu uns«, sagte Gonzales. »Hier sind sie sicher. Das Haus ist größer und leichter zu verteidigen.«
    Capos suchte verlegen nach der richtigen Antwort. »Das ist ein großartiges Angebot, Capitán, aber ich kann die Familie nicht auseinanderreißen. Darf ich vorschlagen, dass Ihre Familie in mein Haus kommt? Es ist nicht so modern, aber sie wären dort sicher, und es wäre für alle einfacher. Wir werden Betten für sie aufstellen, und wir haben viel Platz, um Vorräte zu verstauen.«
    Gonzales wusste, dass

Weitere Kostenlose Bücher