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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Verdorbene Menschen und verdorbenes Tun müssen mit gleicher Kraft bekämpft werden.« Er zeigte noch einmal zum Gewölbe hinauf. »Mein Gott ist der Retter der Seelen, und niemand tritt ihm respektlos entgegen. Sie nicht und auch kein anderer! Trotzdem ist diese Kirche nichts ohne den Glauben und die Unterstützung ihrer Anhänger. Mitglieder der Herde müssen hinter ihrer Kirche stehen. Sind Sie bereit, hinter mir zu stehen?«
    Gonzales spürte, wie er rot wurde und ihm Schweißperlen auf die Stirn traten. »Ich habe diese Kirche immer unterstützt, Bischof. Wie ich schon Ihren Hausprälaten sagte, bin ich hier, um Sie über die rechtliche Lage aufzuklären, nicht, um das Recht durchzusetzen.«
    »Aber Sie missbilligen mein Vorgehen.«
    Gonzales zögerte, ehe er antwortete, während ihm ein Dutzend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf schossen. »So ist es, Bischof. Ich respektiere Sie, aber ich meine, dass der Leichnam endlich abgenommen werden muss, damit der Hass aufhören und die Heilung beginnen kann. Corsells Mutter ist in der Menschenmenge. Um Himmels willen, Sie müssen diesem Wahnsinn ein Ende machen!«
    »Sie meinen, ich sollte Mitgefühl zeigen?«
    »Ja, Bischof.«
    »Mitgefühl ist für die Schwachen, mein Junge. Dies sind finstere Zeiten, und kleinliche Überlegungen müssen hintanstehen. Sie müssen Folgendes begreifen, Capitán: Ich werde tun, was nötig ist, um diese heilige Kirche zu schützen. Und wenn Sie Ihre Kinder lieben und sie gesund aufwachsen sehen möchten, werden Sie von jetzt an mein Vorgehen, ohne zu fragen, unterstützen.«
    Gonzales sah dem Bischof forschend in die Augen, um zu erspüren, ob das eine Drohung war. Das war der Moment, in dem er das schwache rote Flackern in den kalten, dunklen Pupillen sah. Der Anblick war so erschreckend, dass Gonzales taumelnd zurückwich, ohne zu begreifen, warum.
    »Der Leichnam von Corsell Santillana wird acht Tage lang am Glockenturm hängen bleiben«, befahl Bischof Francisco und zeigte mit seinem knochigen Finger auf Gonzales’ Brust. »Am achten Tag wird er entfernt und in einem unbezeichneten Grab beerdigt werden. Das ist mein Wille und der Wille Gottes, und Sie werden gewährleisten, dass dem entsprochen wird. Ihre Wache draußen muss verdoppelt werden, und jeder soll ein geladenes Gewehr tragen. Wer versucht, sich der Kirche zu nähern, wird verhaftet.«
    »Ich werde tun, was Sie verlangen«, sagte Gonzales, während sein Magen sich fast überschlug. Eigentlich wusste er nicht, warum er so antwortete, aber der Schweiß, der ihm von der Stirn lief, sagte ihm, dass er die einzig richtige Entscheidung getroffen hatte. Es war nackte Angst, die er fühlte, dieselbe Angst wie bei dem Gedanken, in einen reißenden Fluss zu fallen.
    Der Bischof ging langsam um Gonzales herum. »Das ist gut, mein Sohn. Es gibt noch eine Aufgabe, die Sie erledigen müssen. Sie werden einen Fremden ausfindig machen ... einen Mann namens Wilson Dowling. Er ist aus dem Ausland hergekommen, mit dem Zug heute Morgen. Er will die untergegangene Inka-Stadt Vilcabamba entdecken. Er ist in Begleitung eines amerikanischen Gelehrten, Hiram Bingham. Ich nehme an, Sie kennen ihn? Sie müssen persönlich verhindern, dass die beiden die Berge erreichen. Sie werden sie nach Cusco zurückbringen, damit ich diesen Dowling befragen kann. Er ist ein Unbekannter, der die Kirche Jesu Christi schwächen will – behandeln Sie ihn unter diesen schwierigen Umständen mit Vorsicht. Wenn nötig, wenden Sie Gewalt an.«
    Mit rasendem Puls starrte Gonzales vor sich hin. Er war so verwirrt, als wäre er mit verbundenen Augen herumgewirbelt worden. »Ich werde tun, was Sie befehlen«, sagte er.

106 Jahre in der Zukunft ...

8.
    A NDEN , P ERU
H IRAM -B INGHAM -E XPRESS
32 K ILOMETER NORDWESTLICH VON C USCO
O RTSZEIT : 9.57 U HR
17. J ANUAR 2014
    In einer perfekten Welt wäre Helena mit einem Hubschrauber direkt zum Machu Picchu geflogen, aber weil die Inka-Ruinen zum Welterbe erklärt worden waren, galt für die Umgebung ein striktes Flugverbot. Das hieß, um auf schnellstem Wege dorthin zu gelangen, musste man von Cusco aus den Zug nehmen. Helena wäre mit dem Wagen über die tückischen Bergstraßen gefahren, wenn sie geglaubt hätte, damit schneller zu sein. Aber so saß sie nun in dem plüschigen Speisewagen, der den Anden entgegenzockelte. Der Fahrplan sah für zehn Uhr den Morgentee, für halb elf Cocktails und für ein Uhr Lunch vor. Der Zug fuhr auf gerader Strecke höchstens vierzig

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