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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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bemerkte, dass er dicht neben dem Blutfleck kniete, und wich unwillkürlich zurück. »Sie haben mich rufen lassen?«, fragte er, während sein Puls stieg.
    Der Bischof wirkte ruhig, wie er mit gefalteten Händen vor ihm stand. »Sie sind immer ein guter Mann gewesen«, sagte er, und jedes seiner Worte schien wohlbedacht. »Sie sind ein guter Christ, der ein Leben in Würde und Anstand führt. Ich kenne Ihre Familie seit vielen Jahren, nicht wahr? Wie auch zahllose andere ehrenwerte Familien in dieser großen Stadt. Solange ich denken kann, diene ich meinem Gott und dieser Kirche mit allem, was ich habe. Ich habe ein keusches Leben geführt, wie Gott es von mir verlangt. Ich habe die Armen unterstützt, die Obdachlosen beherbergt, die Trauernden getröstet, und vor allem anderen«, er zeigte zur hohen Decke, »habe ich den Unglücklichen, die vom Weg abgekommen waren, Glauben gegeben. Die Heilige Schrift war mein Trost und mein Lehrer.«
    Gonzales musste unwillkürlich an seine kleinen Kinder denken, zwei Söhne und eine schöne Tochter, die erst vor sechs Monaten in diesen Mauern getauft worden war. Das Bild ihrer lächelnden Gesichter ließ eine unerwartete Wärme in sein Herz strömen, das momentan so erschüttert war.
    »Mein Leben lang habe ich das Kreuz Christi auf mich genommen, ungeachtet seiner Schwere«, fuhr der Bischof fort und wurde leidenschaftlicher. »Und ich habe mich nie gescheut, wenn nötig zum Schwert zu greifen, um die heilige Kirche, seine Kirche, oder die geliebten Mitglieder seiner Herde zu verteidigen.« Der Bischof deutete auf den Fleck am Boden. »Und obwohl Gottes Wille auf meiner Seite steht, hat dieses Verbrechen in seinem Hause stattgefunden, sodass ein dunkler Schatten über diese Kirche und meines Gottes Willen gefallen ist und die Dunkelheit nur davon genommen werden kann, wenn drastische Maßnahmen ergriffen werden, ungeachtet dessen, was recht erscheinen mag.«
    Der Bischof holte tief Luft und bemühte sich um Haltung. Seine Stimme wurde ruhiger. Die flackernden Kerzen beschienen sein hageres Gesicht. »Ich weiß, dass Sie von Anfang an gegen die Kreuzigung waren und dass Sie von mir verlangen, den Leichnam von der Außenmauer zu entfernen.«
    Es folgte längeres Schweigen, ehe sich Gonzales dazu äußerte. »Das ist richtig, Bischof. Die Bauern können ihre Trauer nicht länger im Zaum halten; jemand muss nachgeben.«
    »Ich weiß, was ich tue«, erwiderte der Bischof sofort. »Und ich tue, was nötig ist.«
    »Mag sein, dass Sie gottgefällig handeln«, fuhr Gonzales fort, »aber Sie handeln nicht nach dem Gesetz ... und das ist ein Problem für uns beide.«
    »Ich habe die volle Unterstützung meiner Gemeinde! Hören Sie nur die leidenschaftlichen Stimmen, da hören Sie die Zustimmung.«
    »Die Bürger trauern über die Ermordung Monseñor Peras. Sie wissen nicht, wie sie darauf reagieren sollen, außer indem sie Beleidigungen brüllen. Sie sind wütend, und das zeigen sie. Doch Sie müssen auch bedenken, dass Corsell Santillana für einen jungen Mann hoch geachtet war. Das wissen Sie. Und die Bürger von Cusco sind zwar wütend, aber sie finden es auch schwer zu begreifen, wieso er Monseñor Pera getötet haben soll. Die Kirche sollte Mitgefühl und Versöhnlichkeit beweisen, nicht Hass schüren.«
    Bischof Francisco lächelte matt. »Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen, Capitán. Sie sind ein guter Mann. Jedoch scheint es, dass Ihre Güte Sie blind macht für die Wahrheit: Corsell Santillana war vom Teufel besessen, als er Monseñor Pera tötete. Corsell Santillana hat mit solcher Wucht, mit solchem Hass auf ihn eingestochen, dass der gute Priester fast nicht mehr zu erkennen war. Vermutlich hat Santillana sogar von seinem Fleisch gegessen, da er eine beträchtliche Menge Blut im Mund hatte. Es ist unbestritten, dass Corsell Santillana dieses abscheuliche Verbrechen beging und sein Körper darum vom Teufel gereinigt werden musste.« Bischof Francisco holte nochmals tief Luft. »Gelobt sei Gott.« Er bekreuzigte sich.
    »Ich bin ein gottesfürchtiger Mann, Bischof, und will gewiss nicht respektlos erscheinen, aber das Gesetz erlaubt keine Kreuzigung, ungeachtet der Schwere eines Verbrechens.«
    »Aber nur so kann ich Corsell Santillanas Seele reinigen!«, schrie der Bischof, und seine Stimme hallte von den Wänden wider. »Nur so kann er nach einer solchen Tat in den Himmel aufsteigen. Dies sind dunkle Zeiten, Capitán. Es ist eine schreckliche Verderbtheit um uns her.

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