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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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stehe nie so früh auf«, brummte Bingham. »Wie spät ist es eigentlich?«
    Wilson sah auf die Uhr. »Halb sechs.«
    »Halb sechs!« Bingham drehte sich auf die andere Seite, zog seine Decke zurecht, rollte sich zusammen und schloss wieder die Augen.
    Wilson riss ihm die Decke weg und warf sie beiseite.
    »Mann, was soll das?«, schrie Bingham.
    »Das war kein Scherz! Wir müssen weiter. Ich habe ein schlechtes Gefühl, was diese Hütte angeht.«
    Bingham zitterte vor Kälte, während er überlegte, ob er stark genug war, um für seine Decke zu kämpfen. Laut fluchend riss er dann seine Hose vom Dachbalken und zog sie an. »Das ist lächerlich!«, brummte er wütend vor sich hin. »Als ich mich bereit erklärt habe, mit Ihnen zu gehen, tat ich das nicht, um mich Tag und Nacht wie einen Sklaven antreiben zu lassen! Keine Träger, haben Sie gesagt, und jetzt muss ich mich bei Kälte und Regen allein herumschlagen. Wirklich unglaublich.«
    »Wenigstens haben Sie trockene Klamotten.« Wilson öffnete die Tür und spähte aufmerksam in den dichten Nebel. Wieder hatte er das deutliche Gefühl, dass ein Beobachter da war, obwohl nichts diesen Verdacht bestätigte. Man konnte kaum zwei Meter weit sehen, folglich war es unmöglich, dass sie aus größerer Entfernung beobachtet wurden. Die einzigen Indizien dafür waren seine Gänsehaut und eine nervöse Unruhe in den Beinen, die er nicht abschütteln konnte. Irgendetwas war hier im Busch, er wusste nur nicht, was. Seit er in Peru angekommen war, hatten ihn völlig ungewohnte Gefühle beschlichen. Ich muss mich zusammenreißen , sagte er sich nun. Es war entscheidend, optimistisch und konzentriert zu bleiben. Er war ein Zeitreisender und hatte schon viele Dinge, erstaunliche Dinge gesehen. Er würde sich durch irgendwelche Ahnungen nicht einschüchtern lassen. Bald würde er aus dieser Welt verschwunden sein und diese Sorgen hinter sich gelassen haben.
    »Machen Sie um Himmels willen die Tür zu!«, schrie Bingham. »Es ist eiskalt da draußen!«
    Wilson tat es.
    »Ich will nichts weiter als eine Tasse Tee«, sagte Bingham, der inzwischen auf seinem Sattel saß und sich einen dicken Streifen Canvas-Stoff vom Stiefelende bis zum Knöchel wickelte. Er pflegte ihn mindestens ein Dutzend Mal um die Wade zu wickeln und dann unter dem Knie mit einer elastischen Binde zu sichern. So verhinderte er, dass Regenwasser und Schlamm in die Stiefel dringen konnten, und schützte sich vor Schlangenbissen. »Wenn Sie mir eine Tasse Tee machen, verspreche ich, den ganzen Tag zu reiten, ohne mich zu beklagen.«
    Wilson sah auf die verbliebenen Kiefernspäne und trockenen Holzscheite. »Versprechen Sie mir, etwas zu essen?«
    Bingham begann, das andere Bein zu umwickeln. »Ich verspreche es.«
    Wilson ging auf ein Knie nieder, zog sein Messer und schraubte den Feuerstein aus dem Griff. Eilig legte er frische Späne auf die erkaltete Asche der Feuerstelle. »Sie haben recht ... wir sollten essen, solange wir noch Gelegenheit dazu haben. Die dünne Luft zehrt aus – da muss man sich stärken.« Nach nur einem Schlag mit dem Messer auf den Feuerstein fingen die Späne Feuer. Innerhalb von Minuten brannte ein kräftiges Feuer, und kurz darauf kochten das Wasser in einer Blechdose und die gebackenen Bohnen in einer anderen.
    »Hoffentlich wissen Sie, wo es langgeht«, sagte Bingham schließlich, als er seinen heißen Tee schlürfte. »Ich habe beträchtliches Vertrauen in Sie bewiesen, als ich mich von Ihnen in die Wildnis führen ließ. Woher weiß ich, dass Sie sich hier auskennen? Ich bin zu vertrauensselig ... das ist mein Problem. Schon meine Mutter hat mich deswegen ermahnt und gemeint, dass mich das mal in Schwierigkeiten bringen würde.«
    »Ich kenne den Weg.« Wilson klang selbstsicher.
    »Sie war eine strenge Frau, meine Mutter.« Bingham stocherte in seinen Bohnen herum. »Aber ich verstehe noch immer nicht, wieso wir so früh aufstehen mussten. Würden wir ein paar Stunden warten, wäre es viel wärmer. Es wird sehr schön hier oben, wenn die Sonne hoch am Himmel steht.« Er schob sich eine Gabel voll in den Mund.
    »Zeit ist entscheidend«, sagte Wilson.
    »Nachdem Vilcabamba vierhundert Jahre lang nicht entdeckt wurde, kommt es wohl auf ein paar Stunden auch nicht mehr an, meinen Sie nicht?«
    Wilson faltete Binghams Decke zusammen und stopfte sie in eine der Satteltaschen neben der Tür. »Es dauert mindestens zwei volle Tage, vielleicht sogar drei, um von hier bis Vilcabamba zu

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