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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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ihren Willen. Da das seine einzige Bedingung gewesen war, um sie reisen zu lassen, hatte sie keine Wahl gehabt und eingewilligt. Chad Chadwick war dreiunddreißig Jahre alt und eine ehemalige Siebenkämpferin des amerikanischen Olympiateams. Sie war 2008 bei der Olympiade in Peking Anwärterin für die Goldmedaille gewesen. Nachdem sie sich aber beim Speerwerfen, ihrer besten Disziplin, eine Rückenverletzung zugezogen hatte, hatte sie ihren Medaillentraum begraben müssen. Sie war über eins achtzig groß, blass, hatte eine weißblonde Stachelfrisur, und ihre Bewegungen wirkten wie bei vielen sehr muskulösen Menschen beinahe roboterhaft. Ihr konstant mürrischer Gesichtsausdruck trug nichts dazu bei, ihr Erscheinungsbild weicher wirken zu lassen. Wie alle guten Leibwächter beobachtete Chad alles und jeden, stellte wenn irgend möglich Blickkontakt her und schien in ihrer Wachsamkeit nicht eine Sekunde lang nachzulassen. Im Rucksack hatte sie Munition, Verbandszeug, eine Schockgranate und jede Menge Thunfisch im eigenen Saft, von dem sie fast auf die Sekunde genau alle drei Stunden aß.
    »Ich muss meinen Stoffwechsel konstant halten«, erklärte Chad. »Thunfisch ist Eiweiß pur. Er erhält die Muskelmasse und begrenzt die Fettbildung.«
    Pablo dagegen sah wie ein Gentleman aus. Helena schätzte ihn auf Ende vierzig. Er war halb Spanier, halb Südamerikaner, wahrscheinlich Inka. Die Spanier nannten jemanden wie ihn Mestizo. Sein Gesicht war flach, seine Haut dunkel. Im Vergleich zu Chad war er sehr klein, gerade einen Meter fünfundsechzig groß. Ein weiterer Hinweis auf seine Herkunft war, dass er ganz offen voreingenommen war, wenn es um die spanische Invasion unter Francisco Pizarro ging.
    »Die Eindringlinge kamen nur mit einem Ziel nach Südamerika: Sie wollten Gold finden«, erklärte Pablo ungestüm. »Pizarro hat den guten Inka-König Atahualpa rücksichtslos ermorden lassen – obwohl das Lösegeld für diesen gezahlt worden war. Die Konquistadoren waren dreckige Schweine!«
    Helena musste über die Bemerkung lächeln, da Pablo selbst zur Hälfte Spanier war. Sie hatte schon begriffen, dass Francisco Pizarro in Peru nicht gut gelitten war, obwohl er Lima gegründet und das Christentum gebracht hatte. Dem Kreuz an seiner Halskette nach zu urteilen, war Pablo überzeugter Katholik, wie die meisten Peruaner; trotzdem hasste er Pizarro mit jeder Faser seines Körpers.
    Der luxuriöse Zug war ein würdiges Andenken an den verstorbenen Hiram Bingham – den Yale-Gelehrten, der die Zitadelle Machu Picchu Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt hatte. Helena hatte ein eBook über ihn in der Tasche, das sie unterwegs lesen wollte. Das Leben des amerikanischen Forschungsreisenden hatten viele Erfolge gekrönt. Nach seiner sensationellen Entdeckung in Peru wurde er Gouverneur von Connecticut und langjähriges Mitglied des Senats. Und darüber hinaus inspirierte er Steven Spielberg zu seiner Figur des Indiana Jones.
    Konnte es ein größeres Kompliment geben?
    Die Innenverkleidung des Zuges war königsblau, die Polstermöbel und Vorhänge waren aus beigefarbenem Samt. Es war kein langer Zug, er bestand aus einer Diesellok und drei Waggons: einem Speisewagen, einem Salonwagen und einem Aussichtswagen am Schluss. Die Passagiere konnten dort am Geländer stehen und das Bergpanorama genießen, während der Zug von der Hochebene Cuscos dem Flusstal folgend zu den Andengipfeln hinauffuhr.
    Eine Gruppe von zwanzig Leuten, ältere Herren und eine entsprechende Anzahl junger Frauen, drängte sich im Aussichtswaggon. Sie tanzten und sangen begeistert zu den schnellen Rhythmen eines Gitarristen und eines Bongospielers. Normalerweise fuhr man fünf Stunden von Cusco bis zum Fuß des Machu Picchu, doch der Himmel hatte sich verdunkelt, und es gab Meldungen von schweren Regenfällen und Überflutungen in einem tieferen Teil des Tales. Pablo schätzte, dass sich die Fahrt auf acht Stunden ausdehnen könnte.
    Es war erst Vormittag, doch der Himmel wurde immer dunkler. Die ersten Regentropfen klatschten an die Fenster des Speisewagens, und Helena drückte unwillkürlich die Handflächen an die Scheibe, als sich der sanfte Regen zum Wolkenbruch entwickelte.
    »Da kommt wohl ein Sturm auf uns zu«, bemerkte Pablo mit Blick nach draußen. »Das Unwetter kommt von Westen, und das ist nicht gut.«
    »Besteht Überschwemmungsgefahr?«, fragte Chad.
    »Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen«, antwortete Pablo. »Es sind viele wichtige Leute

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