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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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benommen. »Das habe ich mir weiß Gott verdient.« Sein Blick fiel auf den toten Bischof und den blutigen Dolch, der am Boden lag. »Mein Gott, was habe ich getan?«
    Gonzales wollte Wilsons Arm nicht loslassen. »Sie müssen mir helfen, meine Familie zu retten. Sie sind meine einzige Hoffnung. Bitte, Señor, meine armen Kinder.«
    »Ihr Schicksal ist besiegelt«, erwiderte Wilson. »Ich kann nichts tun.«

58.
    C USCO , P ERU C ALLE P AVITOS O RTSZEIT : 20.22 U HR 24. J ANUAR 1908
    Gonzales taumelte durch den Regen, so schnell ihn seine Füße trugen. Die Schmerzen machten es ihm schwer, das Gleichgewicht zu halten. Die Pfeilspitze steckte noch in seiner Schulter, und sooft sie einen Nerv berührte, knickte Gonzales in den Knien ein. Tränen schossen ihm in die Augen, wenn er an seine Familie zu Hause dachte. Der Ausländer hatte sie schon für tot erklärt.
    »Bitte, Gott, lass sie am Leben sein«, flüsterte Gonzales.
    Dowling hatte ihm seinen Revolver zurückgegeben und nachgesehen, ob er geladen war. Dann hatte er ihn nach Hause geschickt. An alles andere erinnerte er sich bloß verschwommen.
    »Dieser Bastard lässt meine Familie im Stich«, murmelte er vor sich hin. Seine Wut auf den Ausländer war grenzenlos. »Er hätte mir helfen müssen!«
    Vor der Kathedrale hatte er über viele Tote steigen müssen. Viele seiner Soldaten waren gefallen, aber auch etliche der absonderlichen Kriegerinnen, die wegen des Würfels nach Cusco gekommen waren. Wegen dieses kleinen Dings lagen nun viele in ihrem Blut auf den Stufen vor der Kirche.
    Plötzlich kamen ihm die roten Pupillen des Bischofs in den Sinn, und er beschleunigte seine Schritte, doch kurz darauf sank er schon wieder in die Knie und auf das nasse Pflaster, weil die Schmerzen aus seiner Wunde in den ganzen Körper strahlten.
    »Ich muss es nach Hause schaffen«, wimmerte er. Ihm wurde immer wieder schwarz vor Augen. Das Unwetter hielt noch an, und der Regen peitschte in die großen Pfützen.
    Gonzales musste daran denken, was für ein Gesicht Ramiro gemacht hatte, als er ihn bat, auf seine Familie aufzupassen. »Kann ich mich auf Sie verlassen?«, hatte er ihn gefragt, ihn mit beiden Händen an der Schulter gefasst und ihm in die Augen gesehen.
    »Sí, Capitán«, hatte der Untergebene geantwortet. »Sie können sich auf mich verlassen.«
    Gonzales bog um die Ecke und sah sein Haus, in dem Licht brannte. Jetzt hatte er es nicht mehr weit. Er versuchte, tief zu atmen, um nicht noch mehr an Kraft zu verlieren.
    »Bitte, lass sie am Leben sein«, flüsterte er. »Bitte, Gott!«
    Als er sich dem Haus näherte, sah er eine dunkle Silhouette auf der Veranda stehen, mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern. Es war ein Mann.
    Gonzales taumelte ein wenig schneller durch den Regen. Er betete, dass es Ramiro sein möge, der auf der Veranda stand, doch trotz der Dunkelheit glaubte er zu erkennen, dass er es nicht war. Er wischte sich den Regen aus den Augen und spähte angestrengt.
    Er konnte nur erkennen, dass es ein Soldat war, denn er hatte goldene Knöpfe am Kragen. Wenn Sarita und die Kinder tot waren, würde er sich das Leben nehmen, das hatte Gonzales schon beschlossen. Er konnte und wollte nicht ohne sie weiterleben. Er öffnete die Lasche seines Holsters und zog den Revolver.
    In dem Moment erkannte er den Mann auf der Veranda.
    Es war Capos, und er war blutbesudelt.
    Drei Meter vor seinem Haus sank Gonzales auf die Knie und schluchzte hemmungslos. »Bitte, Gott, warum hast du mich verlassen?«
    Capos rannte auf ihn zu und kniete sich vor ihn, um seinen Hauptmann in den Arm zu nehmen.
    »O mein Gott!« Gonzales weinte.
    »Ich habe eine schlechte Nachricht.« Capos drehte den Kopf zum Haus. Man sah dunkle Spritzer an der Scheibe des Küchenfensters. »Mein Gott«, murmelte er und zitterte.
    »Meine Familie ist tot!«, schrie Gonzales und hielt sich den Revolver an die Schläfe.
    »Nein, Capitán! Sie sind alle am Leben!«
    Gonzales konnte nicht glauben, was er hörte. Er hielt benommen inne.
    »Ramiro ist tot«, fuhr Capos fort. »Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten. Und noch jemand liegt tot in Ihrer Küche. Er wurde mit einem Schwert geköpft. Ich glaube, es ist Juan Santillana.«
    Gonzales sicherte den Revolver und schob ihn langsam ins Holster zurück. »Wo ist meine Frau? Wo sind meine Kinder?«
    »Im Schlafzimmer. Sie trauen sich nicht heraus.«
    Gonzales fühlte seine Kraft zurückkehren. Er stemmte sich vom Boden hoch und lief zur Tür. Zwei Tote lagen

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